In meinem ersten blogpost ueber Aethiopien schreibe ich von meinen Vorurteilen gegenueber arroganten und kalten Aethiopiern und dass ich versuchen werde, so zu leben als haette ich die nicht, um den Leuten hier eine faire Chance zu geben.
Heute hatte ich dann meinen “Herz auf!” Moment, bin immer noch amuesiert und frage mich, woher dieses Stereotyp ueberhaupt kommt. Von Anfang an ist jeder hier nett und freundlich zu mir, selbst wenn sie nicht so laut lachen, wie die Ghanaer, laecheln sie doch und lachen eben leise. Heute in der Mittagspause wollte ich in der Cafeteria wieder feige das Europaeische Essen bestellen, als der Koch mit schlichtem Englisch und deutlichen Gesten darauf hinwies, dass das doch langweilig ist und ich mich gefaelligst mal an das Aethiopische Essen ranwagen sollte. Recht hat er. Besonders einfach ist das, weil im Moment Fastenzeit ist und deshalb besonders viele fleischlose Tunken und Eintoepfe im Angebot sind. Also gut. Meine einzige Einschraenkung ist, dass ich nichts von dem Brot will, dass wie feuchtes saures Klopapier normalerweise die Unterlage fuer die recht fluessigen Speisen bietet. Liebe Koch, kannst Du mir statt dessen Reis geben und darauf einen kleinen Stupfer von jeder vegetarischen Speise, die Du anbietest?
Nach dem Essen, das nicht nur “nicht-eklig” war, sondern richtiggehend lecker, wollte ich meinem Berater dafuer danken, dass er mich im richtigen Moment von der Klippe geschupst hat. Da der aber irgendwo in seinen Toepfen versteckt war, hatte ich die gesamte Kellner und Kuechenmannschaft (alle mit unterschiedlich gebrochenem Englisch) aktiviert, bevor er endlich gefunden war, um meinen Dank entgegen zu nehmen. Und das war eben der Moment, wo mir die Aethiopier ins Herz krochen: Waehrend sie beobachteten, wie diese eigenartige white lady sich einerseits fuer den Aufstand schaemt, den sie verursacht und andererseits ihren Dank unbedingt an den Mann bringen will. Als ich sagen will : “Ist nicht so wichtig, richtet es ihm halt aus.”, bestehen sie drauf, dass ich stehen bleibe, waehrend sie mir belustigt einen Koch nach dem anderen aus der Kueche holen und fragen: “War’s der?”
Heute muss ich also zweimal Abbitte tun: Einmal dafuer, was ich ueber die Menschen hier gedacht hab (und amuesanterweise ist das Vorurteil groesstenteils von Aethiopiern selbst gemacht, denn die waren es, die mir am meisten von der Arroganz ihrer Landsleute erzaehlt haben). Und dann dafuer, was ich von ihrem Essen hielt.
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