Donnerstag, Januar 31, 2008
Nach ueberall
Wenn meine Eltern mich hier besuchen kommen, wollen wir natuerlich nach ueberall und koennen, wie der Vater so treffend beobachtet, den Hals nicht vollkriegen. Sonntag hab ich deshalb El Salvador ausbaldowert. Dahin kommt man von meinem Haus ganz einfach: Eine Station mitder roten Metro und von Fort Totten drei Stationen gelb oder gruen bis Columbia Heights. Komischerweise nennen die Leute hier El Salvador "Mount Pleasant" und bilden sich ein, das sei ein Stadtteil der Hauptstadt der Vereinigten Staaten. So'n ignoranter Bloedsinn. Wo man in El Salvador auf den schaebigen Strassen doch nur dunkle knubblige Maenner und Frauen mit Goldzaehnen und Anoraks sieht, die ihre Autos waschen, pollo con irgendwas verkaufen, wurstfoermige braune Kinder in Kinderwagen hin und her schieben, lungern und sich lautstark auf Spanisch unterhalten. Die Angebote und die Schilder in den Geschaeften sind meist Spanisch und das einzige, was irgendwie so ueberhaupt nicht passt, ist dass es vreckskalt ist. Nein, diese Strassen koennen unmoeglich zu der Stadt von Pentagon und weissem Haus, Dupont Circle und Lincoln Memorial gehoeren...
Mittwoch, Januar 30, 2008
Royalistische Gramatik
Ein Freund warnt: "Wenn Du Dich weiter so prinzessinnenhaft benimmst, werden sich deine Subjekte irgendwann gegen Dich auflehnen..."
Ich vermute, dass er recht hat und nehme nun schonmal Kontakt zu Verben und Adjektiven auf, die ich in diesem Fall zu meinen Untertanen machen koennte.
(Wie ihr seht, sitze ich den ganzen Tag im Buero, erlebe nichts von Belang und denke abstruse Gedanken)
Ich vermute, dass er recht hat und nehme nun schonmal Kontakt zu Verben und Adjektiven auf, die ich in diesem Fall zu meinen Untertanen machen koennte.
(Wie ihr seht, sitze ich den ganzen Tag im Buero, erlebe nichts von Belang und denke abstruse Gedanken)
Das Maedchen aus der kollektiven mythologischen Kindheit
oder: Paradoxe Raumzeitkruemmung
Ich bin hier einem unglaublichen physikalisch-psychologischen Phaenomen auf der Spur. Die Kindheit der Amerikaner ist kein zeitlich klar markierbarer Rahmen, wo man sagen koennte, dass ein alter Mann in den 30er Jahren Kind war und eine junge Frau in den 70ern. Die Kindheit der Leute, denen ich begegne, spielte sich gleichzeitig in einem parallelen Kindheitsuniverum ab.
Wie anders sollte es zu erklaeren sein, dass ALLE zum letzten Mal in ihrer Kindheit einen Muff gesehen haben? Wenn die Zeit hier die gleiche Form haette, wie zu Hause, dann muesste der 60jaehrige Mann doch auch als 40jaehriger noch Muffs gesehen haben, naemlich waehrend der Kindheit der 25jaehrigen, die ja ebenfalls behauptet, als Kind zum letzten Mal einen Muff gesehen zu haben.
Natuerlich liest sich dieser blog straeflich konfus, denn das Phaenomen ist verwirrend und bislang gaenzlich unerforscht. Wo ist diese Kindheit, in der es Weihnachten jedes Jahr schneit und in der alle kleinen Maedchen rosa Kaugumiblasen durch die Zahnluecken pusten, die Haare zu Rattenschwaenzchen oder Affenschaukeln geflochten haben und mit Muffs durch den Wintermorgen laufen? Kann ich da bitte mal gucken gehn?
Ich bin hier einem unglaublichen physikalisch-psychologischen Phaenomen auf der Spur. Die Kindheit der Amerikaner ist kein zeitlich klar markierbarer Rahmen, wo man sagen koennte, dass ein alter Mann in den 30er Jahren Kind war und eine junge Frau in den 70ern. Die Kindheit der Leute, denen ich begegne, spielte sich gleichzeitig in einem parallelen Kindheitsuniverum ab.
Wie anders sollte es zu erklaeren sein, dass ALLE zum letzten Mal in ihrer Kindheit einen Muff gesehen haben? Wenn die Zeit hier die gleiche Form haette, wie zu Hause, dann muesste der 60jaehrige Mann doch auch als 40jaehriger noch Muffs gesehen haben, naemlich waehrend der Kindheit der 25jaehrigen, die ja ebenfalls behauptet, als Kind zum letzten Mal einen Muff gesehen zu haben.
Natuerlich liest sich dieser blog straeflich konfus, denn das Phaenomen ist verwirrend und bislang gaenzlich unerforscht. Wo ist diese Kindheit, in der es Weihnachten jedes Jahr schneit und in der alle kleinen Maedchen rosa Kaugumiblasen durch die Zahnluecken pusten, die Haare zu Rattenschwaenzchen oder Affenschaukeln geflochten haben und mit Muffs durch den Wintermorgen laufen? Kann ich da bitte mal gucken gehn?
Dienstag, Januar 29, 2008
Schwester P. kommt nach Washingtong!
Dieses Wochenende Juhuu! Da koennen sich die Washingtongas warm anziehn!
Montag, Januar 28, 2008
Mal ganz was anderes
Waehrend ich im Internet was ganz anderes suchte, stiess ich auf den Visual Thesaurus:
http://www.visualthesaurus.com
Eine interessante Idee: Du tippst ein Wort ein, zu dem Du Synonyme suchst und dieses Program zeichnet Dir ein Netzwerk von Woertern, Bedeutungen und Verbindungen zwischen ihnen. Bevor man es kauft, kann man ein bisschen fuer lau damit rumspielen...
http://www.visualthesaurus.com
Eine interessante Idee: Du tippst ein Wort ein, zu dem Du Synonyme suchst und dieses Program zeichnet Dir ein Netzwerk von Woertern, Bedeutungen und Verbindungen zwischen ihnen. Bevor man es kauft, kann man ein bisschen fuer lau damit rumspielen...
Sonntag, Januar 27, 2008
Alles, was heilig ist...
In meinem Traum lebte Gott in unserem Wasserkessel. Der Kessel war halb voll Wasser und halb voll Gott. Ich fragte mich, was mit Gott passiert, wenn ich das Wasser zum Kochen bringe.
Freitag, Januar 25, 2008
Tangovirus volle Wucht zurueck...
Gestern traf ich meinen asiatischen Tanguero und er sagte, dass er so gerne barfuss zu seiner liebsten Opernmusik meditativen Tango tanzen wuerde. Hoert sich abstrus an? Ihr denkt: "Aber wofuer gibt es denn so viel schoene Tangomusik? Und Tanzschuhe?" Aber das ist ja grade das schoene am Tango. Und an einem Taenzer wie Dong. Die eigenartigsten Sehnsuechte wachsen und koennen erfuellt werden und selbst wenn man damit ganz weit rausschwimmt, stoert das keinen und vielleicht gibt es hinten am Horizont ein ganz unbekanntes Leuchten...
Der Fussball spiegelt die Realitaet meines Herzens
Namibia unterlag Ghana. Weil sie schlechter Fussball spielen und weil ihr Land sozial so angeschlagen ist, dass man sich als Weisser da, trotz der schoenen Aussicht und des ganzen Wildviehchs, irgendwie unwohl fuehlt.
Wo Du herkommst...
Ein Kollege aus Tansania erzaehlt mir, dass es in seiner Heimat als sehr unfein gilt, jemanden zu fragen, zu welchem Stamm er gehoert. In Ghana fragt jeder einen neuen Bekannten gleich: Wo kommst Du her? Und dann versuchen sie, irgendeinen gemeinsamen Cousin der Grosstante zu finden oder sonst irgendwie zu etablieren, warum die Herkunft eine Gemeinsamkeit beschreibt. Wo kommst Du her, bedeutet dabei nicht: Wo wohnst Du? Oder: Wo bist Du geboren und aufgewachsen? Oder: Wo sind Deine Eltern aufgewachsen? Sondern: Wo liegt Deine Stammesherkunft? Viele Ghanaer waren noch nie da, wo sie herkommen. (Soviel zum Thema: "Geh wo Du herkommst!")
Warum ist das in Tansania anders? Mein Kollege erklaert das folgendermassen: Als die Deutschen Kolonialherren ankamen, sahen sie bald ein, dass Deutsch viel zu schwierig zu lernen ist und foerderten deshalb, dass alle in der Gegend Kiswahili lernen. Also sprechen die Tansanier, egal von welchem der vielen Staemme sie abstammen, die gleiche Sprache. Radio und Schulunterricht ist in dieser Gemeinschaftssprache (oder in Englisch). Und wenn ein Tansanier den anderen fragen wuerde, wo er herkommt, saehe das aus, als wollte er sagen: Du gehoerst nicht zu mir, und waere auf der Suche nach den Unterschieden zwischen den beiden.
Warum ist das in Tansania anders? Mein Kollege erklaert das folgendermassen: Als die Deutschen Kolonialherren ankamen, sahen sie bald ein, dass Deutsch viel zu schwierig zu lernen ist und foerderten deshalb, dass alle in der Gegend Kiswahili lernen. Also sprechen die Tansanier, egal von welchem der vielen Staemme sie abstammen, die gleiche Sprache. Radio und Schulunterricht ist in dieser Gemeinschaftssprache (oder in Englisch). Und wenn ein Tansanier den anderen fragen wuerde, wo er herkommt, saehe das aus, als wollte er sagen: Du gehoerst nicht zu mir, und waere auf der Suche nach den Unterschieden zwischen den beiden.
Donnerstag, Januar 24, 2008
Pelzjoeppsche, Poemms un Russenmuetze - der Tango kann beginnen!
Langsam schuettel ich den Jet-lag ab und kann mich deshalb heute abend hoffentlich endlich aufraffen und zu meinem ersten Tango im neuen Jahr gehn. Donnerstags gibt's Tango in der alten Lagerhalle, die mich an die besetzten Fabriken meiner Jugend erinnert (nicht dass ich jemals eine Fabrik selbst besetzt haette, aber man treibt sich halt rum, in ner Kleinstadt, wo sonst nix zu tun ist). Heizung gibt's da nicht, aber dafuer schoen viel Zugluft. Bei Temperaturen unter null tanzen die Damen in Jacke und Muetze und der Tanzpartner ist eine lebende Waermflasche. Na wenn das nicht romantisch ist...
Mittwoch, Januar 23, 2008
Gespraech im Flugzeug
Mit einer amerikanischen Missionarin, die seit 4 Jahren in einer der russischen Provinzen wohnt, die mit ...stan enden. Alles Moslems da, sagt sie. Und dass sie nach den ganzen guten Erfahrungen da nicht mehr von kalten Schauern der Angst gelaehmt ist, wenn sie in den USA einen Moslem sieht.
Das ist schon unglaublich, was fuer eine Massenhysterie dieses ganze Volk nach 9/11 ergriffen hat. Aber, vielleicht weht der Wind ganz langsam doch aus einer anderen Richtung: Als ich diesmal in der Schlange zur Passkontrolle stand, hatten sie ein neues Begruessungsvideo, was eigentlich nur daraus bestand, dass Menschen jeglicher Hautfarbe, Kleidungsstils und Lebensform und nacheinander herzlich willkommen hiessen. Mit und ohne Kopftuch. Anscheinend will man so das Gefuehl verbreiten: Wir sind jedermann...
Das ist schon unglaublich, was fuer eine Massenhysterie dieses ganze Volk nach 9/11 ergriffen hat. Aber, vielleicht weht der Wind ganz langsam doch aus einer anderen Richtung: Als ich diesmal in der Schlange zur Passkontrolle stand, hatten sie ein neues Begruessungsvideo, was eigentlich nur daraus bestand, dass Menschen jeglicher Hautfarbe, Kleidungsstils und Lebensform und nacheinander herzlich willkommen hiessen. Mit und ohne Kopftuch. Anscheinend will man so das Gefuehl verbreiten: Wir sind jedermann...
Gestern im Flughafenbus
Ein Soldat in Tarnkleidung. Ein anderer Reisender spricht ihn an: "Thanks for your service Colonel. We apprechiate that." "You're welcome, it's a pleasure!" (also: "Danke fuer den Dienst, Oberst. Wir wissen das zu schaetzen" "Dankeschoen, ist mir ein Vergnuegen!") Danach geht jeder wieder seinen eigenen Gedanken nach.
Dienstag, Januar 22, 2008
Herr F. ist Onkel
einer kleinen Eleni Theresa, die am 10.01. in Muenchen geboren wurde. Herzlichen Glueckwunsch. Und danke fuer die Karten.
Ich klopfe mir den Staub vom Mantel
Und morgen geh ich gleich Gemuese kaufen.
Ich bin nach Hause (Deutschland) gereist, um Weihnachten zu feiern, dann nach Hause (Ghana) geflogen, um meinen Enkelsohn im Arm zu halten und zu heulen und zu lachen. Jetzt bin ich endlich wieder zu Hause (Amerika) angekommen, wo mein Herd und Bett stehen. Naja, die Einrichtungsgegenstaende, die sich voruebergehend und gegen Miete dazu bereit erklaert haben, mir zu Diensten zu sein. Im Shuttle vom Flughafen hab ich natuerlich wieder den Fahrer kennengelernt, Emanuel aus Kamerun, der Deutsche Strassenbaukuenste in Afrika als unsere groesste Kolonialleistung lobte, und die Franzosen als Verbrecher und Diebe verunglimpfte. Der Afroamerikanische John, der sich ebenfalls an unserem Gespraech beteiligte, wunderte sich ueber meinen Akzent und meinte, wenn ich nicht sehen wuerde, dass das nicht stimmt, wuerde ich denken, der ist Afrikanisch...
Ich bin nach Hause (Deutschland) gereist, um Weihnachten zu feiern, dann nach Hause (Ghana) geflogen, um meinen Enkelsohn im Arm zu halten und zu heulen und zu lachen. Jetzt bin ich endlich wieder zu Hause (Amerika) angekommen, wo mein Herd und Bett stehen. Naja, die Einrichtungsgegenstaende, die sich voruebergehend und gegen Miete dazu bereit erklaert haben, mir zu Diensten zu sein. Im Shuttle vom Flughafen hab ich natuerlich wieder den Fahrer kennengelernt, Emanuel aus Kamerun, der Deutsche Strassenbaukuenste in Afrika als unsere groesste Kolonialleistung lobte, und die Franzosen als Verbrecher und Diebe verunglimpfte. Der Afroamerikanische John, der sich ebenfalls an unserem Gespraech beteiligte, wunderte sich ueber meinen Akzent und meinte, wenn ich nicht sehen wuerde, dass das nicht stimmt, wuerde ich denken, der ist Afrikanisch...
Sonntag, Januar 20, 2008
Ghana vor, noch ein Tor!
Vermutlich unbeachtet vom Rest der Welt bereitet sich Ghana schon seit Monaten auf das groesste Fussballereignis Afrikas, den African Cup of Nations vor, also die quasi die afrikanische Europameisterschaft. Das ganze Land ist uebersaeht mit halbfertigen Hotels, Strassenhaendler verkaufen alles, was man sich vorstellen kann in gruengoldrot und das Land summt nur so vor Vorfreude. Ich fliege heute nach Washington zurueck, aber vorher werde ich das erste Spiel im Aviation Sports Club anschaun. Nicht wirklich wegen des Fussballs. Sondern wegen der Fans.
Samstag, Januar 19, 2008
Warum Afrika so wunderbar ist (einer aus einer Million)
Wenn man auf der Strasse nach Bolga ploetzlich "Plomp!" hoert und dann "Floppfloppflopp" und die Mutter sagt: "Das war der Reifen" dann haelt man mitten im Nirgendwo an und denkt erstmal "Oh mein Gott...". Dann ist das beste natuerlich, selbstbewussten Aktionismus an den Tag zu legen, wir werden schon irgendwie rausfinden, wo sich in diesem Auto der Wagenheber versteckt etc. Waehrend ich versuche, meine Eltern selbstbewusst hin und her zu kommandieren, damit sie sich sicher fuehlen (hahaha) hoffe ich natuerlich auf einen Afrikaner oder mehrere, die mich aus dieser Situation erretten.
Und tatsaechlich, wir mussten gar nicht den Daumen raushalten, da hielt schon ein lila-gelbes durchgerostetes Trotro an und drei Maenner fragten: Was ist los? Der Beifahrer (das ist ein Job) war berufsbedingt eh schon in dreckigen Lumpen gekleidet und legte sich gleich unter unser Auto. In fuenf Minuten, mit wenig Englisch und viel Lachen hatten die Jungs unser Problem geloest und waren schon wieder im Aufbruch zurueck zu ihrer eigenen Schrottkarre, als die Mutter sagte: Halt, stopp, frag sie, ob sie Ehefrauen haben! Ich uebersetze ja alles, was die Mutter will, aber in diesem Fall musste ich wirklich lachen. Denn natuerlich hoerte sich das fuer die Herren so an, als wollte sie rausfinden, wem sie ihre Tochter anvertrauen (antrauen) koennte... Das Missverstaendnis war aber schnell geloest, als sie sahen, dass sie als Dankeschoen einen Packen Frauenkleider geschenkt bekamen. Der Fahrer bekam den Auftrag, seiner Frau ein neues Kleid zu schenken. Und die beiden Helferlein erhielten den Rat, dass es mit diesen Geschenkchen vielleicht leichter sein koennte, ihre Freundinnen zu beeindrucken. Dann noch ein lachendes Foto und tschuess.
Einer der Millionen Gruesse, warum ich Afrika liebe, ist dass Leute Deine Probleme nicht uebersehn. Du bist nicht allein.
Beruflich veraendern?
Wie Ihr hier sehen koennt, hab ich mich auf dieser Reise auch intensiv mit meiner beruflichen Weiterentwicklung beschaeftigt. Aber letztlich war ich dann doch so langsam im Loecher bohren, dass mir die Perlenmacher keinen Ausbildungplatz anboten.
Reiche Beute
Als ich das letzte Mal aus Accra abreiste, hab ich tagelang versucht, den Glasperlenmann aus Togo zu treffen, der manchmal auf der Ausgehmeile in Accra seine Sachen verkauft. Das sind keine antiken Stuecke (einige der antiken ghanaischen Perlen werden zu unglaublichen Preisen gehandelt), sondern der billige neue Kram. Billig? Naja, er kostet nicht viel. Wie auch immer, ich hab erfolglos viel Benzin und Zeit in Accras Staus verbracht. Vorgestern bin ich dann zufaellig an einem Stand in einer dunklen Ecke vorbeigefahren und hab so aus meinem Fenster gestarrt, dass ich fast irgendwo gegen gefahren waere. Und da ich mich in Washington immer wieder nach den nicht gekauften Perlen sehnte, bin ich dann gestern ausserordentlich eingefallen. Die Standbesitzerin erzaehlt mir, wie diese einfarbigen Perlen in den strahlenden Farben gemacht werden: Sie versorgt den Perlenmacher mit diesen kleinen maschinell gefertigten Glasperlen, die man auch bei uns kaufen kann. Die zermahlt der zu Staub und fuellt sich in die Perlenformen, in denen er sie zu grossen Perlen schmilzt. Die gedaempfteren Farben kommen von zermahlenen Flaschen. Die beiden Ketten oben im Bild kommen aus einer anderen Quelle: Auf unserer Fahrt in den Norden haben wir in einem Dorf angehalten, wo Bauxit, also Aluminium-Erz mit sehr traditionellen Methoden zu Perlen und Ketten verarbeitet wird.
Dienstag, Januar 15, 2008
Warum der zweite Abschied so viel schmerzhafter ist, als der erste
Weil wir jetzt wissen, wie es sich anfuehlt, ohne einander zu sein. Als wir uns in Bolga im September alle zum ersten Mal voneinander verabschiedeten, waren wir Kinder. Wir waren traurig und wir hatten Angst und vorsorglich ein wenig Sehnsucht in der Tasche, aber wir wussten nicht, wie scharfkantig das Eva-foermige Loch sein wuerde, dass ich in Bolga hinterlasse. Wir wussten nicht, seien wir ehrlich, dass in Washington eine Nische auf mich wartete, in die ich mich gemuetlich einkuscheln wuerde, wie wild anfangen wuerde, Tango zu tanzen und mit Koriander zu kochen, mein Leben voll mit Neuem und Neuen. “Welt! Ich komme!”
Waehrend hier bei denen, die mir nahestanden, nichts hinzugekommen ist, ausser einem Loch, wo vorher ein jemand war. Warum hier keine wilden Geschichten aus Afrika stehn, keine typische EvainGhana-Kost zum Schmunzeln und Heulen und mit den Zaehnen knirschen? Weil das keine Geschichten sind. Sondern Freunde, die sagen: “Seit Du weg bist, ist es als haette im Himmel jemand die Tuer zu gemacht, aus der sonst der Segen auf mein Haupt fiel.”
(Das hoert sich jetzt so an wie die kleine Prinzessin, die denkt, ihre Kacke duftet nach Rosen? Nein, denn ich war ja hier nicht nur Freundin, sondern auch Arbeitgeberin, Ratgeberin und Bruecke zur grossen weiten Welt. Und davon gibt es nicht viel in diesem staubigen Kaff am hinteren Ende Ghanas…)
Waehrend hier bei denen, die mir nahestanden, nichts hinzugekommen ist, ausser einem Loch, wo vorher ein jemand war. Warum hier keine wilden Geschichten aus Afrika stehn, keine typische EvainGhana-Kost zum Schmunzeln und Heulen und mit den Zaehnen knirschen? Weil das keine Geschichten sind. Sondern Freunde, die sagen: “Seit Du weg bist, ist es als haette im Himmel jemand die Tuer zu gemacht, aus der sonst der Segen auf mein Haupt fiel.”
(Das hoert sich jetzt so an wie die kleine Prinzessin, die denkt, ihre Kacke duftet nach Rosen? Nein, denn ich war ja hier nicht nur Freundin, sondern auch Arbeitgeberin, Ratgeberin und Bruecke zur grossen weiten Welt. Und davon gibt es nicht viel in diesem staubigen Kaff am hinteren Ende Ghanas…)
Montag, Januar 14, 2008
Zu viel - zu wenig
Passiert - Zeit
Also zu viel passiert, zu wenig Zeit. Ich weiss, Ihr wartet sehnsuechtig auf Neuigkeiten von Mary, Mama Laadi, Douglas und allen anderen hier in Nord Ghana, wie sieht's aus nach den Ueberschwemmungen und was haben wir gehoert ueber den Konflikt in Bawku. Aber tut mir leid, im Moment ist zu viel auf einmal, "information overload", ich schreibe Euch alles auf, sobald ich hier raus bin. Aber jetzt muss ich leben und arbeiten und nicht schreiben. Aber es geht mir gut. So viel auf die Schnelle.
Also zu viel passiert, zu wenig Zeit. Ich weiss, Ihr wartet sehnsuechtig auf Neuigkeiten von Mary, Mama Laadi, Douglas und allen anderen hier in Nord Ghana, wie sieht's aus nach den Ueberschwemmungen und was haben wir gehoert ueber den Konflikt in Bawku. Aber tut mir leid, im Moment ist zu viel auf einmal, "information overload", ich schreibe Euch alles auf, sobald ich hier raus bin. Aber jetzt muss ich leben und arbeiten und nicht schreiben. Aber es geht mir gut. So viel auf die Schnelle.
Dienstag, Januar 08, 2008
Freu Dich dass Du heulst
Das war kurz gefasst der Ratschlag meines Mitbewohners aus Accra, der hinzufuegte: "Hast Du also endlich auch eingesehn, dass Du vom Afrikavirus befallen bist!" und gelacht hat, denn er ist ja quasi im Endstadium dieser Krankheit (oder wie nennt man das, wenn man angefangen hat, sein Haus hier zu bauen?). Im Moment sitz ich arbeitend im Internet Cafe und will deshalb nicht im Detail beschreiben, was mich alles zum Heulen bringt. Nur so viel: Nur Gutes! Spaeter mehr.
Und: Meine Bochumer Freundin und ihr Kenianischer Freund sind heil aus Kenia in die Schweiz ausgereist. Na, wenn das nichts zum Heulen aus Erleichterung ist...
Und: Meine Bochumer Freundin und ihr Kenianischer Freund sind heil aus Kenia in die Schweiz ausgereist. Na, wenn das nichts zum Heulen aus Erleichterung ist...
Mittwoch, Januar 02, 2008
Jetzt gehts lohoos!
Dieses Bild ist alt. Aber wenn ich bei aller Arbeit auf meiner Reise nach Ghana auch den ein oder anderen wilden Moment wie diesen habe, dann werde ich gluecklich sein. Freu mich unbaendig auf Mama Laadi und ihre Kinder, auf meine ganze bolgatangische Grossfamilie. Gestern rief mein ehemaliger Nachbar Sunday an, um mir und meiner Familie die besten Wuensche zum neuen Jahr zu uebermitteln. Einfach nur so, aus unverbruechlicher Treue. Obwohl er gar nicht wusste, dass wir einen Besuch planen. Die Mutter hat ihre Koffer wie eine Ghanaerin bis obenhin mit Geschenken fuer die Familie gefuellt, meine Koffer sind bis obenhin mit Winterklamotten bepackt, die ich dann von Ghana aus nach Amerika mitnehmen werde. Heute fahr ich nach Duesseldorf, um im Hotel meinen fruehmorgentlichen Abflug zu erwarten.
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