Donnerstag, Februar 24, 2005

Minimalistic Business

Was braucht man, um ein Friseur zu sein? Eine Schere und einen Stuhl am Strassenrand. Was braucht man, um einen Luxusfriseursalon zu haben? Zu dieser Schere und dem Stuhl noch ein handgemaltes Schild, einen Kamm, einen Handspiegel, eine Zeitschriftenkollage mit Frisuren auf Pappe geklebt und eine kleine Huette oder eine Ecke in der Wechselstube, wo man seinem Beruf nach geht.

Was braucht man, um Passfotograf zu werden? Eine Polaroid Vierbildkamera, die man mit einer Haarnadel ausloest, da der Knopf verschwunden ist, eine Schere, um die Bilder zu zerschnipseln, einen Stuhl und eine Wand in irgendeiner Farbe als Hintergrund. Wie sieht das aus, wenn man cleverer Businessman in bester Geschaeftslage neben dem Fuehrerscheinbuero ist? Dann hat man eine kleine Box aus Zeltstoff, in der die Kunden sitzen koennen, hinten gibt es eine Vorhangstange, an der roter, weisser und blauer Stoff haengt als Hintergrund zur Auswahl, zur Selbstverschoenerung gibt es Handspiegel und pekige Plastikkaemme, die Kamera hat einen funktionierenden Ausloeser, ganz ohne Haarnadel.

Und Schneider? Das Prinzip ist langsam klar. Und schoen: Um seinen Beruf auszuueben, braucht man nur das, was dafuer unverzichtbar ist. Ein Schneider ist ein Mann, der mit einer alten mechanischen Naehmaschine auf dem Kopf die Strasse entlanggeht. Bei dem Schneider, wo ich war, gab es ein kleines Zimmerchen mit drei Waenden, in dem eine Frau an der Naehmaschine sass und Berge von Stoff rumlagen. Er hat mich ausfuehrlich vermessen und sich erklaeren lassen, was ich mir vorstelle. Sein eigenes Hemd hatte ganz viele Naehte und alles war sehr professionell. So wie ich auch bei den Fotographen (beim Friseur war ich noch nicht und der koennte wohl mit meinen Haaren wenig anfangen) das Gefuehl hatte, die wissen, was sie tun, und das Ergebnis war genauso gut wie deutsche Passfotos. Meine Kollegin Tonya erzaehlte, dass die Schneider hier eine dreijaehrige Ausbildung durchlaufen, fuer die sie ihren Meister bezahlen muessen, danach arbeiten sie noch ein halbes Jahr umsonst fuer ihn und erst dann sind sie fertige Schneider - Maenner mit Naehmaschinen auf dem Kopf.

Keine Kommentare: