Montag, Februar 28, 2005


money money money Posted by Hello

das ist nicht mein Schneider Posted by Hello

Freitag, Februar 25, 2005

Warum es auf dem Fuehrerscheinamt hilft, ein weblog zu haben

Gestern hab ich einen ghanaischen Fuehrerschein beantragt. Eigentlich wollte ich das schon vorgestern tun, aber da hatten die leider zu. Im Fuehrerscheinamt gibt es einen Raum wie einen Kaefig mit Gittern, darin sitzen die Frauen, die Formulare verkaufen und sie einem dann ganz zerknueddelt durch die Gitterstaebe reichen. Die schicken uns zum Augentest, wo ich wieder ein paar schmutzige Scheine loswerde. Stempel. Dann Formular ausfuellen, Foto einkleben, zum Fotostempelmann, der guckt mich an, fragt, wer das auf dem Foto sei, glaubt meinem Fahrer mehr als seinen Augen, dass ich das bin. Stempel. Zurueck zum Kaefig. Dreckige Scheine. Wir kriegen eine learners licence. "Learners? Aber ich kann doch schon fahren!" Ach so, na dann brauchtest Du keinen Augentest und das Formular ist auch falsch, sag das doch gleich, hier, nimm dieses und geh nach Raum 5. Da sagen sie: Nein, Raum 3, die machen aber grade Mittagspause, kommt um zwei wieder. Wiedergekommen. Zu Raum 3, der schreibt einen Zettel mit dem wir zur anderen Seite vom Kaefig gehn, wo sie uns zum Kopierer schicken, deutschen Fuehrerschein kopieren, zurueck zur ersten Kaefigfrau, die uns Geld fuer erstes Formular zurueckgibt, weil brauch ich ja nicht, dann anderes Formular gibt, das Geld wieder zuruecknimmt, uns zu Raum 5 schickt, wo eine dicke Frau in Bergen von Formularen sitzt. Jeder Vorgang ein knuddelig zusammengerollter Packen Papier mit Gummiband drumrum, und die sind im Schrank, auf dem Schrank in Tueten und auf dem Boden gestapelt. Wir duerfen ein wenig darauf warten, bis sie Zeit hat, uns zurueck zu Raum 3 zu schicken, wo man sagt, wir hatten doch gesagt Raum 5!

Zum Glueck hatte ich meinen Fahrer dabei, der sich (und mich) geduldig wie ein Schaf hin und her schicken liess. Und zum Glueck ist das hier so, dass hochgestellte Persoenlichkeiten (so wie ich) ganz wenig reden. Es gibt sogar Haeuptlinge, die traditionell gar nicht oeffentlich reden duerfen, das macht ihr Sprecher, sie sind nur da und tragen wuerdevoll die Buerde ihres Amtes. Ich bemuehte mich also, wuerdevoll und schweigsam zu gucken und trottete hinter Edem her, der sich auf Twi hierhin und dorthin schicken liess.

Warum das auf dem Fuehrerscheinamt hilft, ein weblog zu haben?

Weil ich irgendwann nur noch grinsen musste und denken: Coole Geschichte. Mich nervts - aber was tut der Rheinlaender nicht alles fuer eine Geschichte.

Geld

In der Elfenbeinkueste haben sie Geldscheine untersucht auf Bakterien, Dreck und eklige Fiesigkeiten. Das Ergebnis war, dass man vor allem mit Kleingeld super Selbstmord begehen kann, indem man darauf rumkaut. Ich bin sicher, das Ergebnis ist auf Cedis uebertragbar.

Kleingeld. Hach. Hier gibt es nur Kleingeld. Mit grossen Zahlen drauf natuerlich. Der groesste Schein ist 20 000 Cedis. Das sind 2 Euro. Theoretisch gibt es sogar eine Untereinheit (so wie den Eurocent). Praktisch ist die kleinste Muenze, der man begegnet 100 Cedi, also 1 Eurocent. Damit kann man eine Plastiktuete kaufen, in der ein Viertelliter Wasser eingeschweisst ist.

Eine der ganz herausragenden Fertigkeiten aller Ghanaer ist das rasend schnelle Zaehlen grosser Packen von Geldscheinen. Wenn man zum Beispiel ein technisches Geraet fuer 1 000 000 Cedis (also etwa 100 Euro) kauft und das in Zehntausendern und Zwanzigtausendern bezahlt. Die zaehlen die hundert Scheine schneller als man gucken kann. An jeder Supermarktkasse gibt es Geldzaehlmaschienen. Wenn ich wissen will, ob ich noch genug Geld hab, oder wieder zur Bank muss, zaehl ich normalerweise nicht, sondern guck nur, wieviel Zentimeter (Stapeldicke) ich noch hab. Aber beim Bezahlen muss ich natuerlich auch selbst zaehlen und ich werde schneller... Trainingseffekt.

Bauchgurte zur sicheren Aufbewahrung von Geld sind natuerlich ein Witz. Wer moechte schon immer schwanger aussehn, wenn er von der Bank kommt.

Im Restaurant ist es gut, dass man erst nach dem Essen bezahlen muss, weil es einfach eklig ist, direkt nach dem Geld zaehlen mit den gleichen Haenden zu essen... Obwohl, ehrlich gesagt, letztlich bin ich doch stumpf genug, dass ich nicht mit Desinfektionsspray rumlauf und natuerlich beim Strassenhaendler erst bezahle und dann mit den fiesen Fingern esse.

Als ich mit Anna im supernoblen Golden Tulip gegessen hab, haben wir bezahlt und wollten noch ein bisschen sitzen bleiben. Da kam eine Kellnerin (nicht die, die unser Geld mitgenommen hatte) an unseren Tisch, verbeugte sich mit einem sehr foermlichen Laecheln, schaute uns beide nacheinander an und sagte sehr bestimmt: Thank you very much.

Ich war etwas verwirrt: Will die uns rausschmeissen? Es ist doch noch gar nicht so spaet, was haben wir falsch gemacht? Aber Anna klaerte mich auf: Wir hatten grosszuegig Trinkgeld gegeben und dann kommt die Oberkellnerin eben auch nochmal vorbei, um sich zu bedanken...

Donnerstag, Februar 24, 2005

Minimalistic Business

Was braucht man, um ein Friseur zu sein? Eine Schere und einen Stuhl am Strassenrand. Was braucht man, um einen Luxusfriseursalon zu haben? Zu dieser Schere und dem Stuhl noch ein handgemaltes Schild, einen Kamm, einen Handspiegel, eine Zeitschriftenkollage mit Frisuren auf Pappe geklebt und eine kleine Huette oder eine Ecke in der Wechselstube, wo man seinem Beruf nach geht.

Was braucht man, um Passfotograf zu werden? Eine Polaroid Vierbildkamera, die man mit einer Haarnadel ausloest, da der Knopf verschwunden ist, eine Schere, um die Bilder zu zerschnipseln, einen Stuhl und eine Wand in irgendeiner Farbe als Hintergrund. Wie sieht das aus, wenn man cleverer Businessman in bester Geschaeftslage neben dem Fuehrerscheinbuero ist? Dann hat man eine kleine Box aus Zeltstoff, in der die Kunden sitzen koennen, hinten gibt es eine Vorhangstange, an der roter, weisser und blauer Stoff haengt als Hintergrund zur Auswahl, zur Selbstverschoenerung gibt es Handspiegel und pekige Plastikkaemme, die Kamera hat einen funktionierenden Ausloeser, ganz ohne Haarnadel.

Und Schneider? Das Prinzip ist langsam klar. Und schoen: Um seinen Beruf auszuueben, braucht man nur das, was dafuer unverzichtbar ist. Ein Schneider ist ein Mann, der mit einer alten mechanischen Naehmaschine auf dem Kopf die Strasse entlanggeht. Bei dem Schneider, wo ich war, gab es ein kleines Zimmerchen mit drei Waenden, in dem eine Frau an der Naehmaschine sass und Berge von Stoff rumlagen. Er hat mich ausfuehrlich vermessen und sich erklaeren lassen, was ich mir vorstelle. Sein eigenes Hemd hatte ganz viele Naehte und alles war sehr professionell. So wie ich auch bei den Fotographen (beim Friseur war ich noch nicht und der koennte wohl mit meinen Haaren wenig anfangen) das Gefuehl hatte, die wissen, was sie tun, und das Ergebnis war genauso gut wie deutsche Passfotos. Meine Kollegin Tonya erzaehlte, dass die Schneider hier eine dreijaehrige Ausbildung durchlaufen, fuer die sie ihren Meister bezahlen muessen, danach arbeiten sie noch ein halbes Jahr umsonst fuer ihn und erst dann sind sie fertige Schneider - Maenner mit Naehmaschinen auf dem Kopf.

Mittwoch, Februar 23, 2005

Autonamen

Alle Taxen und Trotros (ausrangierte VW-Busse, die als Sammeltaxen fungieren) haben Namen oder Sprueche auf den Scheiben. Viele erinnern einen, dass man kraeftig beten und in Gott vertrauen sollte, bevor man sich in eine solche Klapperkisste mit durchgeknalltem Fahrer traut. Ein besonders ehrliches Trotro steht seit einer Weile hier am Strassenrand: Remember Death! (also: Vergiss den Tod nicht, oder: Bedenke, dass Du sterben wirst)

Nicht allein

Heute morgen bin ich in ziemlich bewoelkter Stimmung aufgewacht. Musste mich selbst zur Disziplin rufen um mir nicht zu wuenschen, krank zu werden. Waere am liebsten mit einem Buch im Bett geblieben und haette die ganze Verantwortung ausgesperrt, die mich drueckt. Der Autokauf ist zaeh und alle haben unterschiedliche Vorstellungen, was das nun fuer ein Auto sein soll und wieviel es kosten soll. Aber krank werden ist natuerlich keine Alternative, weil die meisten Krankheiten hier wirklich fies sind und das Auto kein Problem ist, was sich durch langes Liegenlassen selbst erledigt.

Also aufstehn, laecheln (naja) und mit Pay ins Buero fahren. Hier wollte ich den Tag dann mit einer Jammer-Mail an die kleine Schwester anfangen. Aber waehrend ich so jammerte, fiel mir schon wieder was auf, was total toll ist (Diese Frau ist aber auch nicht tot zu kriegen!).

Bevor ich losfuhr, haben mir viele Leute gesagt: "Das ist aber mutig, so ganz alleine..." Wenn ich etwas so oft hoere, gibt es eine Standard-Antwort, in diesem Fall: "Sobald man ankommt, ist man ja nicht mehr alleine, in Afrika ist es unmoeglich, allein zu sein." Obwohl ich mir meine Antwort irgendwie geglaubt hab, war ich natuerlich viel unruhiger, als ich gezeigt haette.

Und als ich eben so lamentieren wollte, fiel mir ploetzlich auf, wie viele Leute es innerhalb einer Woche zu ihrem eigenen persoenlichen Ziel gemacht haben, dass es mir hier gutgeht und alles klappt. Der IWMI Chef hier (Pay) genauso wie der Kollege von IFPRI (Detlev), der zu Besuch ist, und schon seit hundert Jahren fuer IFPRI arbeitet. Beide wissen, wie das ist, so eine Stelle zum ersten Mal zu machen und versuchen, mich aufzubauen und mir den Weg zu zeigen... Aber auch der Mann von der Werkstatt, der sich fuer mich die Autos von unten anguckt und sich beim zweiten Auto kein Trinkgeld mehr geben lassen wollte: Warte erstmal, bis Du ein Auto gefunden hast. Mein Fahrer, der mich mit Seelenruhe durch den Verkehr lotst, wenn ich die Autos probefahre. Charlotte, die mich gestern zu ihrem Lieblingsschneider genommen hat...

Detlev hat mich gestern Abend beruhigt: Deine Arbeit fuer IFPRI wird spaeter nicht danach beurteilt werden, was Du in den ersten sechs Wochen geschafft hast. Und er hat mir klar gemacht, dass viele der Fragen, die mich grad belasten, gar nicht von mir entschieden werden koennen und damit nicht nur die Entscheidung sondern auch die Last ein oder zwei Hierarchiestufen hoeher liegt...

Montag, Februar 21, 2005

Essen 4: Tomaten. Maennno!

Die Tomaten, die man hier bekommt, sind so rot, dass es einen umhaut. Das Fleisch ist fast schon lila. Wunderschoen.

Die Haut der Tomaten ist komplett mit Lindan verseucht. Pay sagt sie haben unglaubliche Werte gemessen. Das Innere sei ok. Es sei denn, man uebergiesst die Tomaten mit heissem Wasser, um sie zu schaelen, dann platzen sie auf und das Gift dringt auch ins Fleisch ein. Man kann sie einfrieren, dann laesst sich die Schale wohl relativ leicht abloesen. Oder italienische Dosentomaten kaufen. Die sind hier leider - anders als ich Deutschland - alle mit Saeurungsmittel und das schmeckt ziemlich scharf durch.

Alltag

Katja fragt, wie mein Alltag hier aussieht, falls ich schon welchen habe. Also. Das geht so. Morgens wache ich frueh und geraedert vom Schreien (und wenn ich Schreien schreibe, meine ich SCHREIEN) der Perlhuehner auf. Dann ist es noch was man hier so kuehl nennt, dass ich den Gedanken, irgendwelche Kleidung anzuziehen noch nicht komplett unertraeglich finde. Meist bin ich dann noch zu tranig, um zu fruehstuecken, was ich spaetestens im Auto bereue.

Ich fahre gegen 7:30 mit Pay zum Buero und gucke dann als erstes, wer mir wieder alles geschrieben hat. Na und dann erledige ich Schritt fuer Schritt, was zu tun ist. Also sitze z.B. drei Stunden in der eiskalten Bank bei dem Versuch, Konten zu eroeffnen, bevor ich eine Arbeitserlaubnis habe. Dabei hab ich einen Unterschied zu Deutschland gelernt. In Deutschland heisst "nein" immer "nein". Hier heisst "ja" dann "ach doch nicht" und schliesslich "na gut". Oder ich fahre stundenlang in einem Auto ohne Klimaanlage auf Autojagd (moechte ja noch ein Auto kaufen, bevor es in den Norden geht). Wobei der Jaeger eigentlich mein Fahrer ist und ich dekorativ dabei bin und versuche mir jeden Motor mit schlauem Gesicht anzuschaun.

Besonders wichtig ist natuerlich: Kooperationspartner treffen und allen sagen, wie sehr ich mich auf die Zusammenarbeit freue. Besonders nachdem klar ist, dass einer von denen jetzt in den Norden faehrt, um die Renovierung der Uebergangsbueros und den Bau der endgueltigen Bueros zu ueberwachen. Ich dachte ja, das waere ploetzlich auch meine Aufgabe und da koennte ich etwa so nuetzlich sein, wie beim Autokauf. Zum Glueck gefallen mir meine Kollegen wirklich.

Dann versuche ich gegen vier zurueck im Buero zu sein, das freut meinen Fahrer, dass er dann Feierabend hat. Und ich bleibe noch bis sechs oder so, um dann mit Pay nach Hause zu fahren. Da gibt es dann meist recht kurze Abende mit Pay und Nikita, weil mir schon um zehn die Augen zufallen.

Freitag, Februar 18, 2005

Essen 3: Einfaches Essen

Anne weiss genau, was ich meine, wenn ich einfaches Essen sage. Im Gegensatz zu schwierigem. Schwieriges Essen kann manchmal total lecker sein. Aber eben nicht einfach und bestimmt nicht beruhigend.

Heute war ich mit Charlotte unterwegs, die hier fuer Buchhaltung zustaendig ist und mich ausserdem an die Hand nimmt, damit ich nicht so ein Baby bin. Und Charlotte weiss, was einfach ist. Ihr erster Versuch, mich zu fuettern war in der Kantine vor ein paar Tagen, da gab es Reis, eine schwierige Tomatensauce (die eigentlich unheimlich lecker war - aber scharf und mit Stuecken von Sachen drin, die keinen Personalausweis vorzeigen konnten, und deshalb eben nicht mit einfachem Gefuehl gegessen werden konnte) und dann noch Gemuese: Paprika, Zwiebeln und sowas, schlicht, lecker und roh... aber uneinfach, weil ich bei jedem Bissen denken musste: "Niemals rohes Gemuese, das Du nicht selbst gewaschen hast!"

Heute auf dem Weg von der Bank zum Hafen, wo wir ein Auto angucken wollten: Willst Du Plantain (Kochbanane)? Dann hat sie das genau so gemacht, wie man mich zaehmt: Sie hat den Fahrer gebeten, anzuhalten und hat bei der Frau am Strassenrand eine Portion fuer sich gekauft, von der sie mir dann die Haelfte abgegeben hat. Oh und das war schoen und schlicht.

Schon die Zubereitung: Kleines Feuer in einer Blechschuessel, ein Rost darauf und die Plantains in der Schale weichgegrillt. Punkt. Einfach.
Das Ergebnis hat nur einen Geschmack und viel Kohlehydrate zum Beruhigen. Der Geschmack sanft zwischen baked potatoe, gruenen Bananen und weissen Bohnen. Und man bekommt das so heiss, dass man weiss, alles Boese dadrin ist tot (obwohl, totes Boeses ist eigentlich noch fieser, oder?). Dazu gibt es eine kleine Tuete salzige Erdnuesse. Oh Charlotte, Du machst mich gluecklich.

Und als ich ganz vorwitzig die weissen Stuecke auf dem Grill auch noch probieren wollte, meinte sie: Das ist Yams. Kennst Du Yams? Nein? Nicht diesmal. Eins nach dem anderen.

Mittwoch, Februar 16, 2005

Anders

in Amerika fiel es mir leicht, ueber die Details des Alltags zu berichten, die anders sind als zu Hause. Ich konnte mir sicher sein, dass Ihr den Hintergrund, die Sachen, die ganz aehnlich sind wie bei uns vorstellen koennt und ueber das andere schmunzeln, Euch wundern, entsetzt sein. Hier hab ich aber das Gefuehl, ich muesste Euch erstmal durch Afrika zerren, damit Ihr Euch das ueberhaupt vorstellen und dann einordnen koennt. Deshalb zoeger ich, mit den Details anzufangen. Aber so kommen wir ja nicht weiter. Also gut. Details.

Eben im Auto sitzen, die feuchte, heisse, staubige und stinkige Luft einatmen und ueber das Wort Sommersmogverordnung lachen.

An einer ganz besonders grossen Kreuzung liegt das Militaerkrankenhaus 37. Vor Jahren wurde ein Chief aus dem Norden mit einer schweren Krankheit eingeliefert. Mit ihm kamen Millionen Fledermaeuse und haengten sich in die grossen Baeume vor dem Krankenhaus, um auf ihn aufzupassen. Das hat leider nichts geholfen. Aber da der Chief verstarb statt zurueckzugehn, blieben die Fledermaeuse in Accra haengen und jeden Abend in der Daemmerung schwaermen sie ueber den Stau. So gross wie fette Amseln und unzaehlbar viele. Tags haengen sie in den Baeumen, die aussehen wie mit schweren Fruechten ueberladen.

Lizzie kommt jeden Tag an unserem Buero vorbei. Auf dem Kopf traegt sie ein Tablett auf dem ein Messer in Ananas, Mangos und Papaya steckt. Lizzie, ich hab Hunger! Dann waehlt sie einzelne Fruechte aus: Moechtest Du die? Fuer 10 000 Cedi (90 Cent) eine Mango und eine Papaya in mundgrosse Stuecke geschnitten, so wie frueher, vorm Fernseher und Mama fragt: Soll ich Dir ein Aepfelchen machen?

Ein Kollege leiht mir sein Auto und seinen Fahrer, solange ich hier bin. Adam (der Fahrer) hat das beeindruckende Talent, immer und ueberall einschlafen zu koennen. Ich denke, die Hitze hilft... Das ist auch gut so, denn das geht so, dass er morgens kommt, dann mit den anderen Fahrern unter dem Baum sitzt, bis ich ihn brauche. Ich sage: Wir fahren da und da hin (ohne die leiseste Ahnung zu haben, wo das ist), dann geh ich zu meinem Termin, waehrend er seinem Talent froehnt und wenn ich wieder komme, sag ich: Und jetzt da hin. Hat irgendjemand vorher von mir gehoert, dass ich Fahrer bloed finde und selbst nen Fuehrerschein hab und gern Auto fahre? Vielleicht ist das damit zu entschuldigen, dass ich noch nie in einer afrikanischen Grossstadt war. Schon im Auto sitzen und gucken und den Mund nicht aufstehen lassen geht weit ueber mein Fassungsvermoegen. Aber mich hier zu orientieren und zu verfahren und aaaaaarg...

Der Verkehr geht sehr langsam. An jeder Strassenkreuzung stehen die Hawker, also Maenner und Frauen, die langsam zwischen den Autos auf und ab gehen und von Klopapierrollen ueber getrocknete Kochbananen, Zeitungen und Spielzeug bis zu Ohrenstaebchen alle auf den Koepfen tragen, was ein Autofahrer vielleicht an der roten Ampel brauchen koennte.

Heute hab ich zwei Konten eroeffnet und der ganze Kram von wegen riesige Gebuehren fuer Dollarkonten stimmt nicht. Zum Glueck. Und ein Handy gekauft. 00233 24 3536938.

Dienstag, Februar 15, 2005

Eva in Ghana

So. Jetzt bin ich da. Nach einem ungeplanten Zwischenstopp ueber Nacht bei Anne in Holland (Schnee in Amsterdam, der Anschlussflug war weg als wir landeten), bin ich gestern nach Accra geflogen. Nachts angekommen, von einem Fahrer mit Schild abgeholt worden und in ein plueschiges Hotel gefahren worden. Nicht zu Kollege Pay nach Hause. Der Fahrer wusste da auch nichts von und ich hab gedacht: Einfach kommen lassen. Im Hotel gab es sogar einen gepolsterten und gebluemten Plastikueberzug fuer die Klobrille und einen grossen Spiegel im Speisesaal auf dem die Skyline von New York eingraviert war. Mit Twin Towers.

Auf der Fahrt zum Hotel hat es mich dann ploetzlich von hinten tatsaechlich erschlagen, dass ich mich entschieden habe, in einem Land, das ich ueberhaupt nicht kenne, fuer zwei Jahre zu wohnen und zu arbeiten und ob ich noch richtig ticke, mich darauf einzulassen. Wir sind durch die Schickste Wohngegend Accras gefahren (sagt mein Fahrer) und zwischen den Festungen lauter Strassenstaende mit kleinen Flammen in der Nacht, auf denen irgendwas kocht. Die schaffen das mit der Trennung zwischen Arm und Reich definitiv nicht so gut, wie in Namibia.

Es ist sehr heiss und feucht und ich bin sehr erschoepft und glaub noch nicht ganz, dass ich das bin. Da ich hier eine Internetverbindung blockiere war's das erstmal und ihr kriegt heute keine persoenlichen mails. Nicht traurig sein, das kommt auch noch...

Samstag, Februar 12, 2005

Auf los gehts los

LOS.

Meine Lieben, die kurze Woche hier konnte ich leider nicht dazu nutzen mit allen von Euch so viel Zeit zu verbringen, wie ihr verdient haettet. Und morgen frueh faehrt Michael mich zum Flughafen, morgen Abend werde ich in Accra erwartet. Ich dreh durch vor Spannung und werde schreiben. Aber jetzt erstmal zu Ende packen.

Sonntag, Februar 06, 2005

back home

... ich bin wieder hier...
... in meinem Revier...


und jetzt geh ich erstmal schoen in den kleinen langweiligen Bochumer Zoo und fuehl mich zu Hause!

Mittwoch, Februar 02, 2005

Voll unfair

Gestern waren wir nach der Arbeit im Ballett, Giselle. Ich war (wie schon seit Wochen jeden Abend, da ich so bescheuert gepackt hab) seriously underdressed, umgeben von Roben, Anzuegen, Uniformen und spitzen hochhackigen Schuhen. Ich weiss nicht, ob Ihr Giselle kennt, ich bin Banause genug, dass ich die Story erst aus dem Programmheft erfahren hab. Die erste Haelfte ist ziemlich verworren und unfair. Die zweite Haelfte ist schlicht und klar und unfair. Wenn man dann beim Lesen auch noch das englische Wort fuer Bauer (peasant) mit dem fuer Fasan (pheasant) verwechselt, wird es komplett irrsinnig:

Also der Nobelmann verkleidet sich als Fasan um um die einfache doch schoene Bauerstochter zu werben? Hoechst eigenartig.

Nein, was wir dann auf der Buehne sahen war folgendes: Der Jaeger liebt Giselle und zum Zeichen seiner Anbetung haengt er ihr einen Vogelkadaver an die Tuer. Das funktioniert nicht wirklich, aber das liegt nicht so sehr am Kadaver als daran, dass der als Bauer verkleidete Graf ins Dorf kommt und sie so lange umwirbt, bis sie's glaubt und sich mit ihm verlobt. In der Zwischenzeit hat der eifersuechtige Jaeger das Schwert des Grafen im Schuppen gefunden und um ihn zu entlarven, blaest er einmal kraeftig ins Jagdhorn und dann kommt die ganze adelige Horde angelaufen, einschliesslich rechtmaessiger Verlobter und Schwiegervater. Im Laufe dieser ganzen Aktion bricht schliesslich Giselles Herz und sie selbst bricht mitten im Tanz tot zusammen. So weit so gut. Dieses war der erste Streich...

Nach der Pause sind sie alle im Wald, wo Giselles Grab ist. Es gibt eine sehr spezialisierte Art von Geistern, naemlich solche, die im Leben verlobte Frauen waren, die aber von ihren Schatzis nicht geheiratet wurden. Verstaendlicherweise sind sie zwar durchaus liebreizend anzuschaun aber leider vollkommen verbittert und rachsuechtig. Und da es ihr Job ist, ein Ballett zu fuellen, haben sie sich folgende Rache ausgedacht: Jeder Mann, der ihnen zwischen Mitternacht und vier Uhr morgens begegnet, wird zu Tode getanzt. Wir sehen die Nacht, in der Giselle in diesen erlauchten Kreis aufgenommen wird.

Und dann kommt die Frechheit. Also erstmal ist der wackere Jaegersmann am Grab (klar, bei seiner Vorliebe fuer Kadaver). Die Geister erwischen ihn, zwingen ihn, sich in den Tod zu tanzen, und Giselle ist das egal. Dann kommt der adlige Stutzer und diese dumme Pute ist auch nach dem Tod nicht von ihrer Hoehrigkeit geheilt. Statt mit Freuden seiner wohlverdienten Strafe zuzusehn, rettet sie ihm das Leben, indem sie bis vier Uhr morgens mit ihm tanzt und obwohl er ab und zu zusammenbricht, steht er dann doch immer wieder auf und sobald es daemmert verziehen sich die Maedel und er ist gerettet. Regina sagt das ist leidenschaftliche romantisch Liebe.

Das ist so unfair. Aber hinreissend getanzt. Die Figur der jungfraeulichen Braut, die zum Geist wird, eignet sich eben besonders gut fuers Ballett. Ich war ueberrascht, dass man im Jahr 2005 in einem Hauptstadt-Theater noch ein so traditionell inszeniertes Ballett sehen kann, aber schoen wars. Die Maenner sind hoch gesprungen und haben die Frauen durch die Gegend gestemmt und wir waren bezaubert. Trotz moralischer Fragwuerdigkeit.

Montag...

werde ich an der Uni sein und meiner Diss endlich endlich den allerletzten Schliff geben. Wer kommt mit Mittagessen?

Dienstag, Februar 01, 2005

Hallo? Wird da jemand sein?

Ich weiss ja nicht, wer welche Plaene fuers Wochenende hat und wer wieviel Sehnsucht nach mir hat. Falls irgendwer es echt nicht mehr aushaelt, erlaube ich es Euch in meiner grenzenlosen Grosszuegigkeit, zum Flughafen zu kommen :)
Samstag 10:40 in Duesseldorf, Flug aus Amsterdam (s.u.).


05 FEB 05 - SATURDAY
AIR KLM ROYAL DUTCH FLT:1855 ECONOMY REFRSHMNT/COMP
AMSTERDAM-DUSSELDORF OPERATED BY KLM CITYHOPPER
LV AMSTERDAM 945A EQP: FOKKER 70 JET
55MIN
AR DUSSELDORF 1040A NON-STOP
REF: D8PWRD

Schmutzige Details und so

Penny, Du hast das ganz falsch verstanden (s. Kommentar zu "Hallo, ist da jemand?"). Es gibt keine extra-mailinglist fuer schmutzige Details und innerste Geheimnisse. Die musst Du Dir haerter erarbeiten, die musst Du durch interessante emails, lange Telefonate, Besuche im Busch und edle Geschenke (Ha!) aus mir rauslocken.

Hallo! Is da jemand???

Meine Lieben. Ich finde das ganz super, dass Ihr jetzt immer lesen koennt, was ich so erlebe. Ihr duerft mir aber weiterhin auch private emails schreiben und mir erzaehlen, was Ihr so erlebt. Sogar Briefe! Oder mich anrufen!

Ihr habt sicher schon gemerkt, dass es sich hier nicht um eine tief in die dunkelsten Abgruende der Seele gehende Selbstoffenbarung handelt. Um die zu bekommen, muesst Ihr schon etwas mehr Aufwand betreiben... Und ich sach Euch, da gibt's Sachen zu berichten... buuuhuuuahhh!