Sonntag, September 11, 2005

Krude Kerle

Meine Freundinnen hier lachen darueber, dass ich immer wieder die eigenartigsten Leute anschleppe, mein Spinner-Netz ausbau. Gestern morgen war ich mit meiner Kollegin im Travellers Inn fruehstuecken, als ein Weisser reinkam, den ich noch nicht kannte. Waehrend wir weiter Forschungskram besprachen, schickte ich ab und zu einen freundlichen Blick zum Nachbartisch, Mission: Vernetzung. Letztlich haben wir uns eine halbe Minute unterhalten, dann draengten ihn seine Freunde zum gehen, also hab ich ihn eingeladen: Heute abend treffen wir uns mit Leuten im New Life Line, wenn Du kommen willst...

Und deshalb weiss ich jetzt: Er kommt aus Amerika, war noch nie vorher in Afrika aber in einer Serie von spirituellen Erlebnissen hat Gott ihn in die Upper East Region Ghanas gefuehrt, um den Menschen hier zu helfen. Also ist er gekommen, hat mit seinen Ersparnissen eine Stiftung gegruendet und sich ein armes Dorf gesucht. Retten will er sie mit einem Schneeballsystem: Er wird ihnen was beibringen (bessere Landwirtschaft), wenn sie sich verpflichten, das gelernte drei weiteren Doerfern beizubringen, die sich wiederum verpflichten usw. Nein, er hat keinen landwirtschaftlichen Hintergrund, sometimes it just needs a Yankee to find out (manchmal brauchts einfach nen Ami um’s rauszufinden)...

Seine Anwesenheit hier ist langfristig angelegt: I wouldn’t give the project into the hands of the Muslims (Ich wuerde das Projekt nicht in die Haende der Moslems geben). Denn, so lernen wir, Islam ist boese, vor allem weil die in Wirklichkeit gar nicht an einen Gott glauben, sondern Gott in allen Dingen sehen und deshalb eine polytheistische Religion sind und das ist falsch und deshalb wuerde er keine Moslems anstellen. Nein, auch keine Leute, die traditionellen afrikanischen Religionen folgen.

Ist er dann vielleicht am verkehrten Ort hier? Nein, wir deuten nicht an, dass sich Gott vielleicht bei der Wegbeschreibung irgendwo vertan hat (oder hat er nicht gut zugehoert?) und in echt einen anderen Ort im Sinn hatte, wo weniger boese Moslems wohnen... Doch auch er selbst scheint ein wenig zu hadern, ob Gott sich wirklich so genau informiert hat, bevor er ihn losschickte, ob er wusste, wie schwierig die einfachsten Dinge hier sind, wie aufwaendig es zum Beispiel ist, einen Telefonanschluss zu bekommen.

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