Donnerstag, April 17, 2008

Angekommen aber noch nicht angekommen (12. April nachts)

Angekommen aber noch nicht angekommen (12. April nachts)
Was ich vorher von Aethiopien wusste, ist dass die Leute hier spitze Nasen haben und stolz sind, weil sie nie Kolonie waren – die Italiener sind hier zwar mal vorbeigekommen, haben das aber nicht wirklich geschafft, sich das Land anzueignen und ihr Erbe hier ist vor allem kulinarisch, denn sie hatten Nudeln im Gepaeck. Was sonst. Es gibt hohe Berge, weshalb das Klima den Malariamoskitos nicht gefaellt und in ihrer speziellen uralten Version des Christentums haben Aethiopier viele Fastentage, an denen sie vegetarisch essen muessen, weshalb es eine ausgekluegelte vegetarische Kueche gibt. Ansonsten stehn sie auf ein Gericht aus rohem Fleisch, das jeder Macho-Besucher aus Europa mal gegessen haben will. Ach ist es schoen, kein Macho zu sein.

Weil ich nach Einbruch der Dunkelheit angekommen bin, weiss ich nicht, wie’s hier aussieht, der Flughafen ist verschlafener als der in Accra, eher wie in Ouagadugu (hahaha, diese Information ist fuer meine zwei Leser, die schon in Accra UND in Ouaga angekommen sind), die Taxifahrer sind zurueckhaltend und vor dem Flughafen riecht es nach Namibia in der Regenzeit, nach frischen Kraeutern und irgendwie trocken (ja, selbst in der Regenzeit ist Namibia trocken), nicht wie in Accra, wo man aus dem gekuehlten Flugzeug aussteigt und einem die feuchtwarme Nachtluft wie Brei in die Nase kriecht. Morgen ist Sonntag und ich werd mir alles genau ansehn. Nun, nach einem Abendessen aus Salzbrezeln und einer zermatschten alten Puddingschnecke aus dem Bodensatz meines Rucksacks, werde ich noch ein paar Saetze in der in Frankfurt erstandenen ZEIT lesen und dann: Ratzikovski!

P.s.: Ehrlich gesagt habe ich den Aethiopiern gegenueber viele Vorurteile. Alle sagen, dass die so arrogant sind und sich fuer das grossartigste Volk der Welt halten. Ich moechte in meiner Woche hier gerne vor mir selbst so tun, als haette ich diese Vorurteile nicht, und ihnen eine Chance geben, von mir nett gefunden zu werden. Denn ich weiss, wie schnell das geht: Wenn Du in nen Raum kommst und ueberzeugt bist, die sind hier alle arrogant und koennen mich nicht leiden, dann werden sie alle arrogant wirken und als wenn sie Dich nicht leiden koennten.

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