Dienstag, Februar 28, 2006
Zurueck zu Haus
Eva und die Eltern sind gesund und staubig wieder in Bolga angekommen. Sobald ich wieder zu Atem komme, werde ich Euch ausfuehrlich von Goldgraebern, Kameltreibern, Lappohren und Schnupsnasen erzaehlen.
Mittwoch, Februar 15, 2006
Juhuu!
Freitag Morgen 2:30 fliegen meine Eltern mit Royal Air Maroc in Ouagadugu ein! Ich hole sie vom Flughafen ab und dann werden wir eine Woche in Burkina Faso rumreisen und alles rausfinden! Und alles aufessen: Erdbeeren, Kaese und so weiter! Und wie wild radebrechen: sche ne mongsch pa due viond (Ich nix Fleisch essen), mae mon papa aem due viond (– aber mein Papa liebt Fleisch) eskilia due schokola pur la mama (gibts Schokolade fuer die Mama?)! Uns streiten und vertragen und jeden Mittag puenktlich um halb eins Mittagsschlaf halten! Ist das nicht wunderbar?
The african way
Ich gebe es zu, alles begann zunaechst mit einer Strategie, um mein Ziel mit moeglichst wenig Aerger zu erreichen.
Ich moechte keine Kinderkarawane mehr in meinem Garten haben, die mein Wasser aus dem Haus traegt. Aber ich weiss, dass ich nicht zu meinem Hausmeister/Nachbarn Sammy sagen kann: “Ich moechte Deine Kinderkarawane nicht mehr in meinem Garten haben, die mein Wasser zu Deinem Haus traegt.” Denn wir leben in einer Gesellschaft der Konfliktvermeider, in die ich – nebenbei bemerkt - erschreckend gut passe.
Also sag ich lange gar nichts.
Und heute Abend dann: “Sammy, kann ich Dir irgendwie dabei helfen, das Wasserproblem in Deinem Haus zu loesen?” Und er sagt: “Weisst Du, vor einiger Zeit (ein paar Jahren?) hatten wir ein Leck und da ist so viel Wasser durch unseren Zaehler geflossen und wir konnten nicht bezahlen, dann haben sie uns das Wasser abgedreht und seitdem zahlen wir die Schulden ab. Noch ein bisschen und dann haben wir es geschafft.” Und ich sage: “Hm, ich bin nicht so gluecklich damit, dass immer so viele Maedchen in meinem Garten rumlaufen und immer wieder sind das andere, die ich gar nicht kenne, das verwirrt mich.” Nach ein wenig hin und her frag ich ihn, wieviel er den Wasserwerken denn noch schuldet. 600 000 (60 Euro). “Weisst Du was, soll ich Dir das Geld leihen? Du kannst Dein Problem und mein Problem loesen und wenn Du Geld hast, zahlst Du es zurueck.”
Als ich hier ankam, fand ich das unglaublich schwierig, alles positiv, offen und schwammig zu formulieren. Ausserdem hielt ich es fuer unehrlich und Zeitverschwendung, immer um den Pudding zu tanzen. Ich fand es viel besser, meinen Kopf immer wieder volle Lotte gegen die Wand zu donnern, statt zu fragen, wo die naechste Tuer ist.
Inzwischen sehe ich, dass man mit dem Puddingtanz tatsaechlich zu Loesungen kommen kann, die beide Seiten gluecklich machen: Ich bin das Gewusel los und hab nen Heiligenschein. Er wird wieder Wasser im Haus haben und seine Maedchen haben mehr Zeit, Hausaufgaben zu machen. Und auf dem Weg dahin haben wir keine Schmerzen gehabt und haben gelaechelt wie bloed.
Ob er das Geld zurueckzahlen wird? Kann schon sein…
Und wenn nicht? Na dann eben nicht…
Ich moechte keine Kinderkarawane mehr in meinem Garten haben, die mein Wasser aus dem Haus traegt. Aber ich weiss, dass ich nicht zu meinem Hausmeister/Nachbarn Sammy sagen kann: “Ich moechte Deine Kinderkarawane nicht mehr in meinem Garten haben, die mein Wasser zu Deinem Haus traegt.” Denn wir leben in einer Gesellschaft der Konfliktvermeider, in die ich – nebenbei bemerkt - erschreckend gut passe.
Also sag ich lange gar nichts.
Und heute Abend dann: “Sammy, kann ich Dir irgendwie dabei helfen, das Wasserproblem in Deinem Haus zu loesen?” Und er sagt: “Weisst Du, vor einiger Zeit (ein paar Jahren?) hatten wir ein Leck und da ist so viel Wasser durch unseren Zaehler geflossen und wir konnten nicht bezahlen, dann haben sie uns das Wasser abgedreht und seitdem zahlen wir die Schulden ab. Noch ein bisschen und dann haben wir es geschafft.” Und ich sage: “Hm, ich bin nicht so gluecklich damit, dass immer so viele Maedchen in meinem Garten rumlaufen und immer wieder sind das andere, die ich gar nicht kenne, das verwirrt mich.” Nach ein wenig hin und her frag ich ihn, wieviel er den Wasserwerken denn noch schuldet. 600 000 (60 Euro). “Weisst Du was, soll ich Dir das Geld leihen? Du kannst Dein Problem und mein Problem loesen und wenn Du Geld hast, zahlst Du es zurueck.”
Als ich hier ankam, fand ich das unglaublich schwierig, alles positiv, offen und schwammig zu formulieren. Ausserdem hielt ich es fuer unehrlich und Zeitverschwendung, immer um den Pudding zu tanzen. Ich fand es viel besser, meinen Kopf immer wieder volle Lotte gegen die Wand zu donnern, statt zu fragen, wo die naechste Tuer ist.
Inzwischen sehe ich, dass man mit dem Puddingtanz tatsaechlich zu Loesungen kommen kann, die beide Seiten gluecklich machen: Ich bin das Gewusel los und hab nen Heiligenschein. Er wird wieder Wasser im Haus haben und seine Maedchen haben mehr Zeit, Hausaufgaben zu machen. Und auf dem Weg dahin haben wir keine Schmerzen gehabt und haben gelaechelt wie bloed.
Ob er das Geld zurueckzahlen wird? Kann schon sein…
Und wenn nicht? Na dann eben nicht…
Ghanaisierung der Arbeitsmoral
Heute morgen auf dem Weg zu meiner eigentlichen Arbeit musste ich ploetzlich grinsen. Manchmal kommt die Anpassung an die fremde Umgebung so langsam und schleichend, dass man sie gar nicht bemerkt. Als ich hier ankam, fragten mich alle: Was arbeiten Deine Eltern, Deine Schwestern. Und als sie erfuhren, dass meine Eltern ein Geschaeft haben und meine aeltere Schwester ein Businesswoman ist, wurde ich mit tausend Plaenen bombardiert: koennen die nicht Trommeln fuer uns verkaufen, Koerbe, Perlen, Lederwaren. Es war schwer, zu erklaeren, dass meine Schwester als Unternehmensberaterin vielleicht nicht die richtige Zielgruppe fuer diese Art von Business ist. Und noch unverstaendlicher, dass in Deutschland fast jeder nur einen Job hat, der ihn ernaehrt und niemand nach Verdienstmoeglichkeiten rechts und links davon sucht.
Mein Grinsen heute morgen? Weil ich eine Liste aller Freunde und Familienmitglieder im Kopf durchging und ueberlegte, ob ich nicht irgendwen kenne, der an Stoffen und Naeharbeiten interessiert ist und den ich in ein Naehprojekt locken koennte. Meine neue kanadische Mitbewohnerin Angela arbeitet fuer eine kleine Nonnenschule, wo Waisenmaedchen naehen und kochen lernen. Angela ist Naehlehrerin und ueberlegt, ob es nicht auch Maerkte ausserhalb Bolgas gibt… Der Markt in Bolga ist voll von Maedchen, die naehen koennen und obwohl die Frauen und Maenner hier sehr eitel sind und ihr letztes Geld fuer ein schoenes Kleid hergeben, ist es schwer, in diesen Markt reinzukommen. Wenn wir also jemanden faenden, der die Stoffe, die sie einfaerben in Europa verkaufen wollte, oder etwas, das die Maedchen genaeht haben…
Und dann, wie gesagt, ging ich diese Liste der Freunde und Familienmitglieder durch und musste lachen: Das sind ja alles keine Ghanaer, egal ob an Stoffen interessiert oder nicht, die haben ja alle einen Job, ein Studium oder was auch immer, das sie Vollzeit beschaeftigt.
Und jetzt lache ich noch mehr, denn natuerlich hab ich diesen Blog nicht nur geschrieben, um Euch ueber meine Persoenlichkeitsentwicklung zu informieren. Ich bin inzwischen ghanaisch genug, um es trotzdem zu versuchen, was weiss ich denn, wie Ihr Eure Tage verbringt und wen Ihr kennt. Fuer die ghanaische Strategie muss man bereit sein, 100 Leute zu fragen und 99 Absagen einzustecken. Denn am Ende zaehlt nur der eine, der mit einem ins Geschaeft kommt.
Mein Grinsen heute morgen? Weil ich eine Liste aller Freunde und Familienmitglieder im Kopf durchging und ueberlegte, ob ich nicht irgendwen kenne, der an Stoffen und Naeharbeiten interessiert ist und den ich in ein Naehprojekt locken koennte. Meine neue kanadische Mitbewohnerin Angela arbeitet fuer eine kleine Nonnenschule, wo Waisenmaedchen naehen und kochen lernen. Angela ist Naehlehrerin und ueberlegt, ob es nicht auch Maerkte ausserhalb Bolgas gibt… Der Markt in Bolga ist voll von Maedchen, die naehen koennen und obwohl die Frauen und Maenner hier sehr eitel sind und ihr letztes Geld fuer ein schoenes Kleid hergeben, ist es schwer, in diesen Markt reinzukommen. Wenn wir also jemanden faenden, der die Stoffe, die sie einfaerben in Europa verkaufen wollte, oder etwas, das die Maedchen genaeht haben…
Und dann, wie gesagt, ging ich diese Liste der Freunde und Familienmitglieder durch und musste lachen: Das sind ja alles keine Ghanaer, egal ob an Stoffen interessiert oder nicht, die haben ja alle einen Job, ein Studium oder was auch immer, das sie Vollzeit beschaeftigt.
Und jetzt lache ich noch mehr, denn natuerlich hab ich diesen Blog nicht nur geschrieben, um Euch ueber meine Persoenlichkeitsentwicklung zu informieren. Ich bin inzwischen ghanaisch genug, um es trotzdem zu versuchen, was weiss ich denn, wie Ihr Eure Tage verbringt und wen Ihr kennt. Fuer die ghanaische Strategie muss man bereit sein, 100 Leute zu fragen und 99 Absagen einzustecken. Denn am Ende zaehlt nur der eine, der mit einem ins Geschaeft kommt.
Dienstag, Februar 14, 2006
Einfach
Letztes Wochenende waren Debbie und ich auf Entdeckungstour. Wir haben Taxi gespielt, einen hohen Berg bewundert, den Dachdeckern beim Dachdecken zugesehn, den Gaertnern beim Bewaessern und waren gluecklich.
Donnerstag, Februar 09, 2006
Von keinem geschickt
Mir ist zufaellig wieder eingefallen, wie einfach das ist, mein Mittagessen mit Mary zu teilen, wenn ich zu viel gekocht hab. Aus meinen eigenen mageren Zeiten in Deutschland weiss ich zu gut, wie man aus Western von Gestern fix was Tolles zaubert. Deshalb gibt es bei mir normalerweise keine Reste zu entsorgen. Aber, wie gesagt, vor ein paar Tagen ist mir das irgendwoher gedaemmert und deshalb hab ich heut mittag mit Mary in der Kueche gesessen und sie hat sich Ratatuille (?) auf ihr Gari gekippt und ueber das Wort gelacht. Ich war ganz stolz, dass ich sagen konnte: Heute koche ich was, das hat einen Namen.
Ich fragte sie nach ihrer Schulbildung und sie erzaehlte: “Als ich ein Kind war, gingen ploetzlich alle Kinder aus meiner Nachbarschaft in die Schule. Nur ich musste den ganzen Tag zu Hause sitzen, weil kein Geld da war. Da hab ich meine ordentlichen Kleider angezogen – Schuluniform hatte ich ja keine – und bin den anderen Kindern hinterher gegangen. Als wir an der Schule ankamen, guckte der Lehrer mich an und sagte: Wer bist Du denn, wer hat Dich geschickt? Ich bin Mary und keiner hat mich geschickt. Da hat er mich nicht reingelassen. Also stand ich vor der Schule und sah andere Kinder zu einer anderen Schule gehn. Schnell bin ich hinterher gelaufen und deren Lehrerin hat nicht so gut aufgepasst, also bin ich dageblieben. Und wiedergekommen. Immer wenn sie alle Namen aufgerufen hat, hab ich ganz still da gesessen. Irgendwann hat sie mich bemerkt und gefragt, wer mich geschickt hat. Dann hat sie mich nach Hause gebracht und wir haben alle gefragt, ob sie was dazu tun koennen und so kam schliesslich mein Schulgeld zusammen. Spaeter kam meine Tante zu meiner Mutter und hat mich zu sich geholt und zur Schule geschickt: Grundschule (3 Jahre) und Mittelschule (3 Jahre). Die naechste Schule haette 500 000 Cedis Schulgeld gekostet (50 Euro). Das war zu viel. Da hab ich aufgehoert.”
Jetzt sitze ich hier an meinem Computer und arbeite und schreibe Geschichten und Mary liegt im gleichen Raum auf dem Boden, geniesst die Klima-Anlage und sucht alle Sachen, die sie fuer Mutters neues Kiosk gekauft hat, in meinem Woerterbuch. Dann kann sie eine Liste machen, in der alles richtig geschrieben ist.
Ich fragte sie nach ihrer Schulbildung und sie erzaehlte: “Als ich ein Kind war, gingen ploetzlich alle Kinder aus meiner Nachbarschaft in die Schule. Nur ich musste den ganzen Tag zu Hause sitzen, weil kein Geld da war. Da hab ich meine ordentlichen Kleider angezogen – Schuluniform hatte ich ja keine – und bin den anderen Kindern hinterher gegangen. Als wir an der Schule ankamen, guckte der Lehrer mich an und sagte: Wer bist Du denn, wer hat Dich geschickt? Ich bin Mary und keiner hat mich geschickt. Da hat er mich nicht reingelassen. Also stand ich vor der Schule und sah andere Kinder zu einer anderen Schule gehn. Schnell bin ich hinterher gelaufen und deren Lehrerin hat nicht so gut aufgepasst, also bin ich dageblieben. Und wiedergekommen. Immer wenn sie alle Namen aufgerufen hat, hab ich ganz still da gesessen. Irgendwann hat sie mich bemerkt und gefragt, wer mich geschickt hat. Dann hat sie mich nach Hause gebracht und wir haben alle gefragt, ob sie was dazu tun koennen und so kam schliesslich mein Schulgeld zusammen. Spaeter kam meine Tante zu meiner Mutter und hat mich zu sich geholt und zur Schule geschickt: Grundschule (3 Jahre) und Mittelschule (3 Jahre). Die naechste Schule haette 500 000 Cedis Schulgeld gekostet (50 Euro). Das war zu viel. Da hab ich aufgehoert.”
Jetzt sitze ich hier an meinem Computer und arbeite und schreibe Geschichten und Mary liegt im gleichen Raum auf dem Boden, geniesst die Klima-Anlage und sucht alle Sachen, die sie fuer Mutters neues Kiosk gekauft hat, in meinem Woerterbuch. Dann kann sie eine Liste machen, in der alles richtig geschrieben ist.
Montag, Februar 06, 2006
Tatort Bolga
Samstag morgen war ich bei Debbie um die Fortsetzung unseres Krimis zu beobachten. Es war wie im Fernsehn: Ein grosser, attraktiver, kompetenter und charmanter Kommissar (nur sind die im Fernsehn nie schwarz und tragen keine bestickten Hemden), kam zur nochmaligen Spurenaufnahme. Ihn begleitete ein kleiner Mann in einer Art Schlafanzug mit halblangen Beinen, bedruckt mit lebensgrossen Spruehdosen in gruen und blau, der ueber und ueber mit billigem Schmuck behaengt war und sich wichtig tat, ohne einen blassen Schimmer zu haben. Eindeutig: der Polizeichef von Bolga. (Debbie dachte erst, das sei der Fahrer und hat ihn entsprechend begruesst.)
Als Grund fuer ihren Besuch gaben sie an, dass sie Fotos von den Spuren machen wollten. Was lustig war, denn der Polizeifotograf hatte das am Freitag auch schon gemacht. Der wahre Grund war, dass die Franzosen den Polizeichef auf eine Schulung geschickt und ihm dann eine fette Digitalkamera gegeben hatten auf die er maechtig stolz war und die er der weissen Frau zeigen wollte. Was fuer eine Wonne, dass die weisse Freundin der weissen Frau auch da war. So mussten wir uns alle in den kleinen Raum mit den Fussspuren quetschen, waehrend er mit seiner Kamera hantierte. Leider hatte er bei der Schulung nicht so recht aufgepasst und fand den Ausloeser nicht. Was ihn aber nicht davon abhielt, Debbie und alle anderen Englaender zu beschimpfen. Die sind naemlich Dummkoepfe, findet er, weil sie ihm nie Kameras schenken und ihn auch nicht auf Schulungen schicken, wo er sich den Bauch vollschlagen kann.
Der Verdaechtige ist inzwischen verhaftet, seine Fuesse sind genau so gross wie die Spuren, gestanden hat er aber noch nicht. Die Nachbarn beruhigen Debbie: “Keine Sorge, der ist jetzt bei der Polizei und die werden ihn foltern, bis er gesteht.” Als die gleichen Nachbarn merken, dass das Debbie nicht beruhigt, sagen sie: “Keine Sorge, die werden ganz lieb zu ihm sein und ihn nicht schlagen. Dann wird er einsehen und gestehen.” Was wissen wir schon?
Als Grund fuer ihren Besuch gaben sie an, dass sie Fotos von den Spuren machen wollten. Was lustig war, denn der Polizeifotograf hatte das am Freitag auch schon gemacht. Der wahre Grund war, dass die Franzosen den Polizeichef auf eine Schulung geschickt und ihm dann eine fette Digitalkamera gegeben hatten auf die er maechtig stolz war und die er der weissen Frau zeigen wollte. Was fuer eine Wonne, dass die weisse Freundin der weissen Frau auch da war. So mussten wir uns alle in den kleinen Raum mit den Fussspuren quetschen, waehrend er mit seiner Kamera hantierte. Leider hatte er bei der Schulung nicht so recht aufgepasst und fand den Ausloeser nicht. Was ihn aber nicht davon abhielt, Debbie und alle anderen Englaender zu beschimpfen. Die sind naemlich Dummkoepfe, findet er, weil sie ihm nie Kameras schenken und ihn auch nicht auf Schulungen schicken, wo er sich den Bauch vollschlagen kann.
Der Verdaechtige ist inzwischen verhaftet, seine Fuesse sind genau so gross wie die Spuren, gestanden hat er aber noch nicht. Die Nachbarn beruhigen Debbie: “Keine Sorge, der ist jetzt bei der Polizei und die werden ihn foltern, bis er gesteht.” Als die gleichen Nachbarn merken, dass das Debbie nicht beruhigt, sagen sie: “Keine Sorge, die werden ganz lieb zu ihm sein und ihn nicht schlagen. Dann wird er einsehen und gestehen.” Was wissen wir schon?
Eva in Ghana
Krieg der Kroeten
Gestern stand ich vor meiner Kuechentuer, betrachtete versonnen meine Kroeten und dachte an meine Mutter. Nicht dass diese Kreaturen irgendeine Aehnlichkeit mit meiner geliebten Frau Mama haetten, im Gegentum. Vielmehr ueberdachte ich die muetterabweisende Wirkung von Kroeten auf der Schwelle. Schliesslich kam ich zu dem Schluss: Wenn ich meine Mutter in mein Haus locken moechte, muessen die Kroeten weichen. Also ging ich zum Vater-der-nicht-im-Schlamm-versinkt (Tagwachmann) und sagte:
“Come. Look. This no good. Uarrrrgh! You take and put there!”
“Komm. Guck. Das nix gut. Uarrrgh (mit verzerrtem Gesicht auf die Kroeten zeigend)! Du nimm und tu nach da (auf die Gartenmauer zeigend).”
Das war das erste Mal, dass ich ihm auf Englisch eine Anweisung gegeben hab, die er verstand. In hohem Bogen und alle Viere von sich streckend, lernen die Kroeten nun fliegen – ueber die Mauer in Nachbars Garten.
Dennis (Nachtwachmann) hat nicht nur einen englischen Namen, er versteht auch etwas mehr Englisch. Also sagte ich zu ihm:
“Dennis, we are starting a war! A war against toads!”
“Dennis, wir beginnen einen Krieg! Einen Krieg gegen die Kroeten!”
Dennis guckt verwirrt. Entweder versteht er das Wort toads nicht oder er haelt mich fuer uebergeschnappt oder beides. Also sag ich “Come. Look!” und zeige auf die Kroeten. Ich erzaehle ihm, wie dieser Krieg in der Zeitung und im Fernsehn sein wird und wir beruehmt werden. Da lacht er und versteht dass ich nur ein bisschen verrueckt bin. Und verzieht das Gesicht, als ihm klar wird, dass er an vorderster Front kaempfen muss.
Nun schoepfen sie morgens und abends die aeusserste Schicht Kroeten ab und lassen sie fliegen. Der Nachschub kommt im Laufe des Tages oder der Nacht aus dem Wasserrohr gekrochen. Nun hoffe ich, dass meine Jungs schneller schmeissen, als die Kroeten brueten koennen und dann, vielleicht, mag meine Mama mich besuchen.
Gestern stand ich vor meiner Kuechentuer, betrachtete versonnen meine Kroeten und dachte an meine Mutter. Nicht dass diese Kreaturen irgendeine Aehnlichkeit mit meiner geliebten Frau Mama haetten, im Gegentum. Vielmehr ueberdachte ich die muetterabweisende Wirkung von Kroeten auf der Schwelle. Schliesslich kam ich zu dem Schluss: Wenn ich meine Mutter in mein Haus locken moechte, muessen die Kroeten weichen. Also ging ich zum Vater-der-nicht-im-Schlamm-versinkt (Tagwachmann) und sagte:
“Come. Look. This no good. Uarrrrgh! You take and put there!”
“Komm. Guck. Das nix gut. Uarrrgh (mit verzerrtem Gesicht auf die Kroeten zeigend)! Du nimm und tu nach da (auf die Gartenmauer zeigend).”
Das war das erste Mal, dass ich ihm auf Englisch eine Anweisung gegeben hab, die er verstand. In hohem Bogen und alle Viere von sich streckend, lernen die Kroeten nun fliegen – ueber die Mauer in Nachbars Garten.
Dennis (Nachtwachmann) hat nicht nur einen englischen Namen, er versteht auch etwas mehr Englisch. Also sagte ich zu ihm:
“Dennis, we are starting a war! A war against toads!”
“Dennis, wir beginnen einen Krieg! Einen Krieg gegen die Kroeten!”
Dennis guckt verwirrt. Entweder versteht er das Wort toads nicht oder er haelt mich fuer uebergeschnappt oder beides. Also sag ich “Come. Look!” und zeige auf die Kroeten. Ich erzaehle ihm, wie dieser Krieg in der Zeitung und im Fernsehn sein wird und wir beruehmt werden. Da lacht er und versteht dass ich nur ein bisschen verrueckt bin. Und verzieht das Gesicht, als ihm klar wird, dass er an vorderster Front kaempfen muss.
Nun schoepfen sie morgens und abends die aeusserste Schicht Kroeten ab und lassen sie fliegen. Der Nachschub kommt im Laufe des Tages oder der Nacht aus dem Wasserrohr gekrochen. Nun hoffe ich, dass meine Jungs schneller schmeissen, als die Kroeten brueten koennen und dann, vielleicht, mag meine Mama mich besuchen.
Freitag, Februar 03, 2006
Harry, hol den Wagen - oder:Krimi in Bolga
(bitte zuerst “Klausaecke!” lesen)
Grade hab ich Debbie angerufen, um nach neusten Entwicklungen zu fragen.
“Wir haben Spuren!” sagt sie. Der gleiche Polizist wie letztes Mal hat den Fall aufgenommen. Er hat im Haus Fussspuren gefunden und sagte gleich: Das ist ein Mann der irgendein Problem mit einem Bein hat, die Spur ist so komisch schief.
Francis, Debbies Nachbar, hatte uns heute morgen erzaehlt, wen er verdaechtigt: “Den jungen Mann aus dem local house (also Lehmhaus) da hinten. Du hast ihn bestimmt schon gesehen, der geht so komisch. Der hat uns auch schon Huehner gestolen und macht immer Aerger.”
Debbie sagt: “Ich weiss gar nicht, ob ich will dass sie den Dieb finden.” Wir wissen beide, wie man hier mit Dieben umgeht und das ist gar nicht schoen. Sie werden zusammengeschlagen, bis jemand dazwischengeht oder bis sie sich nicht mehr regen. Ob das komische Bein des Diebes wohl von einer frueheren Begegnung mit der oertlichen Selbstjustiz kommt? Falls man sie in den Knast wirft, schneidet man (wer?) ihnen ein Viertelohr ab. Damit der Dieb fuer immer gezeichnet ist. Das Vertrauen in Resozialisation scheint nicht gar so ausgepraegt zu sein. Ohr abhacken ist immer noch netter als Hand, schliesslich ist die Ohrenspitze von eher geringer praktischer Bedeutung.
Grade hab ich Debbie angerufen, um nach neusten Entwicklungen zu fragen.
“Wir haben Spuren!” sagt sie. Der gleiche Polizist wie letztes Mal hat den Fall aufgenommen. Er hat im Haus Fussspuren gefunden und sagte gleich: Das ist ein Mann der irgendein Problem mit einem Bein hat, die Spur ist so komisch schief.
Francis, Debbies Nachbar, hatte uns heute morgen erzaehlt, wen er verdaechtigt: “Den jungen Mann aus dem local house (also Lehmhaus) da hinten. Du hast ihn bestimmt schon gesehen, der geht so komisch. Der hat uns auch schon Huehner gestolen und macht immer Aerger.”
Debbie sagt: “Ich weiss gar nicht, ob ich will dass sie den Dieb finden.” Wir wissen beide, wie man hier mit Dieben umgeht und das ist gar nicht schoen. Sie werden zusammengeschlagen, bis jemand dazwischengeht oder bis sie sich nicht mehr regen. Ob das komische Bein des Diebes wohl von einer frueheren Begegnung mit der oertlichen Selbstjustiz kommt? Falls man sie in den Knast wirft, schneidet man (wer?) ihnen ein Viertelohr ab. Damit der Dieb fuer immer gezeichnet ist. Das Vertrauen in Resozialisation scheint nicht gar so ausgepraegt zu sein. Ohr abhacken ist immer noch netter als Hand, schliesslich ist die Ohrenspitze von eher geringer praktischer Bedeutung.
Klausaecke! Dreckige!
Heute morgen um halb vier klingelte mein Telefon.
“Hallo?”
“Hier is Debbie?”
“Was s los?”
“Sie haben wieder bei mir eingebrochen. Ich sitz in meinem Zimmer und trau mich nicht raus. Ich kann keinen Mann erreichen und weiss nicht, was ich tun soll.”
“Bleib wo Du bist, ich zieh mich an, schnapp mir meinen Wachmann und wir kommen vorbei.”
Als wir ankamen, war ihr Nachbarjunge aufgewacht und sie zaehlten zusammen, was fehlt: Ein Buegeleisen, ein Wasserkocher, drei Glaeser, ein Handtuch, ein Liter Milch, eine elektrische Zahnbuerste… Dass der Wasserkocher fehlt, merkte sie, als sie Ur-Englisch meinte: “Ich mach erstmal Tee.”
Debbie war von Taschenlampenlicht aufgewacht und davon, dass jemand an ihrer (abgeschlossenen) Schlafzimmertuer ruettelte. Als sie das erste Mal bei ihr waren (im Oktober) klauten die Diebe: Zwei Toepfe, eine Fahrrad, ein Handtuch, einen Liter Milch, zwei Flaschen Tonic Water, eine Packung Wechseljahrshormone. Weder damals noch heute nahmen sie die Flasche Gin mit. Heisst das, dass sie Moslems sind? Vor zwei Wochen kam jemand tagsueber in ihre Kueche waehrend sie duschte und nahm ihr Handy mit.
Alles deutet darauf hin, dass die Diebe nebenan wohnen. Also wird Debbie nun durch ihre Nachbarschaft gehn und misstrauisch gucken, ob irgendwer besonders gepflegt aussieht, weil er mit dem Diebesgut besser duschen, zaehneputzen und buegeln kann.
Heute morgen konnte ich Debbie dann endlich davon ueberzeugen, dass sie einen Wachmann braucht. Habe meinen Assistenten schon beauftragt, ihr einen so jungen und wachen Mann zu finden wie meinen.
“Hallo?”
“Hier is Debbie?”
“Was s los?”
“Sie haben wieder bei mir eingebrochen. Ich sitz in meinem Zimmer und trau mich nicht raus. Ich kann keinen Mann erreichen und weiss nicht, was ich tun soll.”
“Bleib wo Du bist, ich zieh mich an, schnapp mir meinen Wachmann und wir kommen vorbei.”
Als wir ankamen, war ihr Nachbarjunge aufgewacht und sie zaehlten zusammen, was fehlt: Ein Buegeleisen, ein Wasserkocher, drei Glaeser, ein Handtuch, ein Liter Milch, eine elektrische Zahnbuerste… Dass der Wasserkocher fehlt, merkte sie, als sie Ur-Englisch meinte: “Ich mach erstmal Tee.”
Debbie war von Taschenlampenlicht aufgewacht und davon, dass jemand an ihrer (abgeschlossenen) Schlafzimmertuer ruettelte. Als sie das erste Mal bei ihr waren (im Oktober) klauten die Diebe: Zwei Toepfe, eine Fahrrad, ein Handtuch, einen Liter Milch, zwei Flaschen Tonic Water, eine Packung Wechseljahrshormone. Weder damals noch heute nahmen sie die Flasche Gin mit. Heisst das, dass sie Moslems sind? Vor zwei Wochen kam jemand tagsueber in ihre Kueche waehrend sie duschte und nahm ihr Handy mit.
Alles deutet darauf hin, dass die Diebe nebenan wohnen. Also wird Debbie nun durch ihre Nachbarschaft gehn und misstrauisch gucken, ob irgendwer besonders gepflegt aussieht, weil er mit dem Diebesgut besser duschen, zaehneputzen und buegeln kann.
Heute morgen konnte ich Debbie dann endlich davon ueberzeugen, dass sie einen Wachmann braucht. Habe meinen Assistenten schon beauftragt, ihr einen so jungen und wachen Mann zu finden wie meinen.
Donnerstag, Februar 02, 2006
Der Staub. Der Staub. Der Staub.
Ich koennte einen ganzen Blog mit meinem Staub fuellen. Er dringt in jede Ritze, setzt sich in jede Falte die ich vorher noch gar nicht bemerkt hatte, verstopft die Nase und die Lunge, verwandelt das Haar in Stroh und fuellt das Haus. Morgens zwischen fuenf und sechs erwache ich davon, dass mein Wachmann den Staub fegt: Wusch! Wusch! Wusch!Also nicht: Den Staub WEGFEGT, denn mein ganzer Garten besteht nur aus Staub, sondern den Staub SAUBERFEGT. Wenn ich abends schlafen geh wasche ich als letztes die dicke Staubschicht von meinen Fuessen, schleiche dann auf Zehenspitzen (dann bleiben zumindest die Fersen sauber) in mein Bett und und packe meine Fuesse dick in Kakaobutter. Und Mary kann waschen und wischen wie sie will, wir verstauben. Und warten geduldig (?) auf die naechste Regenzeit, irgendwann im Mai oder Juni.
Mary sprengt die Bank
Heute hat Mary ein Konto eroeffnet. Und Eva sass dabei wie ein stolzes Muttertier. Haette ja fast angefangen zu heulen. Sie fluesterte mir zu: “Eva, Du musst mir helfen, ich hab bei meiner Unterschrift kein System!” (das heisst, die Unterschrift sieht jedes Mal anders aus) Und ich fluesterte zurueck: “Keine Sorge, wenn Du nicht unterschreiben willst, kannst Du statt dessen auch Deinen Daumenabdruck benutzen.”
Jetzt wo ich wieder wirklich in Bolga angekommen bin (und meine Chefin wieder wirklich in Washington angekommen ist), kann ich all die losen Faeden aufnehmen, die in meiner Abwesenheit zerfranst sind. Also haben wir uns gestern ueber die Buecher gesetzt und eine Bilanz der letzten 4 Monate gezogen, die Zahlen hin und her geschoben, bis uns der Kopf rauchte. Das Ergebnis war, dass Mary so ungefaehr ihren Lohn verdoppelt durch die Baeckerei.
Nur ist leider davon kein einziger Cedi mehr in ihrer Tasche. Da musste ein Plan her. Oder eher: Mehrere Plaene.
Auf das Sparbuch werde ich nun ihren Lohn einzahlen und habe ihr versprochen, das Buch aufzubewahren und ganz zickig zu sein, wenn sie an das Geld dran will. Ausserdem will sie ein Ausgabenbuch fuehren, um rauszufinden, wo der Eimer sein groesstes Loch hat.
Die dritte Strategie gegen ein Problem auf der Ausgabenseite hat natuerlich viel mehr Sexappeal: Die Einnahmenseite verbessern. Also werden wir bei der Total Tankstelle vorsprechen, ob sie unser Brot verkaufen wollen und ausserdem unseren Kuchen auf den Markt werfen. Nur duerfen wir ihn natuerlich nicht Zitronenkuchen nennen (Iiih, das Zeug womit wir uns zwischen den Beinen waschen?!)
Jetzt wo ich wieder wirklich in Bolga angekommen bin (und meine Chefin wieder wirklich in Washington angekommen ist), kann ich all die losen Faeden aufnehmen, die in meiner Abwesenheit zerfranst sind. Also haben wir uns gestern ueber die Buecher gesetzt und eine Bilanz der letzten 4 Monate gezogen, die Zahlen hin und her geschoben, bis uns der Kopf rauchte. Das Ergebnis war, dass Mary so ungefaehr ihren Lohn verdoppelt durch die Baeckerei.
Nur ist leider davon kein einziger Cedi mehr in ihrer Tasche. Da musste ein Plan her. Oder eher: Mehrere Plaene.
Auf das Sparbuch werde ich nun ihren Lohn einzahlen und habe ihr versprochen, das Buch aufzubewahren und ganz zickig zu sein, wenn sie an das Geld dran will. Ausserdem will sie ein Ausgabenbuch fuehren, um rauszufinden, wo der Eimer sein groesstes Loch hat.
Die dritte Strategie gegen ein Problem auf der Ausgabenseite hat natuerlich viel mehr Sexappeal: Die Einnahmenseite verbessern. Also werden wir bei der Total Tankstelle vorsprechen, ob sie unser Brot verkaufen wollen und ausserdem unseren Kuchen auf den Markt werfen. Nur duerfen wir ihn natuerlich nicht Zitronenkuchen nennen (Iiih, das Zeug womit wir uns zwischen den Beinen waschen?!)
Mittwoch, Februar 01, 2006
Spracheinsamkeit
Meine Lieben, bitte verzeiht diesen literarischen Einschub, der nichts mit Afrika zu tun hat. Ausser vielleicht Folgendes: Wer allein mit seiner Sprache in Afrika ist, pluendert wieder und wieder den gleichen Buecherschrank. Und wenn er (in diesem Falle sie) dann etwas Schoenes findet, was sie schon lange vergessen hatte, ist niemand da, der die Freude teilt. Denn die einzigen Leute in Bolga, die meine Sprache sprechen, sind diese Missionare, mit denen mich dann sonst – ausser der Sprache – nichts verbindet.
Palindrome (vorwaerts und rueckwaerts zu lesen)
Ein Neger mit Gazelle zagt im Regen nie.
In Nagold legen Hähne Geld – log Anni.
Nie fragt sie:”Ist gefegt?” Sie ist gar fein.
Eine Hure bei Liebe ruhe nie!
Leben Sie mit im Eisnebel?
Leg in eine so helle Hose nie n’ Igel!
Eine treue Familie bei Lima feuerte nie.
Die liebe Tote! Beileid!
(aus Reclam: Deutsche Unsinnpoesie)
Ich weiss ja, wie man Schuettelreime findet (also: Menschen moegen Moewen leiden, waehrend sie die Loewen meiden), aber vor Palindromen habe ich Heidenrespekt. Die sehen so leicht und spielerisch aus, aber wo findet man die, was muss man mit seinen Buchstaben machen, um da anzukommen?
Wie ihr seht, ist auch dieser Beitrag nicht ganz unafrikanisch (s. Gazelle). Als Kind hab ich mir den Neger immer in der Telefonzelle vorgestellt, da das die einzige Zelle war, die ich kannte. Ausserdem waere die ja wirklich viel praktischer als eine Ga-Zelle um unverzagt den Regenguss abzuwarten.
Palindrome (vorwaerts und rueckwaerts zu lesen)
Ein Neger mit Gazelle zagt im Regen nie.
In Nagold legen Hähne Geld – log Anni.
Nie fragt sie:”Ist gefegt?” Sie ist gar fein.
Eine Hure bei Liebe ruhe nie!
Leben Sie mit im Eisnebel?
Leg in eine so helle Hose nie n’ Igel!
Eine treue Familie bei Lima feuerte nie.
Die liebe Tote! Beileid!
(aus Reclam: Deutsche Unsinnpoesie)
Ich weiss ja, wie man Schuettelreime findet (also: Menschen moegen Moewen leiden, waehrend sie die Loewen meiden), aber vor Palindromen habe ich Heidenrespekt. Die sehen so leicht und spielerisch aus, aber wo findet man die, was muss man mit seinen Buchstaben machen, um da anzukommen?
Wie ihr seht, ist auch dieser Beitrag nicht ganz unafrikanisch (s. Gazelle). Als Kind hab ich mir den Neger immer in der Telefonzelle vorgestellt, da das die einzige Zelle war, die ich kannte. Ausserdem waere die ja wirklich viel praktischer als eine Ga-Zelle um unverzagt den Regenguss abzuwarten.
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