Montag, Mai 15, 2006

Dein Chef ist Deine Mama

Das Wochenende habe ich bei den heiligen Affen verbracht, aber davon spaeter. Als ich gestern abend zurueckkam, sagte Mary:

“Der alte Mann (mein Wachmann “Der-nicht-im-Schlamm-versinkt”) ist krank und fragt, ob er zu Hause bleiben und sich pflegen kann.”
“Was hat er?”
“Einen dicken Fuss, sieht aus wie Elephantiasis.”
“Sag ihm, ich moechte, dass er gleich morgen ins Krankenhaus geht und sich testen und verarzten laesst, ich werde das bezahlen.”
Mary guckt mich mit diesem Blick an (ein Blick, der reserviert ist fuer erwachsene Menschen, die man sehr respektiert, die aber einige Sachen viel weniger kapieren, als jedes Kind und dann weiss man nicht, was man sagen soll): “Sister Eva, wenn Du willst, dass er ins Krankenhaus geht, musst Du wohl mitkommen.”
“Ok, Mary, wir gehen morgen zusammen, denn ohne Dich koennen wir uns ja nicht verstaendigen.”

Also hab ich in meinem wunderbaren Medizinbuch nachgelesen (“Where there is no doctor” von David Werner, eines der tollsten Buecher der Welt, voller ekelhafter kleiner Zeichnungen fieser Krankheitssymptome, wie Wuermer, die im Weissen der Augen rumkriechen – Lioasis). Und die sagen: Bancroftian filariasis, durch naechtlichen Moskitobiss uebertragen. Symptome: Schmerzhaftes Anschwellen von Fuss, Bein und Genitalbereich, ab- und anschwellen ueber Monate hinweg, bis die Schwellung permanent wird. Bei naechtlichem Bluttest koennen die jungen Wuermer nachgewiesen werden. Wenn die Krankheit frueh diagnostiziert wird, koennen Medikamente die Wuermer toeten. Wird sie spaeter diagnostiziert “only surgical operations can give some help…” also: koennen nur Operationen eine gewisse Verbesserung bewirken.

Mary sagt heute morgen: “Vielleicht ist es auch etwas anderes, denn der Fuss ist nicht nur geschwollen, old man hat auch noch diese komischen Beulen auf der Haut.”

Wenn er fuer einen Ghanaer arbeiten wuerde oder einfach Bauer waere, wuerde er sich ins Haus setzen und gucken, was passiert. Als ich hier herkam, kannte ich all diese Statistiken darueber, wie viele Leute diese fiesen Krankheiten haben und wie viele daran sterben und hatte Angst um meine eigene Gesundheit. Inzwischen weiss ich, dass ich von den meisten Krankheiten hier so weit weg bin, als waere ich noch in Europa. Aber in den Lehmhaeusern (sowohl in Bolga als auch auf dem Dorf), ist man gesund, solange man gesund ist. Dann ist man krank, solange man krank ist und schliesslich wird man entweder wieder gesund, bleibt krank und schwach oder stirbt. Alles andere ist zu teuer. Und wenn die reiche, gebildete Weisse im Krankenhaus schon angeschnauzt wird, ist das fuer den armen ungebildeten alten Mann ein Ort zu grossen Schreckens.

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