Gestern abend waren Susan und ich gar zu schwach. Anfang der Woche hat sie mich mit den Verlockungen der Arztseriensucht bekannt gemacht, so dass wir jeden Abend eine Verabredung mit unseren neuen Freunden aus dem Trainingskrankenhaus in „Greys Anatomy“ hatten. Nun haben wir gestern die letzte DVD gesehn und der Abend hatte noch nichtmal wirklich begonnen. Um auf gleichem Niveau weiterzumachen, sind wir in die Englische TexMex Kneipe gefahren, wo man Tortillas mit Kaese ueberbacken isst, Fussballfahnen von der Decke haengen und jeder Abend einer bestimmten Unterhaltung gewidmet ist. Ich war schon froh, dass Donnerstag Quiz-Night ist und nicht Karaoke.
Zielsicher platzierte Susan uns an einem Tisch mit zwei kettenrauchenden taetowierten working-class Englaendern fortgeschrittenen mittleren Alters. Waehrend wir versuchten, ihnen bei Fussball- und Musikfragen irgendwie behilflich zu sein, assen wir junkfood, tranken die dazu passenden Getraenke, rauchten passiv bis zum Umfallen und lachten darueber, wie gut das manchmal tun kann, einen Abend auf Urlaub von Afrika zu gehn. Und an einem Tisch zu sitzen, wo keiner damit angibt, wer er ist, was er hat und kann.
Ok, meine Versuche, mit meinem Tischnachbarn ein Gespraech zu beginnen, waren nicht sehr erfolgreich: „Und was machst Du hier in Ghana?“ Pause. Noch ne Pause: „Das, was Du hier siehst: Rauchen, trinken, essen. Das Leben geniessen. Nicht mehr.“ Noch ein paar Pausen. Susan kam mit ihrem Gegenueber weiter. Der arbeitet seit 26 in der Tropenholzindustrie. „Aber in Ghana ist nicht mehr viel Wald uebrig,“ sagt er, „das haben wir alles abgehackt.“ „Und dann?“ „Then we chop down Liberia – Dann hacken wir Liberia kurz und klein,“ sagt er und lacht.
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