Meine Eltern hatten mir am Volta ein Hotel empfohlen, das wie das Paradies sei, da muesste ich unbedingt hin. Nun, ich hatte mir den Weg ins Paradies anders vorgestellt, aber das sagen wohl alle, wenn sie angekommen sind.
Man laeuft an der Trotro-Haltestelle vorbei, wo sich die Frauen mit Krebsen auf dem Kopf um die Busse draengen, in der Hoffnung durch offene Busfenster ein Geschaeft zu machen. Dann ist rechts neben der Strasse ein schwelender Muellhaufen. Der intensive Geruch begleitet einen noch eine Weile, bis man an den Eingang des Paradieses kommt: Eine Hotelanlage im Stil des spaeten Fuenfzigerjahreprovinzkurorts mit viel Waschbeton und bunt lackiertem Stahlgelaender. Die Zimmer sind ueberteuert und riechen nach Autoperfum. Oh, da haengt ja ein Wunderbaum vor der Klima-Anlage. Draussen ein Mini-Zoo mit ungluecklichen Affen und einem Krokodil im Betonbecken. Bitte nicht fuettern.
Ich frage mich die ganze Zeit: Wollen sich meine Eltern ueber mich lustig machen oder hab ich ihre Wegbeschreibung nicht richtig verstanden?
Schnitt. Naechster Morgen, sechs Uhr, gleicher Ort, Eva im Paradies.
Das Hotel liegt am Unterlauf des Volta, hinter dem grossen Stausee und vor dem kleinen Stausee. Der Fluss ist ruhig wie ein See, gegenueber runde gruene Berge, rechts spannt sich eine elegante Bruecke ueber das Wasser und der Morgen wacht ganz langsam auf. Die Holzterasse, auf der ich fruehstuecke, ist auf den See gebaut und grade gross genug fuer drei Tische mit Stuehlen. Fischer steuern still ihre Einbaeume am Ufer entlang und legen ihre Reusen aus. Wenn ich gruesse, winken sie zurueck. Einer will mich heiraten und lacht, als ich sage, dass er zu spaet dran ist. So hatte ich mir das Paradies immer vorgestellt. Einfach sitzen und die Welt einatmen. Und ausatmen. Und drueben hinter dem Berg geht die Sonne auf.
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