Sonntag, Dezember 19, 2010

Elterliche Zauberpflicht

Natürlich ist es unmöglich, durch ein Schlüsselloch um die Ecke zu gucken. Trotzdem hingen meine grosse Schwester und ich immer wie festgeklebt an der Wohnzimmertür meiner Grosseltern, wenn wir wussten, dass da drinnen das Christkind die Krippe und den Weihnachtsbaum aufbaut. Wir konnten es ja genau hören. Vielleicht, wenn wir unsere Augen nur genug anstrengten, würden wir es doch einmal erwischen. Die Wohnung roch nach leicht angebrannten Minikinderkeksen (mit dem Apfelentkerner ausgestochen) und ausgepusteten Streichhölzern, und es war die tollste Zeit des Jahres.

Das hatte ich alles vergessen. Sogar, was für eine wunderbare Weihnachtsoma sie war. Da haben sich so viele Jahre drübergelegt, in denen ich nicht mehr an's um die Ecke gucken und das Christkind geglaubt hab und aus der Weihnachtsoma eine vermiedene Verpflichtung und schliesslich Vergangenheit wurde.

Als wir mit Sarah den Weihnachtsbaum des Präsidenten bestaunen gingen und wir alle mit strahlenden Augen "Oh! Tannebau!" und "Licht! Licht!" riefen, hab ich mich plötzlich wieder an den Adventskalender erinnert, der ein Papphaus war, das von innen von einer Kerze erleuchtet wurde und den Geruch des Ledersofas, auf dem wir sassen und den lieben Advent ansagten. Und plötzlich wurde mir klar, dass dieser ganze Kinderweihnachtszauber, die wunderbaren Erinnerungen, etwas sind, was nicht automatisch entsteht, sondern das von liebenden Erwachsenen gebastelt und gezaubert wird. Und dass Weihnachtszauber machen nun eine meiner elterlichen Pflichten ist. Pflicht ist vielleicht das falsche Wort, denn es ist so viel angenehmer als Windeln wechseln oder Teenager von der Party abholen.

Heute haben wir mit Oma das neue Weihnachtsliederbuch dreimal von vorne bis hinten durchgesungen, Papiersterne ausgeschnitten (Sarah's Aufgabe war es, zu jedem Stern begeistert "Boooar!" zu sagen und ihn Oma zu bringen, die ihn ans Fenster klebte). Dann hab ich eine Schüssel Schnee vom Balkon geholt, damit sie uns Schneesuppe füttern konnte. Zum Einschlafen hab ich ihr zugeflüstert, dass vielleicht das Christkind heute Nacht kommt, wenn wir alle schlafen, um die Kugeln an unseren Weihnachtsbaum zu hängen. Nun muss ich mir noch den Goldstaub von den Fingern waschen und dann schlafen gehn, damit das Christkind hier freie Bahn hat.

Dienstag, Dezember 14, 2010

Hier spricht Ihr Kapitaen: Herzlich willkommen in Ihrem ganz persoenlichen Kotzorama!

Nein, das hat der Pilot nicht gesagt, bevor wir losflogen, sonst waere ich wohl vorgewarnt gewesen. Statt dessen hat Sarah einfach so, etwa eine Stunde nach Abflug (bei einem 7 1/2 Stunden Flug) den Mund aufgemacht, einmal gehustet und dann in hohem Bogen auf ihre Klamotten, meine Klamotten, in meine Schuhe, auf den Boden, auf die Decke und den Videobildschirm gekotzt. Und jedes Mal, wenn ich dachte: "Ok, jetzt ist vorbei, jetzt kann ich anfangen, was Anderes zu tun als hilflos ein kotzendes Kind zu halten, kam die naechste Welle".

Aber das Krasse ist: Wenn jemals jemand behaupten konnte, sowas sei eine wunderbare Erfahrung gewesen, dann ich. Also nicht, weil ich da eine besondere ganz persoenliche Vorliebe haette, die mir vorher nicht bekannt war. Sondern weil die Familie neben mir sofort aufgesprungen ist und geholfen hat. Der Ehemann sagte nur: Ich bin der aelteste von 9 Kindern und hab in meinem Leben schon viel Kotze gesehn und fing an mit Feuchttuechern den Boden, mein Hosenbein, meine Fuesse und Schuhe sauber zu machen. Die Stewardessen (ich liebe KLM) haben da gleich mitgemacht. Dann haben sie zwei Pakete Kaffeepulver ueber den Teppich gestreut und ne Decke drueber geworfen (Kaffee gegen den Gestank), mir geholfen, Muell und Dreckswaesche in verschiedene Plastiktueten zu sortieren und danach immer noch gelaechelt. Der hilfreichen Familie haben sie als Dankeschoen ne Flasche Wein geschenkt. Die hatten uebrigends dieweil mit ihrem eigenen fiebrigen Kind ihre Not... Im Landeanflug, als Sarah voller Erschoepfung auf mir eingeschlafen war, kniete sich eine Stewardess vor mir auf die Kotzdecke und meinte: "Kommen Sie, ich zieh Ihnen schnell die Schuhe an, dann muessen Sie das Kind nicht aufwecken." Ach ja, noch bevor das alles passierte, hatten sie ein vegetarisches Essen von der Personalverpflegung fuer mich geopfert, weil meine vegetarische Bestellung bei der Buchung verschuett gegangen war. Und boten dann an, es fuer mich warm zu halten, bis ich bereit war, es zu essen.

Also, ich kann nur sagen, wenn Eure Kinder mal kotzen wollen und nicht wissen, wohin: Fliegt KLM. Es lohnt sich...

Donnerstag, Dezember 09, 2010

Ueber’n Rhein (in Cincinnati)


(eine kleine Notiz von meinem ein-Tages Trip letzte Woche)

Hinter dem Kanal (den sie vor Jahren zugeschuettet und zur Strasse gemacht haben) liegt die Gegend, die “Ueber’n Rhein” heist. Weil die Deutschen Siedler dachten, dass e shier genauso aussieht wie uebern Rhein. Huegel und alte Haeuser, ein bisschen Wald, ein Kloster und ganz unspektakulaer, noch mehr Huegel und alte Haeuser. Das alles sieht man wunderbar vom Dach des Gebaeudes, in dem ich heute arbeite. Und dass ich danach Sehnsucht hab, merke ich erst, als ich ploetzlich Traenen in den Augen hab, beim Anblick von Ueber’n Rhein in Amerika.

Internetbanking zu Fuss

Ich bin absolut ueberzeugt, dass die Mondlandung in einem Studio in Hollywood gefilmt wurde. Ein Land, dass in den 60ern den Mond eroberte kann nicht so sehr hinter ihm (also dem Mond) leben, oder? Also, ich hab jetzt internet banking. Und das geht so: Wenn ich eine Ueberweisung online taetigen will, gebe ich den Namen und die Adresse (nicht die Bankverbindung) des Empfaengers ein. Dann fuellt in meiner Bank jemand einen Papiercheck aus, steckt den in einen Briefumschlag, leckt eine Briefmarke an und bringt ihn zur Bank. Dann laeuft der Brieftraeger durch die Kaelte und wirft den Check in den Briefkasten meines Glaeubigers, der schoen aussen am Haus angebracht ist, so dass jeder reingreifen und sich bedienen kann. Die Bank warnt: Wir empfehlen, dass Sie Ihre Ueberweisung 7-10 Tage vor dem Faelligkeitstag ausfuehren. Ach... schoene neue online Welt.

Freitag, Dezember 03, 2010

Shine'em up!

Das sieht so sklavenhaltermaessig aus, oder wie aus einem Dickens Roman. Und ich ware mir sicher, dass ich niemals dazu gehoeren wuerde, zu den fetten weissen Businessleuten, die sich am Bahnhof oder Flughafen fuer ein paar Dollar von einem Schwarzen die Schuhe putzen lassen und dabei gemuetlich die Financial Times lesen. "Shine'em up!" rufen sie, also "Blankpoliert!". Aber ach, keine Schuhcreme im Haus, am Flughafen wird keine verkauft, die Stiefel haben noch Schneeraender vom letzen Jahr, so kann ich nicht bei meinem Termin aufkreuzen, "Shine'em up!" Und nachdem ich mich windend versucht hab, die Frage zu beantworten:"Was machen Sie denn beruflich, Ma'am?", konnte ich ploetzlich sogar die Financial Times verstehn, hinter der sich die Geschaeftsmaenner verstecken.

Montag, November 29, 2010

Endlich nochmal reisen

Ok, es ist nur fuer einen Tag (heute morgen hinfliegen, heute abend zurueck) aber ich war noch nie in Cincinnati und ich habe heute morgen ein paar Stunden frei, bevor ich anfange zu arbeiten. Ich bin gespannt und hoffe auf Sonnenschein.

Samstag, November 27, 2010

Wilde Freiheit

Sarah ist ueber Nacht bei den Grosseltern und was wir am meisten geniessen, ist nicht das Ausgehen am Abend, sondern morgens schlafen wie Teenagers...

Montag, November 08, 2010

Bettel-Baby...

Oder: Der tollste Feiertag des Jahres (fuer Zuckerschnuten).

Die Mutter ist ja hier zum Englischkurs. Folgendes haben wir ihr ganz schnell beigebracht: "Trick or treat?" ("Suesses oder Saures!"). Warum das eine nuetzliche kleine Frage ist? Das geht so: Man verkleidet ein Kind (wenn man ein solches besitzt) und laeuft dann in der Nachbarschaft mit den anderen verkleideten Horden von Haus zu Haus, haelt den Bewohnern besagtes Kind vor die Nase und ruft "Trick or Treat?". Da keiner Saures will, schuetten die einem dann Snickers und Kitkat in's Eimerchen, waehrend man schon mit einem Auge Ausschau nach dem naechsten vielversprechenden Opfer haelt. Sarah hat sich ganz gut gemacht, verkleidet als Elfe in einem superkitschigen Kostuem, das sie sich selbst ausgesucht hatte. Sie weiss schon, wie man in eine Schuessel greift und mehr als ein Bonbon grabscht. Und nur die ganz fiesen Geister mit Masken haben ihr Angst gemacht.

Wenn da nur nicht der Vater und die Oma waeren, die einem immer was aus dem Eimerchen klauen (das muss doch mal festgehalten werden!!!). Aus lauter Sorge um ihre Schaetze, haette sie Eimer und Schnuetz am liebsten mit ins Bett genommen. Und ach, sie weiss ja nicht, dass die wirklich boese die Mama ist, die nach dem Einschlafen das Zuckerzeug gegen Spielzeug austauscht. Und seufzt, denn eins ist klar: Naechste Jahr werden wir nicht so leicht davon kommen...

Donnerstag, Oktober 28, 2010

Mo ko Atta!

Jeden abend sagen wir treu den Bildern von Atta, Gaga, O-O, Fi und den anderen Familienmitgliedern gute Nacht. Wie, Ihr wusstet nicht, dass wir mit den Teletubbies verwandt sind? Ich auch nicht, bevor mir Sarah beigebracht hat, wie ihre Grossmuetter (Atta und Gaga), ihr Grossvater (O-O) und ihr Cousin (Fi) heissen. Man lernt halt nie aus. Und wir sind ganz begeistert: Mo ko Atta! Man koennte auch sagen: Morgen kommt Oma...

Dienstag, Oktober 19, 2010

Zumba!

Ich hasse Sport, bei dem man ausser Atem kommt. Laufen zum Beispiel. Schrecklich, so viel Anstrengung und ich komme doch nicht von der Stelle. Es sei denn... ja, es sei denn, jemand macht Musik an. Nach etwa einem Jahr Vorbereitung (ich kann sehr sehr langsame Entscheidungsprozesse haben...) bin ich gestern endlich zum ersten Mal zur Zumba Klasse gegangen, und schon nach dem ersten Song war ich so erschoepft, dass ich nicht wusste, wie ich bis zum Ende der Stunde ueberleben sollte. Aber eigenartigerweise erfuellte mich diese Todesahnung mit Freude und nicht mit Verzweiflung. Was ist Zumba? Rumhuepfen und die Hueften hin und her schmeissen zu Latino Musik, waehrend ein unglaublich gutgelaunter Vorturner "Yeah!" bruellt, in die Haende klatscht und einen dazu anhaelt "Fun" zu haben. Und den hat man dann auch.

Donnerstag, Oktober 07, 2010

Erwachsen werden. Schnell.

Gestern morgen kam ploetzlich Musik aus Sarah's Zimmer. Als wir nachguckten, hatte sie den CD Player angestellt und sich dann wie Graf Rotz breitbeinig auf den grossen Sessel gesetzt und genoss die Musik. Gestern abend haben wir zum ersten Mal gemeinsam gekocht: Sie hat den Salat ganz ganz klein gerissen (und nur ein einziges Stueckchen in den Mund getan und entsetzt ausgespuckt - mein Kind isst gerne Dreck und Kippen, aber bei Salat ist dann doch Schluss), die Salatsauce geruehrt und das zu roestende Gemuese im Olivenoel rumgewaelzt. Heute morgen hat sie dann zum ersten Mal eine Tuer alleine aufgemacht. Naechste Woche zieht sie vermutlich in eine Studenten-WG und ist genervt, dass ich wie ne Klette an ihr haenge und immer noch ihre Waesche machen will.

Montag, Oktober 04, 2010

Da bin ich doch gerne ein bisschen glaesern

Meine Bank ruft an. Ob ich tatsaechlich im Prollsupermarkt in Virginia Beach 413 $ ausgegeben haette. Das mach ich doch sonst nicht.

Danke fuer den Anruf. Und dass Sie immer genau wissen, wo ich grade wieviel fuer was ausgebe und was ich doch sonst nicht mache. Denn so haben wir schnell rausfinden koennen, dass meine Kartendaten von boesen Jungs geklaut worden sind, die sich nen schoenen Tag am Strand machen wollten. Schon vor ihrem Anruf hatten sie die Karte vorsorglich gesperrt, um erstmal rauszufinden, ob ich nen Sonnenstich hab oder was los ist.
Natuerlich finde ich das normalerweise gruslig, zu denken, dass meine Bank weiss, wieviel ich im Monat fuer Kaese ausgebe. Aber ab und zu, wenn sie Diebe daran erkennen, dass die Scheibletten kaufen, dann denk ich nur: Weiter so!

Sonntag, September 26, 2010

Wo jetzt?

Man koennte meinen, wir waeren immer noch in Rom. Schliesslich ist das das letzte, was von uns im Blog steht. Dabei sind wir laengst zurueck in Deutschland. Mein Computer hat inzwischen den Geist aufgegeben, wir sind aber alle noch putzmunter. Morgen frueh geht's zurueck nach Amerika.

Eben, als ich sie in's Bett gebracht hab, hab ich versucht, das Sarah zu erklaeren: Morgen fahren wir von Adda (also Oma) weg zum Flughafen, dann fliegen wir eine ganze Nacht und wenn wir ankommen, ist da Papa und wird uns ganz lange umarmen und kuessen. "Adda" sagt Sarah und "Papa". Dann will sie noch ein Schlaflied fuer Baby Flint singen. Und ich weiss, nach zwei Monaten, in denen ich ihr jeden Tag erklaeren musste, dass Papa bei der Arbeit ist, werden wir ab morgen immer folgendes Gespraech haben:
Sie: "Adda."
Ich: "Ist bei der Arbeit. Kommt uns aber bald besuchen."

Freitag, September 10, 2010

Rom, Rom, es geht nach Rom!

Wie kann man da nicht wie ein Angeber klingen: Heute fliegen wir nach Rom, wo ich beruflich zu tun habe. Baby und Mutter (als Babysitter) nehm ich einfach mit. Und weil die Organisation, mit der ich ne Woche arbeiten werde, in einem kleinen Ort am Meer (vor den Toren Roms) ist, werden wir nicht in Rom selbst, sondern in Fregene wohnen, dann koennen mein Baby und sein Sitter schoen die Zehen im Sand vergraben und den Spaetsommer geniessen, waehrend ich die Kohle ranschaffe. Die Auftraggeber haben es in diesem Fall so richtig spannend gemacht: Im August ist in Rom ja jeder in Urlaub, deshalb konnten sie erst letzte Woche zusagen und so haben wir bis gestern nach einer passenden Unterkunft gesucht. Jetzt gehts in die Ferienwohnung einer Schwedin, die hoffentlich gestern den erfolgreichen Besuch eines Klemptners hatte, der ihr (also unser) Klo reparieren sollte. Das war der einzige Grund, warum ihre Wohnung ueberhaupt noch frei war, denn Fregene ist fuer Roemer ein beliebtes Sommerziel und die Wohnungen sind auf lange Sicht ausgebucht...

Donnerstag, September 02, 2010

Mein Cousin der fiese Fisch (eine Zigarettenkippe?)

Bevor wir hier in der Schweiz ankamen, war Sarah mehr als begeistert von Babies. In ihrer Wertschaetzung rangierten sie irgendwo zwischen Wauwau und Miau und wurden immer mit begeistertem "Babybaby" Geschrei begruesst, auch wenn es sich um Kinder handelte, die doppelt so alt waren wie sie.

Ich denke, dass ihre Sicht nun durch Erfahrung mit ihrem 7 Wochen alten Cousin etwas differenzierter geworden ist. Gar nicht mal einfach, wenn man eineinhalb Jahre ist und rausfinden muss, was es heisst, gemischte Gefuehle zu haben. Wenn er schreit, sagt sie eindringlich und immer weiter "MamaBabyMamaBaby!" nur fuer den Fall wir haetten's nicht gehoert. Oder schreit gleich selber mit. Sie kuesst ihm die Fuesse zur guten Nacht und grinst - und sobald wir in unserem Schlafzimmer sind, kuesst sie sich erstmal ausfuehrlich ihre eigenen Fuesse. Wir hatten aber auch schon einen Abend, wo sie immer entnervt abgewinkt und nein gebruellt hat, sobald meine Schwester schon wieder mit diesem bloeden Baby um die Ecke kam. Ach ja, und natuerlich wird mit Leidenschaft aus der Babyflasche getrunken und ab und an faengt sie wieder an zu krabbeln. Vielleicht mit der Hoffnung, dann auch so viel Babyaufmerksamkeit zu kriegen?

Da Sarah ja noch nicht so viele Woerter kann, muss sie immer eins fuer mehr als eine Sache benutzen und so steht "Fi" fuer Baby Flint, Fisch und fies. Fies ist uebrigends der Name von Zigarettenkippen auf dem Spielplatz. Die muessen alle aufgehoben und der Mutter gezeigt werden, wobei man dann "Fi! Fi!" ruft.

Montag, August 23, 2010

Aber Sarah geht es gut...

So hab ich angefangen, als ich meinem Mann davon erzaehlte. Schliesslich ist das nicht der Sonntagabendkrimi, und man kann auf Spannung ganz gut verzichten, wenn dem eigenen Kind so weit weg was passiert. Das Schreckliche an Unfaellen ist ja, dass sie unvorbereitet und ohne Grund von jetzt auf gleich das Normale beenden und man ploetzlich Schmerzen und Verletzungen hat. In diesem Fall sind sich Unfall und Umfallen ganz aehnlich: Sarah an Hand, wollte nicht mehr an Hand sein, aber Mutter hielt fest. Kind wirft sich auf Boden, "Knack!" im Arm, Kind schreit. Aus Wut oder Schmerz?

Das war zuerst nicht ganz klar, denn als ich sie trug hoerte sie auf zu schreien, auch auf unserer Rueckfahrt von Bonn, war sie auf einmal wieder ganz still und froehlich. Bis auf die kleine Tatsache, dass sie den linken Arm halt nicht mehr bewegte und nun nur noch einhaendig spielte. "Wann geht man denn mit nem Kind ins Krankenhaus?" Nun, Ermessenssache. aber lieber zu oft als zu spaet, und wenn ein Arm sich nur unter Geschrei bewegen laesst, ist das vermutlich ein guter Zeitpunkt.

Unser erster Arzt sah aus wie ein kleiner Junge (oh, ich werde alt...) und hatte Angst, dem Baby weh zu tun. Das waere fuer mich eine grossartige Lernmoeglichkeit gewesen, denn er wollte mir beibringen, wie ich den Arm meines Babys einrenken kann, weil er sich selbst nicht traute... Drehen Sie den Arm des vor Schmerzen schreienden Babys einmal um sich selbst und dann ganz stark ziehen. Hm, das wuerde ich lieber nicht selbst machen. Deshalb bin ich ja ins Krankenhaus gekommen...

Also hat er uns erstmal zum Roentgen geschickt und die Zwischenzeit dazu genutzt, sich auf 'ner Station zu verstecken. Dafuer bin ich ihm dankbar, denn an seiner Stelle sass nun eine Aerztin, die aussah, als wenn sie in ihrer Freizeit viel reitet und einen vertrauenserweckend robusten Eindruck machte, ohne uebermaessig viel zu laecheln. Man stellt sich das so vielleicht nicht vor, aber um Babys zu behandeln, die tatsaechlich ein Problem haben (nicht der Routine Besuch beim Kinderarzt), ist es gar nicht von Vorteil, wenn man Babys suess findet und gerne Heiteitei macht. Denn man muss ja die Seelenruhe haben, ihnen schmerzhafte Behandlungen zukommen zu lassen, ohne sich in der Ausfuehrung von ihrem Geschrei auch nur im Geringsten ablenken zu lassen. Also hat unsere Heldin Sarahs Hand umgedreht, am Arm gezogen und "Knack!", wie ein Unfall rueckwaerts, von jetzt auf gleich war alles wieder gut.

"Jaja, in den naechsten Jahren wird ihnen das vermutlich noch oefter passieren, der Ellenbogen war so halb ausgerenkt, die Knochen sind da in den ersten vier (!) Lebensjahren so weich, dass das ganz leicht passiert, wenn Sie an deren Arm ziehen." Na das ist ja beruhigend. Aber, wie gesagt, Sarah geht es gut.

Mittwoch, August 18, 2010

Mein Bauch der Baum

Grade zeigte ich Sarah die Baeume hinterm Haus: "Baum. Baum. Baum." Sie guckte mich verwirrt an. "Bau?" Dann piekst sie mich in den Bauch. "Bau?" und guckt wieder die Baeume an. Ist ja auch verwirrend, die sehen ja ganz anders aus als mein Bauch, wie koennen die denn gleich heissen? "Bau? Bau?"

Sonntag, August 15, 2010

Ja, steht dadrauf etwa Leihwagen???

Nun ist unser Auto also in weniger als einem Jahr zweimal geklaut worden. Beim ersten Mal hat mein Mann dann gleich in der nächsten Woche Ersatz gekauft, irgendwie musste er ja zur Arbeit kommen und weg ist weg, wie man singt und lacht... Zwei Wochen später hämmerte nachts die Polizei an unsere Tür, um uns mitzuteilen, dass das Auto wieder aufgetaucht war (nein, ich weiss auch nicht, warum man dafür nachts an die Tür hämmern muss). Deshalb hatten wir also zwei Autos, die sich ziemlich ähnlich sahen, zwei heruntergekommene goldene Minivans. Als ebenjene Karre nun vor ein paar Tagen wieder gestohlen wurde, hatte mein Mann dazu gelernt (was sollen wir denn auch mit DREI heruntergekommenen goldenen Minivans?Und wie bescheuert würde das aussehn, wenn die Schwiegereltern zu Besuch kommen, denn was fahren die? Dreimal darfste raten...).

Und siehe da, zwei Tage später kommt der Anruf (Anruf! Kein Hämmern! Fortschritt!). Der Leihwagen (ausgeliehen ohne unsere Erlaubnis) ist zwei Strassen weiter wieder gefunden worden, und die Diebe waren sogar zu blöd, den Kindersitz abzukriegen. Letztes Mal hat das Schneechaos die Diebe davon abgehalten, sich weiter mit unserem Auto zu beschäftigen. Ob es ihnen diesmal zu heiss war? Also, die Diebe von heute sind auch nicht mehr, was sie mal waren... Als nächstes springen sie wahrscheinlich depressiv von 'ner Brücke, denn das Einzige, was sie erbeutet haben, war eine Kiste alter The Smith und The Cure Kassetten...

Affenliebe

Wenn ich mit Sarah auf dem Schoss ihren Vater in Washington anrufe, holt er alles moegliche Spielzeug dazu, worueber sich Sarah natuerlich sehr freut. Vor allem, wenn er den Stoffaffen ranholt. Dann bruellt sie voller Begeisterung und Sehnsucht: Mamaaaa!

Muss ich mir Sorgen machen?

Mittwoch, August 11, 2010

Reisemeise

Es gibt viele Muetter, die behaupten, dass 1 1/2 Jahre ein besonders bescheuertes Alter fuer lange Flugreisen sei. Ich hab da ja nicht viel Vergleich und schlimmer geht immer, aber es lohnt sich sicherlich, im Moment besonders lange Auslandaufenthalte einzuplanen, da hat man dann wenigstens was fuer sein Geld. Also sind wir gleich fuer 5 Wochen nach Europa gekommen. Und, ach ja, weil's so schoen ist, wollen wir dann auch gleich ein paar kuerzere Fluege einschieben, zum Beispiel in die Schweiz zum neuen Neffen und vielleicht noch irgendwo anders hin fuer Urlaub und Arbeit (hoere ich da irgendwen "Rom" fluestern? Ach, schoen waer's, da warten wir mal ab). Zunaechst bin ich also bis Mitte September in Dueren zu erreichen.

Freitag, Juli 30, 2010

Farbenpolitik

Das ist ein Wort, das sich auf Deutsch ganz bescheuert anhoert, politics of color hingegen ist ein ganz normaler Ausdruck hier. Die meisten Amerikaner, vor allem Weisse, ziehen die Schultern zusammen, atmen gepresster und senken die Stimme, wenn die Rede auf das Thema Hautfarbe kommt, und ich denke daran kann man mich dann immer als Auslaenderin erkennen, dass ich diese automatischen Koerperreflexe (noch?) nicht habe.

Heute hab ich Sarah ihre erste Puppe gekauft (komisch, alle schenken Stofftiere, davon haben wir zu viele, niemand schenkt Puppen) und war ganz erfreut, dass es in dem chaotischen Spielzeugladen um die Ecke eine Puppe gab, die genau Sarah's Gesichtsfarbe hat. Als ich mit der (weissen) Ladenbesitzerin darueber sprach, wie viel weniger schwarze Puppen, Kinderbuchcharaktere etc. es gibt, zog sie die Schultern zusammen, schaute sich um (niemand sonst im Laden) und senkte die Stimme - vermutlich, ohne es zu merken. Dann erzaehlte sie, dass es eine franzoesische Firma gibt, die richtig pechrabenschwarze Babypuppen macht, weil die Schwarzen in Frankreich (erste oder zweite Generation aus Afrika) viel dunkler sind, als die in Amerika. Sie wuerde die ja gerne anbieten, aber in Amerika verkaufen die sich einfach nicht, Puppen, die dunkler als Milchkaffeebraun sind, werden hier diskriminiert... oder gar als rassistische Karrikatur angesehn. Sie erinnern zu sehr an die Weissen mit schwarzgemalten Gesichtern, und knallroten Lippen, die Anfang des 20sten Jahrhunderts in "lustigen" Buehnenshows zu sehen waren.

Die Puppe habe ich uebrigends zum Ueben gekauft, denn bald wird Sarah ihren kleinen neugeborenen Neffen zum ersten Mal sehn, und davor muessen wir noch ganz oft "Ei, ei Baby" ueben, damit die Liebesbekundungen nicht gar so stuermisch werden.

Montag, Juli 19, 2010

Die Gefahren des Grossstadtdschungels...

Jaja, wenn man Washingtonern sagt, man wohnt im Suedosten der Stadt, zucken sie immer ein wenig zusammen und denken oho, der wilde Suedosten (weil sie nicht wissen, wie viel sich in den letzten 15 Jahren veraendert hat - ist ja viel zu wild um hier mal hinzukommen und nachzugucken... aber das ist eine andere Geschichte). Waehrend die meisten an die wilden zweibeinigen Bewohner des Grossstadtdschungels denken, musste meine Nanny heute mit einer wilden Katze kaempfen. Zum Glueck kann sie Felltiere nicht besonders leiden und nimmt Sarah immer auf den Arm, wenn sich Hund oder Katze naehern. Deshalb hat der Tiger nur ihren (und nicht Sarahs) Knoechel attackiert. Ich hab diese Katze dann spaeter auch gesehn und tatsaechlich, die schleicht sich fauchend von hinten an, zeigt ihre Zaehne und ist zu allem bereit...

Also haben wir den Morgen damit verbracht, von einem Arzt und Krankenhaus zum naechsten zu fahren, um endlich da anzukommen, wo man Tollwutimpfungen bekommt, da haben wir dann stundenlang das volle Wartezimmer mit Sarahs Gesangskuensten maltraetiert, waehrend Ingrid 8 Spritzen bekam. Am fruehen Nachmittag endlich wieder zu Hause hab ich die Katzenfaenger angerufen und hoffe, dass sie sich dem Problem annehmen. Hinter'm Haus gehn wir erstmal nicht mehr spazieren...

Freitag, Juli 16, 2010

Kleiner Liebling...

Entwicklungspsychologen wuerden das vermutlich fruehkindliche Abgrenzung nennen, ich finde das nur abwechselnd extrem anstrengend und lustig - manchmal beides gleichzeitig. Sarah hat jetzt den boesen Blick gelernt und mitten im Spielen guckt sie ploetzlich sehr boese und haut einen. Schmerzhaft. Oder schiebt den Unterkiefer vor und man weiss, die bereitet sich aufs Beissen vor. In dem Fall sorge ich immer dafuer, dass sie am Ende aus Versehen die eigene Hand im Mund hat und nicht meine. Da kann sie dann beissen, was sie will.

Nun dachte ich gestern, dass wir einen Durchbruch zum Thema Freundlichkeit hatten, weil sie mir so lieb und ausdauernd, ei-ei, den Arm gestreichelt hat. Bis mir dann auffiel, dass sie vor jedem "Ei" ihre Hand grossflaechig anleckte und dann die Spucke froehlich auf mir verschmierte. Das kleine Biest ist mir doch immer einen Schritt voraus...

Montag, Juli 05, 2010

Oeffentliche Kuehlschraenke

Diese Woche soll es bis ueber 38 Grad heiss werden. In Vorbereitung darauf hat die Stadt New York oeffentliche Kuehlraeume eingerichtet, in denen die Menschen ueberleben koennen, die keine Klimaanlage haben. Obdachlose und andere Uncoole.

Unser Haus ist zwar gekuehlt, aber Sarah wird irre, wenn sie den ganzen Tag niemanden sieht ausser ihre langweiligen Eltern. Also hat mein Mann sie heute morgen um halb acht zum Spielplatz gebracht, damit sie die Morgenkuehle (die eigentlich auch schon stickige Morgenwaerme ist, aber eben noch nicht Mittagshitze) nutzen kann. Und fuer tagsueber gibt es dann Museen, Einkaufszentren und andere oeffentliche Raeume, wo wir rumhaengen und alle Fremden gruessen koennen. Heute ist Montag (Museen zu) und Feiertag (Geschaefte zu oder nicht?), was unsere Optionen ungemein einschraenkt. Also verwuesten wir jetzt erstmal das Haus...

Donnerstag, Juli 01, 2010

Babies die bellen, beissen auch

Gestern sind Sarah und ich nach der Arbeit auf einen langen kurzen Spaziergang gegangen. Weil Sarah selbst gelaufen ist, war er lang: 1 Stunde und kurz: 50 Meter. In unserer Nachbarschaft, gleich gegenueber der Kirche, deren Treppe Sarah zehnmal raufklettern will, lebt ein Pitbull, der einen Grossteil des Tages im Vorgarten bellt. Also hat Sarah zurueckgebellt. Etwa genauso laut wie ihr neuer Hundefreund and voller Begeisterung, dass er lauter und lauter bellte, als sie lauter und lauter bellte. Ja, der Hund hat dabei die ganze Zeit mit dem Schwanz gewedelt, aber was heisst das schon bei einem Pitbull: "Ich mag Dich, Du siehst aus wie ein koestlicher Snack"

Naja, wenn ich's mir recht ueberlege, Sarah hat immer noch die unangenehme Angewohnheit, ihre Zuneigung durch ziemlich brutale Liebesbisse zu zeigen. Wahrscheinlich war ihr Gespraech mit dem Pitbull ein Erfahrungsaustausch unter Feinschmeckern.

Meine Freundin Noora fragt: "Haben alle Babies so einen ausgepraegten Charakter?"

Montag, Juni 28, 2010

Schwimmen, schlafen, Zaehne klappern, Mondscheintango im Hafen

Das alles und noch viel mehr kann man machen, wenn die amerikanischen Grosseltern ein Wochenende lang Haus und Kind hueten. Also sind mein Mann und ich zum ersten Mal seit wir Eltern sind allein zu zweit unterwegs gewesen, zur Hochzeit unserer Freunde, die die Freundlichkeit besassen diese am Meer zu feiern (zwei Fliegen mit einer Klappe sozusagen). Am schoensten an der Hochzeit war der Abend davor, wo wir in kleiner Runde im Hof der Familie sassen und sie Fische und Muscheln und Maiskolben auf den Grill warfen und keiner steif in Hemd und Krawatte gezwaengt war. Ach ja, und natuerlich im eisigen Meer schwimmen und dabei mit einer dicken fremden Frau plaudern, die gar nicht (wie ich) mit den Zaehnen klapperte.

Aber, egal wie schoen Hochzeit und Meer waren, New York ist New York. Da kann kein Fisch gegen anpupen (Pupen Fische?). Und waehrend Sarah auf unserer letzten New York Reise unentwegt geschrieen hat, konnten wir nun jeglichen schreienden Babies den Ruecken kehren und Harlem, ueber Central Park und Pier 16 (Tango im Mondschein neben riesigen Segelboten) alles in Ruhe und grinsend geniessen. Eine neue Sehenswuerdigkeit, die sich unbedingt lohnt, schon weil's so ungemein entspannend ist: Die Highline, ein Park, der auf einer ehemaligen Hochbahntrasse angelegt ist. Vom vierten Stock (oder so) schaut man auf den etwas rauen Meatpacking District, waehrend man auf skandinavisch anmutenden Holzplanken mit kunstvoll-wilden Blumen und Liegebaenken Richtung Sonnenuntergang lustwandelt.

Dienstag, Juni 15, 2010

Stille Post auf Bahasa mit verbundenen Augen...

Verstehst Du Bahasa? Ich auch nicht. Trotzdem werde ich dafuer bezahlt, dass ich Sonntag Nacht zwischen 10 und 2 einer Gruppe Indonesier dabei zuhoere, wie sie auf bahasa diskutieren und etwas malen, was ich nicht sehen kann. Das nennt man online training, bei denen ist schon Montag Morgen und wenn die diskussion sich gar zu lang hinzieht, ist es verlockend, mich ein wenig in Sarah's Laufstall langzulegen, Telefon mit Bahasa auf Lautsprecher neben mir und vielleicht nur einen klitzekleinen Augenblick die Augen zu zu machen. Das waere dumm, denn obwohl wir einander nicht sehen koennen, sollen sie mich nicht schnarchen hoeren. Und alle 10 Minuten sagt einer auf Englisch: "Eva, we have one question" oder "We are ready" Und dann muss ich hellwach klingen und ihnen sagen, was sie als naechstes tun sollen. Das ganze erinnert mich an das Kinderspiel, bei dem man mit verbundenen Augen zu malen versucht und alle muessen raten, was das ist. Am Ende schicken sie mir ein Foto und ich kann sehn, wie gut sie meine Instruktionen verstanden haben.

Wenn ich beim Friseur sitze und der mich fragt, was ich denn beruflich mache, weiss ich nie, was ich sagen soll... "Ich werde dafuer bezahlt, dass ich nachts Leuten am anderen Ende der Welt dabei zuhoere, wie sie in Sprachen, die ich nicht spreche, Dinge diskutieren, von denen ich keine Ahnung habe."

Echt? Und damit kann man Geld verdienen? Wo kann ich mich bewerben?

Montag, Juni 07, 2010

Eva's kleine Lebensweisheiten

Wenn die Klemptner im Haus sind um gleichzeitig beide Toiletten auszuwechseln... NICHT TRINKEN! KEINEN SCHLUCK!

(Wie kann man nur so bloed sein. Nu sitz ich hier und versuche nicht an plaetscherndes Wasser zu denken...)

Freitag, Juni 04, 2010

Heldentag

Letztes Wochenende war Memorial Day, also Kriegsheldengedenktag. In Deutschland dreht sich so ein Tag um eine Generation, die inzwischen groesstenteils an Altersschwaeche (wenn nicht im Krieg) gestorben ist und die ausserdem auf der Seite der Boesen war und deshalb nicht als Helden verehrt wird. Hier ist das anders, weil die Amis ja immer die Guten sind (hm...) und weil jede Generation mindestens einen Krieg hat, der sie mit neuen Veteranen versorgt, Korea, Vietnam, Irak eins und zwei, Afganistan... Und mit staendig verbesserter medizinischer Versorgung steigt die Zahl der extrem verstuemmelten Veteranen, die ueberleben und nun mit Anfang 20 ohne Arme, Beine und Gesicht wieder zurueck zu Hause sind.

Weil jede Familie ihre eigenen Kriegshelden hat oder kennt, ist der Heldengedenktag nicht einfach nur ein freier Tag und ein langes Wochenende, sondern fuer die meisten Amerikaner ein emotional patriotisches Ereignis. Wir waren beim Capitol, wo hunderttausende Harley Davidson fahrende Vietnam Veteranen ihre jaehrliche Motoratdemonstration fuer bessere Veteranenversorgung und Unterstuetzung der Kriegsgefangenen fuhr. Keiner weiss warum, aber Harley Davidson und Vietnam Veteranen gehoeren zusammen als waeren sie aneinander geschweisst. Fransen, graue Baerte, Leder, Baeuche, Amerikanische Flaggen ueberall und die Zuschauer rufen "Danke! Danke! Danke!"

Waehrend ein Grossteil des dieser Demonstration wie ein farbenfroher familientauglicher Umzug aussieht, gab es ein Bild in der Mitte des Ganzen, das sich mir ins Gedaechdnis eingebrannt hat und da einfach nicht mehr raus will. Ein Wagen zog einen kleinen Bambuskaefig, in dem man weder aufrecht stehen, noch ausgestreckt liegen konnte. Darin hockte ein langhaariger, halbnackter Mann.

Mein Mann sagte: "Einer meiner Kollegen war zweieinhalb Jahre in so nem Kaefig gefangen."

Montag, Mai 24, 2010

Hilfe, Sarah kann noch kein Chinesisch

Letzte Woche traf ich eine Mutter mit 18 Monate altem Kind. Wir haben uns ueber die neusten Entwicklungen der lieben Kleinen unterhalten, aber nach dem Gespraech war klar, dass ich Sarah nicht ausreichend foerdere. Schliesslich kriegt Sarah keinen Chinesischunterricht (obwohl das doch die Geschaeftssprache der Zukunft ist), lernt noch nicht Blockfloete und wird auch nicht mit zwei Jahren anfangen Balletstunden zu nehmen.

Donnerstag, Mai 20, 2010

Wanderbuero

Unser neues Haus hat drei (winzige) Stockwerke und hundert Kleinigkeiten, die die Aufmerksamkeit eines Handwerkers erfordern. Also hatte ich heute einen charmanten Waendestreicher und Tuerstopperanbringer im Haus (gestern und vorgestern auch...). Meine Arbeit hingegen hat sicherlich mehr als drei Stockwerke und ebenfalls hundert Kleinigkeiten, die alle meine Aufmerksamkeit erfordern. Und heute ausserdem unentwegtes Telefonieren mit Kunden und Kollegen ueberall. Also bin ich mit Telefon und Computer den ganzen Tag von einer Etage zur naechsten gezogen, dem Handwerker immer einen Schritt voraus, die Kaffeetasse unter's Kinn geklemmt und hab mich ganz modern gefuehlt.

Montag, Mai 17, 2010

Menopause Salto Mortale rueckwaerts

Also, wir wissen ja fast alles ueber fast jedes Thema. Ausser den eigenen Koerper. Wusstet Ihr zum Beispiel, dass Stillen dem Koerper vormacht, er (also sie) waere in den Wechseljahren? Also hab ich jetzt schon ne Ahnung davon, dass ich in den Wechseljahren vermutlich arge Knochenschmerzen haben werde.

Aaaaber... wusstet Ihr denn auch, dass aufhoeren zu Stillen ist wie Menopause Salto Mortale rueckwaerts ohne Netz und mit schreiendem Blag im Hintergrund? Natuerlich nicht. Ich auch nicht. Und dass das alles auch noch mit zwei Monaten Verspaetung einsetzt... Deshalb renn ich auch wie'n Bloed zum Arzt, um einen Malaria Test zu machen. Von wegen Fieberschuebe. Hitzewallungen! Der Arzt sagte mir nicht ins Gesicht, dass ich ein Simulant sei, aber deutetet an, dass manche Leute auch Schweissausbrueche haben, wenn sie Panikattacken haben. Ich hab ihn dann nicht gefragt, ob diese Leute dabei auch Panik fuehlen... schliesslich hatte ich zwar den Schweiss aber nicht die Angst.

Was mich auch auf Malaria schliessen lies, war dass ich so gar keinen Hunger mehr hatte. Ich hab ja jetzt zwei Jahre lang bei jeder Mahlzeit fuer drei ausgewachsene Maenner gegessen. Und dann noch Nachtisch. Jetzt leg ich nach einer Voegelchenportion damenhaft die Gabel nieder und bin geschafft. Ja klaaar, sag ich jetzt, natuerlich auch ein Effekt des Abstillens, schliesslich fuettert mein Koerper nicht mehr dieses kleine Wesen, was wie drei ausgewachsene Maenner bruellen kann. Also, seit einer Woche kann man sich mit mir wieder ne Pizza teilen und satt werden. Der Scheunendrescher ist sicher geparkt.

(Warum ich solche doch recht koerperlich-privaten Details ins Internet schreibe? Weil's mir geholfen haette, wenn mir das alles vorher - oder waehrenddessen klar gewesen waere...)

Dienstag, Mai 11, 2010

Und ausserdem...

sind wir umgezogen. Das hat so viel Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch genommen, dass ich nicht dazu gekommen bin, darueber zu schreiben. Die Tochter unserer ehemaligen Vermieter war 2 Jahre im Kloster und hat nun ploetzlich beschlossen, dass sie doch nicht zur Nonne taugt, sondern lieber fuer konservative Politiker Reden schreibt. Und wieder in unser Haus ziehen will. Ungluecklicherweise hatte sie es so eilig und hat im Prozess recht wenig christliche Naechstenliebe gezeigt dass wir schliesslich umziehn mussten, waehrend ich in Afrika war. Mein Mann behauptet zwar immer, dass er gerne umzieht und das auch allein gewuppt kriegt, aber in den Geschichten der glorreichen Vergangenheit, gab es keine einjaehrigen schreienden Babys und keine Babysittermissverstaendnisse... Das es sich bei diesem Blog nicht um eine Horrorseite handelt, werde ich Euch Details ersparen. Nun sitzen wir zwischen Kisten in unserem neuen Haus und sind eigentlich ganz zufrieden. Wenn sich diese Kisten nur von selbst auspacken wuerden...

Was ist in der Windel drin?

Nein nein, nicht NACHDEM Sarah sie ne Nacht lang getragen hat... Ich hatte mir ja immer vorgestellt, dass Windeln sowas sind wie aufgeblasene Damenbinden und aus Papier, Watte, Plastik oder so bestehn. Nun hat Sarah das irgendwie geschafft, ueber Nacht eine durchgeweichte Windel aufzuknibbeln, und was sich da in ihrem Unterhemd knubbelte, sah nicht wie Papier, Watte oder Plastik aus, sondern wie... hm, vielleicht kleingehackter Wackelpudding? Kleine Geleeknuebbelchen, mit Urin vollgesogen, die irgendwie ungemein High Tech aussahen. Wer haette das gedacht...

Mittwoch, Mai 05, 2010

Geburtstagsvergesser...

Falls Du mit mir verwandt oder bekannt bist, habe ich bestimmt schon mal Deinen Geburtstag vergessen. Das ist quasi eine Spezialitaet von mir. Aber gestern hab ich das dann doch zu weit getrieben... und meinen eigenen Geburtstag vergessen. Frueh am Morgen sind wir aufgestanden, haben Sarah bei Ingrid abgeliefert und uns in den Umzugswahnsinn gestuerzt. Um zwanzig nach zehn hab ich ne Fruehstueckspause gemacht und nur mal so in meinen Kalender geguckt. Die Uhrzeit weiss ich genau, denn da wurde mir ploetzlich klar, dass heute mein Geburtstag und ausserdem Sarah's Arzttermin war. Um elf. Was unmoeglich einzuhalten war, denn zu Ingrid laufen dauert ne Viertelstunde, zum Arzt von da ne gute halbe Stunde. Also hab ich mir schnell selbst herzlichen Glueckwunsch gewuenscht und bin losgelaufen. Zehn Minuten darf man zu spaet sein, und das hab ich, mit hechelnder Zunge in den Knien exakt geschafft.

Beim Arzt rausgefunden, dass Sarah in den letzten 6 Wochen gewachsen und schwerer geworden ist. Dann Sarah wieder abgeliefert und weitergeschuftet. In der Zwischenzeit hatte sich mein Mann auch an meinen Geburtstag erinnert und gratuliert.

Als wir endlich bereit waren, schoen essen zu gehn, waeren wir beinah beide am Tisch eingeschlafen und waren nach zwei Stunden wieder zu Hause.

Aber trotz allem, das war kein schlimmer Geburtstag. Mein schlimmster Geburtstag war irgendwann Anfang 30 auf einer Konferenz in Korfu, wo ich niemanden wirklich kannte und nur voller Selbstmitleid auf's Meer gestarrt hab und gedacht: Ich hab keinen Mann und kein Kind und auch sonst keinen, der sich um mich schert. (Entschuldigung an alle, denen ich was bedeute, aber wenn man im Selbstmitleid versinkt, ist man selten fair). Heute hab ich vielleicht vergessen zu feiern, aber ich bin an dem Punkt, nach dem ich mich in Korfu gesehnt hab und das fuehlt sich gut an.

Und jetzt guck ich mir (mit einem Tag Verspaetung) meine Geburtstagspost an.

Samstag, Mai 01, 2010

Afrikagruss

Malawier scheinen mir irgendwie zurueckhaltender als der typische Ghanaer. Aber was heisst das schon, jeder (ausser vielleicht dem typischen Nigerianer) ist zurueckhaltender als der typische Ghanaer. Aber obwohl vieles ein bisschen anders aussieht, ist der staerkste Eindruck doch, wie aehnlich es ist. Ich war seit eineinhalb Jahren nicht mehr in Afrika, das scheint nicht lang, aber in der Zwischenzeit ist so viel passiert... Zum Beispiel hab ich heute zum ersten Mal einem afrikanischen Verehrer gesagt, dass er mich nicht anrufen kann, weil mein Ehemann das nicht mag, ohne zu luegen. Also ich hab das immer gesagt. Aber bislang war das immer eine Luege, weil besagter Ehemann nicht existierte...

Als wir heute ueber Land und an den riesigen Malawi See fuhren, der so endlos aussieht, wie das Meer, hab ich viel und voll Sehnsucht an die Afrikareisen mit meinen Eltern gedacht.

Mittwoch, April 28, 2010

Wie ist Malawi?

Es gibt einen Flughafen, ein kleines Hotel mit Garten und Pool, ein Landwirtschaftsministerium, ein Gartenlokal mit europaeischem Essen und viel zu viele Forscher. Zumindest in dem Teil von Malawi, den ich bislang gesehen habe. Zum Glueck haben wir am Freitag ein Interview mit jemandem, der nicht in der Hauptstadt wohnt und werden deshalb tatsaechlich ein wenig Landschaft und vielleicht sogar ein paar echte Malawier (die nicht im Landwirtschaftsministerium oder der Gastronomie arbeiten) sehn. Vielleicht kann ich danach mehr berichten.

Montag, April 26, 2010

Uebermuedete Kurzmittteilung

Nach ueber 24 Stunden Anreise und nach eineinhalb Jahren Abwesenheit, habe ich heute zum ersten Mal wieder einen Fuss (und dann den anderen) auf den afrikanischen Kontinent gesetzt. Eben in Malawi angekommen. Hier war ich noch nie und werde wohl bei diesem kurzen Besuch (eine Woche) von Land und Leuten nicht viel mitbekommen, weil wir zu viele Interviews mit Buerositzern vorhaben... Es riecht nach Afrika und die Voegel kommen mir auch bekannt vor. Was mich erstaunt, ist wie feuchtkuehl es ist. So, jetzt werde ich mich dem Rat aller Jet-Lag-Experten wiedersetzen und mitten am Tag schlafen gehn. Meine Kollegin hat versprochen, mich zum Abendessen wieder aufzuwecken.

Freitag, April 23, 2010

Na endlich...

Wir hatten uns schon Sorgen gemacht. Seit fast zwei Monaten kann Sarah laufen und kein Fortschritt. Aber diese Woche wird sie endlich ihrem Erbe gerecht und faengt an zu tanzen. Den Tango hat sie noch nicht gemeistert aber dafuer einen hinreissenden Knie-Po-Wackler, sobald ich Musik anmache.

Donnerstag, April 22, 2010

Tierchenschutzgesetz

Hier gibt es ein Gesetz, das verbietet, Videos von Frauen in hochhackigen Schuhen zu machen, die kleine Tiere tottreten. Anscheinend gibt es fuer sowas einen Markt im Internet, aber das Tottreten kleiner Tiere mit Pumps (also nicht "Tiere mit Pumps" sondern "Tottreten mit Pumps") gilt den Amis als Tierquaelerei. Deshalb das Gesetz. Aber was, wenn die Frauen Turnschuhe tragen, oder groessere Tiere tottreten? Eine juristische Grauzone.

In die Zeitung kam dieses Gesetz im Zusammenhang mit einem Mann, der Hundekaempfe filmte und die Videos verkaufen wollte. Auf den, so hat das oberste Gericht entschieden, kann man dieses Gesetz nicht anwenden, weshalb er nicht drei Jahre ins Gefaengnis muss. Na, ein Glueck fuer ihn, dass keiner der Beteiligten (weder er noch die Hunde) hochhackige Schuhe trug...

Dienstag, April 20, 2010

Polizeistaaten

In Dueren hatten die Polizisten Schnurrbaerte und ihre wichtigste Aufgabe war es, uns Knoellchen zu geben, wenn wir mit dem Fahrrad auf dem Buergersteig oder ohne Licht fuhren. In Lueneburg trafen sich Hundertschaften aus ganz Deutschland, um Atomkraftgegner nasszuspritzen und wegzutragen. In Ghana gab es eine spezielle Polizistendichte vor Feiertagen, sie hielten einen fuer alle moeglichen eingebildeten und wirklichen Verkehrssuenden an und forderten "a little Christmas" oder "a little Easter" also einen Beitrag zu den Kosten des Feiertags. Netterweise sagten sie dem Uneingeweihten auch gleich wann und wieviel Bestechungsgeld an wen abzudruecken sei.

Und hier? Hier hielt eben unser Streifenpolizist an, als ich grade ueber die Strasse gehn wollte. Er staute den Verkehr hinter sich, um mir zu sagen: "Ich hab mal fuer Euch im Internet gesucht und ein paar nette Haeuser gefunden, die zu vermieten sind."

Montag, April 19, 2010

Afrikaha

Tatsaechlich, der Abreisetermin rueckt immer naeher, dieses Wochenende (wenn denn die Fluege gehen) werde ich zum ersten Mal nach Afrika fliegen, seit ich Mutter bin. Sarah wird mich vermutlich weniger vermissen, als ich sie. Maenne arbeitet diese Woche Ueberstunden, damit er naechste Woche mehr Zeit hat, die Nanny ist vorgewarnt und ich bin gespannt, wie es sich anfuehlt.

Aber jetzt gehen Baby und ich erstmal zu Mr Skip, Kindermusik am Morgen, dann kann Sarah mit dem Hintern wackeln, waehrend ich mir mit den anderen Muettern nen Kaffee trinke. Ich liebe es, in einer Grossstadt zu wohnen...

Montag, April 12, 2010

Sie hat sich nicht mal weh getan...

Das ist ein Satz, mit dem ich nun Geschichten ueber Sarah's neuste Erkundungen von Schwerkraft und Geschwindigkeit einleiten muss. Denn obwohl wir alle Spannung moegen, will von denen, die sie lieben, keiner einen Bericht lesen, der anfaengt mit:
"Sarah ist kopfueber aus ihrem Hochstuhl gefallen." und wo man bis zum Ende lesen muss, um zu sehn, wie schlimm die Verletzungen sind.
Also, Sarah hat, wie so oft, im Hochstuhl in der Kueche gesessen und mir beim Kochen zugesehn. Sie hat ein bisschen gequaekt, ich hab die Pfannkuchen umgedreht und ploetzlich seh ich im Augenwinkel eine Bewegung, die zu schnell ist, um gut zu sein und als ich mich umdreh, haengt nur noch ein Fuss im Stuehlchen fest und der Rest des Kindes haengt kopfueberverdreht knapp ueber dem Boden und schreit. Ich hab mich schon tausendmal geaergert, dass sich in dem Stuhl ihre Fuesse immer so verhaken, wenn ich versuche, sie rauszuheben. Aber eigentlich ist das doch gut...
Was es so schwierig macht, kleine Kinder heil zu grossen Kindern werden zu lassen, ist dass sie einen nie vorwarnen, wenn sie etwas neues gelernt haben, sondern es einem immer ganz stolz zeigen.
"Mama! Mama! Ohne Zaehne!"

Dienstag, April 06, 2010

Sprachgenie


Sarah hat ihren ersten Satz gesagt. Und, falls Ihr da beunruhigt ward, auf Deutsch:

"Wawa ei."

Ok, auf Baby Deutsch. Und vielleicht auch nur der stolzen Mutter verstaendlich: "Ich will den Hund (Wawa) streicheln (ei)."

Zum Thema Ei gibt es auch noch mehr herausragendes zu erzaehlen: Sie hat ihr erstes Osterei gefunden. Und war davon so begeistert, dass sie sich damit begnuegt hat, und die anderen Eier den anderen Kindern ueberlassen hat. Grosszuegig... oder bescheuert?

Sonntag, März 28, 2010

Wo ist Baba?

Baba ist wieder abgereist. Ich hatte ja den Ehrgeiz, dass Sarah in den zwei Wochen das Wort Oma lernt. Und haette darueber fast uebersehen, dass sie meiner Mutter ihren eigenen Namen, Baba, gegeben hat. An einem der letzten Tage, waehrend es in Stroemen regnete, waren wir in der grossen Halle des Hauptbahnhofs. Sarah und ich sind Hand in Hand spazieren gegangen, waehrend meine Mutter auf unsere Sachen aufpasste. Als wir fast die Ausgangstuere erreicht hatten, drehte sich Sarah ploetzlich um, zeigte in Richtung Oma und sagte: "Baba". Was in Babysprache vermutlich hiess: "Wir koennen doch die Oma nicht einfach hier lassen." Und nachdem ich den Namen einmal erkannt hatte, hoerte ich sie ihn immer wieder benutzen. Gestern bin ich mit Sarah auf Omas Rennstrecke (von uns zum Capitol) spazieren gegangen. Weil der Kinderwagen nach vorne zeigt, konnte sie mich nicht sehn und war fuer lange Strecken des Weges ueberzeugt, ich sei ihre Baba...

Montag, März 22, 2010

Hundeleben

Schweinehunde, Huehnerhunde, Hasenhunde, Hundehunde... alles Wawa.

Gestern waren wir mit der Familie auf einer kleinen alten Streichelfarm vor den Toren Washingtons. Das historische Farmhaus (seit 16schlagmichtot von Einwandern besiedelt) lag auf einem Huegel eingequetscht zwischen Autobahnen. Aber solange man nicht nach rechts guckte (auf die naechste Autobahn), war der Ausblick romantisch und Sarah war begeistert von den ganzen Hunden, die sie hatten. Hund (also Wawa) ist eines ihrer ersten Woerter und sie wird immer ganz aufgeregt gluecklich, wenn sie einen sieht. Und damit sie sich noch mehr freuen kann, hat sie einfach alles, was Fell oder Federn hat, und worauf sie runtergucken konnte, zum Hund gemacht. Nur die Kuehe waren ganz sie selbst.

"Sarah, guck mal, Schweine!"
"Wawa!"
"Und Huehner!"
"Wawa! Wawa!"
"Und kleine Hoppelhaeschen"
"Wawa"
"Oh, und eine Muhkuh"
"Mah"

Mittwoch, März 17, 2010

Elefantenrennen




Wir hatten ja das Geruecht schon gehoert, dass gestern die Elefanten los sein sollten... haben es aber einfach geflissentlich ignoriert und sind zum Spielplatz gegangen. Und da packten dann ploetzlich alle Muetter ihre Kinder und fingen an zu rennen: "Die Elefanten sind da, die Elefanten sind da!" Wir natuerlich hin.

Und tatsaechlich, da sind se. Halten einander Schwanz in Ruessel und laufen in Richtung Capitol. Wir hinterher. Schon eigenartig, niemand wuerde mich je dazu bringen, joggen zu gehn. Noch dazu mit nem fetten Baby im Arm. Ausser zehn Elefanten. Zum Glueck haben sie vor dem Capitol fuer ein paar Minuten angehalten, um jedem die Moeglichkeit zu geben, ein gutes Foto zu schiessen. Also jedem, der drei Meter gross ist, dann meine Fotos haben leider vor allem Hinterkoepfe und wenig Elefanten. So gross sind die dann doch nicht. Aber Sarah war begeistert und Mutter und ich hatten Traenen in den Augen. Nicht vor Erschoepfung, sondern vor Ruehrung. Was will man mehr.

Was die Elefanten in Washington zu tun hatten? Anscheinend gibt es jedes Jahr im Fruehjahr diese Elefantenparade wenn der Zirkus in der Stadt ist.

Donnerstag, März 11, 2010

Geburtstagskinder

Heute ist Sarah's erster Geburtstag.

Sie kann laufen (seit drei Wochen oder so).

Sie sagt Mama, Dada, Ingrid, Co(llin), tickletickle (das heisst: "killekille" und wenn sie das sagt "Tkltkl!", streckt sie dabei die Zunge raus und kitzelt sich selbst am Bauch. Oder ihren Papa. Nie ihre Mama und das ist auch gut so. Ratet mal, wer ihr das beigebracht hat...), Wa (fuer Wauwau), da (und zeigt unermuedlich auf Baueme, Briefkaesten, Katzen und Dinge, die nur sie selbst sieht).

Vor ein paar Tagen haben wir zusammen ihr erstes Bild gemalt. "Da!"

Ihr absolutes und ungeschlagenes Lieblingsessen sind Blaubeeren. Die verschlingt sie mit einer solchen Geschwindigkeit (wenn man nicht aufpasst), dass viele unzerkaut und unverdaut in ihrer Windel landen.

Wenn ich ihr eine Nudel mit Sauce fuetter und sie die Sauce nicht mag, kann sie die mit ihren kleinen Fingerchen entfernen und in ihr Haar schmieren, und dann die Nudel solo geniessen.

Sie weiss, wie man von abends 7 bis morgens 6 durchschlaeft. Obwohl sie von dem Wissen nicht immer Gebrauch macht.

Sie ist fasziniert von Buechern. Zuerst wollte sie sie immer essen. Jetzt ist ihre Obsession: Umblaettern. Manchmal guckt sie sich sogar die Bilder an.

Ihr neustes Spiel ist: Taschentuch zerreissen. Die kleinere Haelfte kriegt Mama, die groessere Haelfte wird nochmal zerrissen. Die kleinere Haelfte kriegt Mama usw. Bis das letzte Fitzelchen zu klein zum Zerreissen ist. Dann ist sie am Ziel angekommen, denn dieses Fitzelchen muss ganz schnell in den Mund gesteckt werden, bevor Mama das merkt.

Ueberhaupt, in den Mund stecken... Wir hatten mal eine Nachbarin, die den (hinter dem Ruecken) Spitznamen "Staeubchen" hatte, weil sie ihr sehr sauberes Auto jeden Tag putzte und immer noch ein Staeubchen fand. Nicht dass unsere Wohnung oder der Spielplatz ebenso sauber waeren wie jenes Auto. Aber Sarah findet auch die kleinsten Staeubchen, Steinchen, Hundescheisschen schneller als man gucken kann und ZACK in den Mund damit.

Wer sind die anderen Geburtstagskinder des Tages? Mama und Papa. Beide sind auch heute ein Jahr alt geworden und wurden im gleichen Moment geboren, als Sarah das Licht des Kreisssaals erblickte. Natuerlich sind die Koerper, in denen die beiden sich aufhalten, schon ein wenig aelter, aber sie waren vor einem Jahr etwa genauso verwirrt wie ein Neugeborenes und haben im letzten Jahr ebenfalls verdammt viel gelernt.

Wenn ich mich einen Moment ruhig hin setze und ueber dieses eine Jahr nachdenke und was das fuer mich bedeutet, wie wichtig und schoen und schwer und aussergewoehnlich es war, dann kommen mir die Traenen... aber ich finde keine Worte, die wirklich beschreiben, was ich fuehle.

Mittwoch, März 03, 2010

Ein Buero fuer Eva?

Oder vielleicht eher: Eine Ecke in einem Buero fuer Eva? Heute schau ich mir Affinity Lab an, http://www.affinitylab.com/ ein Buero, in dem man einen Schreibtisch ganz oder halb oder weniger als halb mieten kann, und dann sitzt man mit lauter anderen zusammen und jeder arbeitet an seinem eigenen Projekt, und keiner sitzt einsam im ausgewaschenen Maenner-T-Shirt am eigenen Kuechentisch.

Einmal die Woche haben sie ein Mittagessenseminar, das geht von Rechtsanwaltsvortraegen bis Hulahoop Unterricht. Es gibt Konferenzraeume, die ich zum Beispiel nutzen koennte, um Seminare abzuhalten.

Nachdem der Manager mir die Raeumlichkeiten gezeigt und ein bisschen was erzaehlt hat, kann ich heute probearbeiten, um zu sehn, wie sich das anfuehlt. Und ich muss sagen: Fuehlt sich gut an. Jetzt muss ich nur noch warten bis mein Einkommen regelmaessiger ist, so dass ich mir das auch wirklich leisten kann. Ach ja, noch was Gutes: Man mietet hier von Monat zu Monat, falls man also zu gross oder zu klein wird, kann man schnell wieder raus. Oder wenn man mal einen Monat oder zwei unterwegs ist.

Eine halbe Stunde Anfahrt mit der Metro ist ungefaehr das Gleiche, was ich bei meinem letzten Buerojob hatte und fuer den durchschnittlichen Washingtoner eine kurze Anfahrtszeit (weil so viele hier in den Vororten leben). Gelegen ist das ganze in der leicht wilden U-Street, die auf der einen Seite Ausgehmeile, auf der anderen Seite runtergekommen ist. Das Buero ist auf dieser anderen Seite...

Sonntag, Februar 28, 2010

Schnurri-Liesel

Ich hab ja eine ganze Sammlung aufregender Wimpern, die als Taschenkostuem ueberall hin mitreisen koennen und einen im Handumdrehen verkleiden. Gestern hab ich der Sammlung der Anklebkostueme eine neue Dimension hinzugefuegt. Ich sag nur: "Ist der kleine Mann da Will's Frau?" (fragten mehrere Gaeste auf der verspaeteten Karnevalsparty)

Es ist schon erstaunlich, wie verkleidet man mit Anklebeschnurri ist. Um das Kostuem perfekt zu machen, hab ich mir noch nen Schatten auf die Wangen und das Kinn gemalt, nen Hut aufgesetzt, Anzug und Kravatte angezogen und mir die Hose mit ner Rolle Klopapier ausgepolstert.

Frauen, die mich nicht leiden koennen, waren ploetzlich freundlich zu mir, ein Freund von uns, der ein ausgewiesener Frauenheld ist, ist an mir vorbeigegangen und hat nur gedacht: Noch'n kleiner Mann... und erst beim dritten hingucken gesehn, wer der kleine Mann ist. Ich sag bloss: Nie mehr reisen ohne Schnurri. Das einzige Problem: Der Zwirbelschnurrbart war so lang, dass ich meinen Wein nur mit Strohhalm trinken konnte.

Freitag, Februar 26, 2010

Mietspielzeug

Im Internet gibt es alles. Zum Beispiel Spielzeugleihdienste. Wo man sich immer wieder neue Spielzeuge aussuchen, zuschicken lassen und zurueck schicken kann, sobald's einen langweilt.

http://www.babyplays.com.

Das ist nicht nur deshalb toll, weil man sich weniger langweilt oder Geld spart, sondern vor allem, weil man den ganzen Mist dann nicht ewig in der Wohnung rumliegen hat... Ausserdem ist es toll, Paeckchen zu kriegen.

Ach ja, zum Thema Paeckchen. In unserer Nachbarschaft ist das anscheinend im Moment der neuste Trend, dass Drogendealer das Marihuana per UPS verschicken. Nicht zu sich nach Hause, da waeren die ja ganz schoen bloed, sondern zu einem dieser Haeuser, wo tagsueber keiner zu Hause ist. Der Kurrier (Drogenkurrier im wahrsten Sinne) liefert das Paeckchen auf der Veranda ab (das machen die hier wirklich, wenn keiner die Tuer oeffnet, legen die die Paeckchen einfach so davor) und der Dealer kommt und holt es ab, bevor Mama und Papa von der Arbeit nach Hause kommen.

Wie gesagt, es ist toll, Paeckchen zu kriegen...

Donnerstag, Februar 18, 2010

Schneeheeeheee


Ok, alle schimpfen ueber's Wetter. Immer, das gehoert sich so. Aber irgendwie ist das auch toll, wenn man ein Wetter erlebt, das krasser ist, als normal. Ich war noch nie irgendwo, wo's so geschneit hat. Ich hab mich daran erinnert, wie wir als Kinder mit dem Vater den Wetterbericht geguckt haben und uns dann immer ganz klammheimlich ueber Schnee freuen mussten, weil fuer einen Steinmetz Schnee natuerlich Mistwetter ist. Und so war ich hier umgeben von Leuten, die diesen Schnee scheusslich fanden (und unpraktisch war er ja auch) aber sobald ich draussen war, war ich verzaubert.

Zum Valentinstag sind wir dann Schlitten gefahren. Das war besser als Schokolade und Rosen. Hand in Hand den Hang runter rasen und unten angekommen nebeneinander im Schnee liegen und in die Sonne gucken (hoffend, dass einem keiner in den Kopp rast...). Eine Kleinigkeit beunruhigte mich nur: Wenn man nun also mit seinem Allerliebsten (nicht dem Allerwertesten) mit zwei unkontrollierbaren runden Plastikschuesseln den Hang runter pfeift und die ganze Zeit schreit: "Lass meine Hand los, Du brichst mir den Arm." und er das nichtmal zu hoeren scheint und immer fester zupackt... ist das ein Zeichen unverbruechlicher Liebe und Leidenschaft, oder muss ich mir Sorgen machen?

Mittwoch, Februar 10, 2010

Eingeschneit

Sieht cool aus. Kann einem aber unheimlich auf den Geist gehn. Vor allem, wenn man kein Hoehlenmensch ist. Und ein Baby hat, das (eigentlich) zu schwer ist, um getragen zu werden, aber natuerlich niemand die Buergersteige genug freischaufelt, dass man mit dem Kinderwagen durchkommt. Nach einem Sonnentag (und ein wenig Schlittenfahren) und einem grauen Tag, hat heute abend der Schnee schon wieder angefangen, auf den gut Knie- bis Oberschenkelhohen Schnee drauf soll es nochmal 20-30 cm schneien. Die Supermarktkassenschlangen winden sich bis zum Eingang raus, die ersten Daecher in der Nachbarschaft haben nachgegeben und Schulen und Regierungsstellen sind geschlossen. Zum Glueck weckt Sarah mich frueh genug auf, dass ich heute morgen um halb acht einer der ersten Kunden im Supermarkt war und wir haben's lecker warm.

Freitag, Januar 29, 2010

Die neusten Tricks

Heute abend hat sich Sarah im Badewanneneimer hingesetzt, nachdem ich sie fragte :"Na, willst Du Dich setzen?" und ist aufgestanden, als sie sah, dass ich das Handtuch holte. Ihre Tagesmutter Ingrid sagt, dass Sarah sie "Grid" nennt und ihren besten Freund Collin (ihren "Bruder" in der Familie, mit der wir die Tagesmutter teilen) nennt sie "Co".

Dienstag, Januar 26, 2010

Sich noch einmal wie 17 fuehlen...

Na, wer wollte das nicht?!

Nun, deutsche und amerikanische Buerokratie machens moeglich. Ich hab meinen Fuehrerschein verloren. Also tatsaechlich, das kleine Dokument ist mir abhanden gekommen. Nicht Fuehrerschein verloren im Sinne von: Besoffen gefahren, abgenommen bekommen.

Als ich in Deutschland war, dachte ich, kein Problem, Fuehrerschein in Deutschland ist ja auf Lebenszeit, lass ich mir einfach nochmal einen ausstellen. Von wegen. Wenn man nicht mehr in Deutschland gemeldet ist, ist kein Amt zustaendig und kann einem deshalb auch keinen ausstellen. Doch doch, eine Aktennotiz koennen sie einem ausdrucken, in der (auf Deutsch natuerlich) steht, dass ich (theoretisch) einen Fuehrerschein habe, die Tatsache, dass ich (praktisch) aber keinen habe, koennen sie nicht beheben. "Da muessen sie zu dem Amt gehn, wo sie jetzt wohnen. Auf Wiedersehn."

Die Amerikaner akzeptieren zwar deutsche Fuehrerscheine (dann muss man nur die theoretische Fahrpruefung machen, nicht die praktische), aber - also ein grosses ABER - nur das tatsaechliche Dokument, nicht so'n komischen Brief den 'ne Bochumer Sachbearbeiterin (sagte ich grade Schnepfe? Das kann nicht sein, wuerde ich nie tun!) ausgedruckt hat. Also, obwohl ich ihn habe, hab ich ihn nicht und werde nun sowohl die theoretische als auch die praktische Fahrpruefung in Amerika machen. Muss ich wohl doch noch seitwaerts einparken lernen. Ist ja unwahrscheinlich, dass ich schon wieder so einen netten Pruefer hab, wie beim ersten Mal, der mir jede Lenkerbewegung beim zweiten Versuch vorgesagt hat...

Einen Vorteil hat das Amerikanische System: Hier kann man sich sogar von Grossonkel Willi das Fahren beibringen lassen und muss keine Fahrschule besuchen und Millionen dafuer bezahlen.

Eins zwei Polizei

Grade hab ich zum ersten Mal, seit ich in den USA wohne, die Polizei gerufen. Komisches Gefuehl. War aber ganz einfach. Warum? Ohne grossen Grund, eigentlich. Die Herrschaften und Damenschaften, die hinter uns in den Sozialwohnungen wohnen, hatten mal wieder eine Schreiveranstaltung. Vielleicht war's Spass, vielleicht Ernst, jedenfalls schrie im Hof schoen jeder jeden an, dann sind die dicken Frauen mal alle in diese Richtung gerannt, dann kam einer mit'm Auto und jemand anders hat den angeschrien, so ging das hin und her. Man koennte fast sagen: Wie immer.

Aber. Im Zuge der vielen Einbrueche und Diebstaehle in der letzten Zeit hat die Polizei darum gebeten, sie auch dann zu rufen, wenn noch nichts passiert ist, sondern irgendwas nur komisch oder unangenehm aussieht. Also, jetzt ist es offiziell (naja, nicht ganz, denn ich hab der Dame bei der Polizei meinen Namen dann lieber doch nicht gesagt): Ich gehoere nun zu den Spiessern, die den Nachbarn die Polizei auf den Hals hetzen.

Zwei Polizeiwagen waren dann auch innerhalb von Minuten da, haben mal kurz geguckt, was da los ist, jetzt sind sie wieder unterwegs und die Nachbarn sind alles wieder in ihre Loecher gekrochen.

Ich muss sagen, mein Verhaeltnis zur Polizei hat sich sehr veraendert, seit ich nicht mehr in Deutschland wohne. Zu Hause waren Polizisten die Leute, die einem Strafzettel schreiben fuer auf dem Buergersteig radfahren oder einen auf ner Anti-Atomkraft-Demo wegtragen (das sogenannte "Bullenschwein"...). Hier bin ich immer froh, wenn ich sie seh und an kalten Regentagen bin ich versucht, den Streifenpolizisten im Donut-Shop was Suesses und nen Kaffee zu holen.

Montag, Januar 25, 2010

Am Wasser gebaut...

Kinderhalter und Hundehalter lernen immer alle kennen. Weil nun mein Kind Hunde liebt, und ich gerne mit Fremden rede, verdoppelt und -dreifacht sich der Effekt. Letzte Woche gerieten Sarah und ich so durch Zufall in eine Gruppe Leute, die alle mit Hunden an der Leine auf dem Buergersteig standen. Eine Hundeadoptionsgruppe, die den Passanten heimatlose Hunde ans Herz legen wollte. Wir haben uns dann auch gleich verquatscht, Sarah mit einem Hund und ich mit einer Englaenderin. Nach einer Viertelstunde waren wir so weit, dass sie mich einlud, Mitglied ihres Intellektuellen Damen Salons zu werden, einer Gruppe von Frauen, die sich einmal im Monat treffen, um jeweils ein bestimmtes Thema zu diskutieren. Beim naechsten Treffen (das war letzten Freitag) ginge es um "Weinen" und ob ich Lust haette, dabei zu sein.

Also hab ich letzten Freitag mit 12 fremden Frauen in einem Wohnzimmer gesessen und ueber's Weinen geredet: Weinen bei der Arbeit und zu Hause, von Maennern, Frauen und Kindern, bei Fernsehwerbung und dem Frisoer, aber nicht beim Einsatz im Irak usw.

Als ich meinem Mann begeistert davon erzaehlte, meinte er nur: "Du willst was? Dich am Freitag Abend mit Fremden treffen und ueber Heulen reden? Und darauf freust Du Dich?"

Samstag, Januar 09, 2010

Dass ich das noch erleben darf...

Unglaublich, aber wahr, der Stadtrat (oder wie auch immer man das hier nennt) hat tatsaechlich beschlossen, dass von nun an jede Plastiktuete im Supermarkt 5 Cent kostet. Die Amis sind verwirrt und ich laechel, weil ich mich in meine Jugend zurueckversetzt fuehle...

Freitag, Januar 08, 2010

Eva's kleine heile Welt

Manchmal seh ich auch hier Eckchen davon. Zum Beispiel, wenn ich an meine Muetterliste eine email schreibe: "Sarah braucht einen Schlafsack." Und eine mir fremde Mutter sagt: "Klar, ich hab da noch einen, den leg ich vor meine Haustuer, brauchst Du nur abholen kommen." Und weil mich das so begeistert, hab ich als naechstes geschrieben: "Sarah passt ihr Schneeanzug nicht mehr." Und werde ihn gleich, bevor wir spazieren gehn, auf die Veranda legen, damit die Mutter eines kleineren Kindes kommen und ihn mitnehmen kann.

Mittwoch, Januar 06, 2010

Danke

Beim Meditieren muss man zu lange still sitzen, fuer Yoga braeucht ich nen Babysitter, aber irgendwas will ich doch tun, um mich der Erleuchtung naeher zu bringen. Dieses Jahr fangen wir mal ganz klein an: Jeden Tag eine Liste mit drei Dingen, fuer die ich dankbar bin. Das dauert etwa eine Minute und kann sogar zwischen gugugagaheiteitei geschrieben werden.

Falls ich das durchhalte, werdet Ihr mich am Ende des Jahres nur noch mit entruecktem Laecheln zwei Zentimeter ueber der Erde dahinschweben sehen. Darauf freu ich mich schon. Dann werd ich nur noch superhochhackige Schuhe tragen, das tut ja beim Schweben dann gar nicht mehr weh.

Aber ach, solange ich meinen Geist mit so banalen Dingen wie Damenschuhabsaetzen belaste, bin ich wohl von Erleuchtung und Schweben noch weit entfernt...

Sonntag, Januar 03, 2010

Frohes Neues Jahr auf Amerikanisch (also Haeppi Niu Jia)

Und vorher hab ich noch gross rumerzaehlt: "Ja und Silvester nehmen wir uns nen Babysitter und tanzen dann wild und romantisch und bis zum Umfallen" (dazu summen wir im Hintergrund aus der Dreigroschenoper:" Ja, mach nur einen Plan, sei nur ein grosses Licht, und mach dann noch nen zweiten Plan, gehn tun se beide nicht...)

Statt dessen waren Sarah und ich erbrechlich gebrechlich und sind schoen um acht Uhr abends schon eingeschlafen und, den Jahresanfang verschlafend, erst wieder aufgewacht, als morgens um drei die Polizei an die Tuer haemmerte. Warum hat ein Land, das behauptet, Menschen auf den Mond schicken zu koennen, eigentlich die Erfindung der Tuerklingel verschlafen? Nun, verschlafen waren wir auch und fragten uns ausserdem, was da so eilig war. Ok, grossartige Neuigkeiten, die hatten unser vor drei Wochen geklautes Auto wiedergefunden. Aber wir haetten uns darueber um acht Uhr morgens ebenso gefreut und es war ja nicht so, dass wir in diesem Moment etwas tun konnten...

Am naechsten Morgen aber sind wir gleich ueber die Bruecke in den wilden Westen gefahren, wo das Auto inzwischen beim Abschleppheini im Hof stand. Gleich nebenan lief ein Pitbull herrenlos ueber die Strasse und auch sonst war das eine sehr einladende Gegend. Nun, unsere Autodiebe waren vermutlich Rabauken aus der Nachbarschaft, die mit dem Auto rumfahren und darin ihre Rabaukensachen machen wollten. Zu unserem Glueck kam einen Tag nach dem Diebstahl einer der groessten Wintereinbrueche der lokalen Geschichte, das Auto verschwand unter 60 cm Neuschnee und die Kids haben wohl in der Zwischenzeit ein neues Spielzeug gefunden ("Sind sie nicht suess, die lieben Kleinen?"). Sie hatten uebrigends weder ein Interesse an deutscher Literatur, noch teilten sie unseren Musikgeschmack, und so ist ausser Navi, Schlafsack und Kindersitzbasis noch alles drin. Ein neues Zuendschloss braucht's. Und irgendwas anderes, was wir noch nicht rausgefunden haben.

Das Jahr kann kommen, wir sind bereit (und alle wieder gesund).