Als ich zum Mittagessen nach Hause fuhr, winkte mir ein Nachbar vom Wegesrand zu. Ich fuhr zurueckwinkend vorbei, schaute in meinen Rueckspiegel und sah ihn zuckend am Boden liegen. Als ich angehalten hatte und ausgestiegen war, hatte er seinen Hinterkopf schon so oft gegen die Betonkante gehauen, dass die Wand des Abflusskanals, an dem er lag, blutrot war, Schaum quoll ihm aus den Lippen, seine Augen waren anderswo und die Freunde, mit denen er sich grade noch unterhalten hatte, waren alle einen Schritt zurueckgegangen und schauten in die Luft. Als ich versuchte, ihn von der Kante wegzuschieben nahm schliesslich einer von ihnen die andere Hand. „Irgendetwas Weiches! Wir brauchen etwas Weiches, wo wir seinen Kopf drauflegen koennen! Etwas Weiches!“ Irgendwann brachte jemand regennasse Eierkartons, die zwar gleich blutgetraenkt waren aber er schmiss sich viel zu sehr hin und her, um seinen Kopf sicher darauf zu betten. Schliesslich meinte eine der Frauen: Wir tragen ihn auf die andere Seite, da liegt er auf der weichen Erde. Also schleppten wir ihn an Haenden und Fuessen rueben waehrend er sich wand und zuckte. Dann war er ganz ruhig. Sprang auf und schwankte zum leeren Tisch des Strasseneckenmetzgers, legte sich darauf, sprang wieder auf, lief eine Runde um den Tisch, legte sich wieder hin, sprang wieder auf und schwankte schliesslich seinem Haus entgegen. Einer seiner Freunde sagte: Der hat das schon seit Jahren. Und er weiss, dass er danach sofort nach Hause muss, sich waschen und wieder sauber anziehn. Ich habe unseren kleinen Markt noch nie so still gesehn, alle starrten ihn mit grossen Augen an... aber noch viel mehr die weisse Frau, die sich traut, ihn anzufassen. Mary erklaerte mir spaeter, dass Du Epilepsie kriegen kannst, wenn jemand waehrend eines Anfalls seinen Kopf gegen Deinen stoesst und das Risiko moechten auch seine Freunde nicht eingehn. Ein Junge aus ihrer Nachbarschaft ist im See ertrunken, als er einen Anfall hatte, waehrend er sich wusch. Mein Medizinbuch und ich haben eine andere Vorstellung von der Ansteckungsgefahr als der lokale Volksmund. Die arme Mary musste mir – sehr widerstrebend – versprechen, dass sie das naechste Mal hilft, wenn sie so etwas sieht.
(Zur Ehrrettung der Ghanaer sei gesagt, dass ich auch schon in Duesseldorf in der Strassenbahn einen epileptischen Anfall gesehen hab, bei denen keiner der Mitreisenden der Frau geholfen oder sie vor Verletzungen geschuetzt hat)
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