Donnerstag, Februar 09, 2006

Von keinem geschickt

Mir ist zufaellig wieder eingefallen, wie einfach das ist, mein Mittagessen mit Mary zu teilen, wenn ich zu viel gekocht hab. Aus meinen eigenen mageren Zeiten in Deutschland weiss ich zu gut, wie man aus Western von Gestern fix was Tolles zaubert. Deshalb gibt es bei mir normalerweise keine Reste zu entsorgen. Aber, wie gesagt, vor ein paar Tagen ist mir das irgendwoher gedaemmert und deshalb hab ich heut mittag mit Mary in der Kueche gesessen und sie hat sich Ratatuille (?) auf ihr Gari gekippt und ueber das Wort gelacht. Ich war ganz stolz, dass ich sagen konnte: Heute koche ich was, das hat einen Namen.

Ich fragte sie nach ihrer Schulbildung und sie erzaehlte: “Als ich ein Kind war, gingen ploetzlich alle Kinder aus meiner Nachbarschaft in die Schule. Nur ich musste den ganzen Tag zu Hause sitzen, weil kein Geld da war. Da hab ich meine ordentlichen Kleider angezogen – Schuluniform hatte ich ja keine – und bin den anderen Kindern hinterher gegangen. Als wir an der Schule ankamen, guckte der Lehrer mich an und sagte: Wer bist Du denn, wer hat Dich geschickt? Ich bin Mary und keiner hat mich geschickt. Da hat er mich nicht reingelassen. Also stand ich vor der Schule und sah andere Kinder zu einer anderen Schule gehn. Schnell bin ich hinterher gelaufen und deren Lehrerin hat nicht so gut aufgepasst, also bin ich dageblieben. Und wiedergekommen. Immer wenn sie alle Namen aufgerufen hat, hab ich ganz still da gesessen. Irgendwann hat sie mich bemerkt und gefragt, wer mich geschickt hat. Dann hat sie mich nach Hause gebracht und wir haben alle gefragt, ob sie was dazu tun koennen und so kam schliesslich mein Schulgeld zusammen. Spaeter kam meine Tante zu meiner Mutter und hat mich zu sich geholt und zur Schule geschickt: Grundschule (3 Jahre) und Mittelschule (3 Jahre). Die naechste Schule haette 500 000 Cedis Schulgeld gekostet (50 Euro). Das war zu viel. Da hab ich aufgehoert.”

Jetzt sitze ich hier an meinem Computer und arbeite und schreibe Geschichten und Mary liegt im gleichen Raum auf dem Boden, geniesst die Klima-Anlage und sucht alle Sachen, die sie fuer Mutters neues Kiosk gekauft hat, in meinem Woerterbuch. Dann kann sie eine Liste machen, in der alles richtig geschrieben ist.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ra|ta|touille die; -, -s u. das; -s, -s [frz. ratatouille]

Und was ist Gari?