Ein Kollege aus Tansania erzaehlt mir, dass es in seiner Heimat als sehr unfein gilt, jemanden zu fragen, zu welchem Stamm er gehoert. In Ghana fragt jeder einen neuen Bekannten gleich: Wo kommst Du her? Und dann versuchen sie, irgendeinen gemeinsamen Cousin der Grosstante zu finden oder sonst irgendwie zu etablieren, warum die Herkunft eine Gemeinsamkeit beschreibt. Wo kommst Du her, bedeutet dabei nicht: Wo wohnst Du? Oder: Wo bist Du geboren und aufgewachsen? Oder: Wo sind Deine Eltern aufgewachsen? Sondern: Wo liegt Deine Stammesherkunft? Viele Ghanaer waren noch nie da, wo sie herkommen. (Soviel zum Thema: "Geh wo Du herkommst!")
Warum ist das in Tansania anders? Mein Kollege erklaert das folgendermassen: Als die Deutschen Kolonialherren ankamen, sahen sie bald ein, dass Deutsch viel zu schwierig zu lernen ist und foerderten deshalb, dass alle in der Gegend Kiswahili lernen. Also sprechen die Tansanier, egal von welchem der vielen Staemme sie abstammen, die gleiche Sprache. Radio und Schulunterricht ist in dieser Gemeinschaftssprache (oder in Englisch). Und wenn ein Tansanier den anderen fragen wuerde, wo er herkommt, saehe das aus, als wollte er sagen: Du gehoerst nicht zu mir, und waere auf der Suche nach den Unterschieden zwischen den beiden.
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