Heute morgen auf dem Weg zu meiner eigentlichen Arbeit musste ich ploetzlich grinsen. Manchmal kommt die Anpassung an die fremde Umgebung so langsam und schleichend, dass man sie gar nicht bemerkt. Als ich hier ankam, fragten mich alle: Was arbeiten Deine Eltern, Deine Schwestern. Und als sie erfuhren, dass meine Eltern ein Geschaeft haben und meine aeltere Schwester ein Businesswoman ist, wurde ich mit tausend Plaenen bombardiert: koennen die nicht Trommeln fuer uns verkaufen, Koerbe, Perlen, Lederwaren. Es war schwer, zu erklaeren, dass meine Schwester als Unternehmensberaterin vielleicht nicht die richtige Zielgruppe fuer diese Art von Business ist. Und noch unverstaendlicher, dass in Deutschland fast jeder nur einen Job hat, der ihn ernaehrt und niemand nach Verdienstmoeglichkeiten rechts und links davon sucht.
Mein Grinsen heute morgen? Weil ich eine Liste aller Freunde und Familienmitglieder im Kopf durchging und ueberlegte, ob ich nicht irgendwen kenne, der an Stoffen und Naeharbeiten interessiert ist und den ich in ein Naehprojekt locken koennte. Meine neue kanadische Mitbewohnerin Angela arbeitet fuer eine kleine Nonnenschule, wo Waisenmaedchen naehen und kochen lernen. Angela ist Naehlehrerin und ueberlegt, ob es nicht auch Maerkte ausserhalb Bolgas gibt… Der Markt in Bolga ist voll von Maedchen, die naehen koennen und obwohl die Frauen und Maenner hier sehr eitel sind und ihr letztes Geld fuer ein schoenes Kleid hergeben, ist es schwer, in diesen Markt reinzukommen. Wenn wir also jemanden faenden, der die Stoffe, die sie einfaerben in Europa verkaufen wollte, oder etwas, das die Maedchen genaeht haben…
Und dann, wie gesagt, ging ich diese Liste der Freunde und Familienmitglieder durch und musste lachen: Das sind ja alles keine Ghanaer, egal ob an Stoffen interessiert oder nicht, die haben ja alle einen Job, ein Studium oder was auch immer, das sie Vollzeit beschaeftigt.
Und jetzt lache ich noch mehr, denn natuerlich hab ich diesen Blog nicht nur geschrieben, um Euch ueber meine Persoenlichkeitsentwicklung zu informieren. Ich bin inzwischen ghanaisch genug, um es trotzdem zu versuchen, was weiss ich denn, wie Ihr Eure Tage verbringt und wen Ihr kennt. Fuer die ghanaische Strategie muss man bereit sein, 100 Leute zu fragen und 99 Absagen einzustecken. Denn am Ende zaehlt nur der eine, der mit einem ins Geschaeft kommt.
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