Sonntag, Juli 29, 2007

Hellohellohello

Auch beim Ofenumzug werden weisse Frauen natuerlich nicht davon verschont, permanent von allen kleinen Kindern in der Umgebung gegruesstgegruesstgegruesst und beobachtet zu werden. Oh weh oh weh, jetzt gibt es in meinem Haus keine Herzkuchenformen mehr....
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Der ist so schwer...

... weil er auch schwer viel Geld gekostet hat, sagt Mary als wir heute ihren Backofen von meiner Terrasse in das Haus ihrer Mutter transportierten. Versteckt hinter dem Ofen seht Ihr uebrigends Evans, ihren Mann.
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Jott We De!

Stellt Euch vor, ich steh nach dem Regen abends um acht auf einer duesteren aufgeweichten Strasse vor meinem Haus, schwarze Frauen mit Moehren auf dem Kopf gehen an mir vorbei und gruessen freundlich, die Grillen grillen und auf der anderen Seite der Welt ist es acht Uhr morgens und der Winter vielleicht grad vorbei und ich spreche mit Freundin K in Neuseeland, bevor die Kinder aufwachen. Da bin ich immer noch klein Eva aus Dueren und kann mir nicht vorstellen, dass das mit dem Telefonieren wirklich funktionniert und dass sie ungelogen grad auf der anderen Seite sind. Vor lauter Glueck die liebe Stimme zu hoeren hab ich gar nichts zu erzaehlen...

Ouageshi


Und das macht Vegetarier gluecklich? Ja tatsaechlich, das ist der einzige lokal produzierte Kaese. Aussen rot und innen weiss, nicht roh zu essen wegen Tuberkulosegefahr. Wenn man ihn braet, schmilzt er nicht, sondern wird nur schoen kross aussenrum. Ansonsten schmeckt er freundlich nach nichts und laesst sich deshalb ueberall untermischen. Verkauft wird der von den Fulani, den herumziehenden Kuh-Hirten aus Burkina Faso, die in der Regenzeit (sonst gibts keine frische Milch) in einer Ecke des Marktes auf dem Boden sitzen, vor sich grosse Eimer voller Joghurt, Milch und Kaese. Falls irgendjemand gekochten Joghurt mag, (oder vor Tuberkulose keine Angst hat) braucht's ihm also an nichts zu fehlen...
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Verdammt viel Zeit uebrig


Ganze drei Stunden naemlich. Gestern sprach ich mit dem Radio-Manager ueber die Details und das Ergebnis unserer sehr freundlichen Verhandlungen ist Folgendes: Die Rueckzahlung ihrer Schulden erfolgt in Form von drei Stunden Radiozeit und einem Jingle (also so einem regelmaessig eingeblendeten Radiowerbesong, wo sie singen: „Lalala Eva ist super tralala“ oder was auch immer mir einfaellt).

Das ist alles schoen und gut und wir hatten beide ein zufriedenes Laecheln und einen festen Handschlag fuereinander uebrig, als ich sein Buero verliess. Aber, meine Herren, ich will ja nicht wirklich, dass sie von der SuperEva singen und drei Stunden sind ne ganz schoen lange Zeit. Vor allem, wenn ich in einem Monat schon das Land verlasse.

Soll ich etwa mit Eva’s Kochstudio den Menschen in Bolga das Pizza-backen beibringen? Und Mary damit ihren Job kaputt machen? Nein, vermutlich werde ich diese Radio-Zeit der Wasser Commission spenden, mit der ich hier zusammen arbeite. Dann koennen wir zum Beispiel sechs halbstuendige Radio-Diskussionen ueber ein Jahr verteilen, in denen wir den Menschen erzaehlen, dass es uns gibt und wie sie mit ihrem Wasser besser umgehn. Und in dem Jingle koennen wir dann singen: „Lalala Wasser ist Super trallalal (sagt Eva tralala)“

Wie, sagt Ihr, wenn ich die Zeit spende, hab ich doch weder mein Geld noch sonst irgendwas wirklich zurueckbekommen? Naja, das Geld, im Sinne von tatsaechlichem anfassbarem Bargeld, hab ich ja eh schon lange abgeschrieben. Ich will nur, dass meine Rechnung klar und beglichen ist und dass Mary sieht, dass das Radio mir nichts mehr schuldet. Wenn ich dann noch dazu mit meinen Radio-Stunden eine gute Sache unterstuetzen kann, wunderbar, dann ist das Geld doppelt gut investiert.

Samstag, Juli 28, 2007

Radiomann, das Neuste


Gestern war ich in meiner benachbarten Radiostation, um dem Radiomann einen Deal vorzuschlagen. Schliesslich brennt es Mary die Seele zu Asche, dass er mir noch so viel Geld schuldet, waehrend sie den Kredit fuer den Ofen so brav zurueckgezahlt hat. Und, ehrlich gesagt, ich wuerde auch lieber meinen Anteil zurueckbekommen, bevor ich Bolga verlasse.

Was bisher geschah (fuer die, die neu zugeschaltet haben):

Der Radiomann war einer der Wilden Jungs, mit denen ich frueher haeufiger tanzen gegangen bin und Sonntags nachmittags in meinem Haus ueber Buecher, Politik und eben Radio diskutiert hab. Ueber Radio redeten wir nur theoretisch, denn obwohl die Station in Radiomanns Kopf schon bis ins Detail des Donnerstagsabendprograms ausgefeilt war, fehlte in der Realitaet das Geld fuer den Sender, also das tatsaechliche kleine technische Geraetchen, das das Programm aussendet. Alles andere, Sendeturm und Studio war da, aber dieses kleine kleine Teil... keiner gab ihm den Kredit, seine eigenen Mittel waren mehr als erschoepft etc. pp.. Also hoerte ich mir etwa ein Jahr lang theoretische Radiogeschichten an, bis ich irgendwann genug hatte: „Wieviel brauchst Du, ich geb Dir nen Kredit – Wenn Du bloss anfaengst, Radio zu machen, statt ueber Radio zu reden!“

Natuerlich ist es eitel, dieses Gefuehl haben zu wollen, ich kann mein Geld rumschmeissen, wie ich will, und ich kann Sachen passieren lassen, wo andere nur drueber reden. Und Eitelkeit hat ihren Preis. Die lange Version dieser Geschichte erstreckt sich ueber diesen blog. Die kurze Version ist Folgende: Das Radio sendet. Eva hat von ihrem Geld (das Mai 2006 faellig war) erst die Haelfte zurueckbekommen – und auch das nur mit einem Trick: Ein Freund brauchte Radio-Berichterstattung und als es ans Bezahlen ging, gab er das Geld im Beisein des Radiomanns an mich.

Gestern bin ich also ruebergegangen um ihm einen ganz aehnlichen Deal vorzuschlagen (keine Ahnung, warum ich da nicht frueher drauf gekommen bin): Ihr braucht mir kein Geld zurueckzugeben, bezahlt mich einfach in Sendezeit. Berichtet von meinem naechsten Seminar und dann machen wir noch ne Radio-Diskussion ueber Wasser und alle sind gluecklich.

Als ich mit Radiomann reden wollte, erfuhr ich, dass da in meiner Nachbarschaft ganz still und leise eine Palastrevolution von statten ging. Management Team sagten sie, ich koennte mit einem vom Management Team reden. Die wussten natuerlich nichts von seinen Schulden, glaubten mir das aber trotzdem unbesehn... Vor der Station traf ich dann einen anderen wilden Jungen und der erzaehlte: „Wir wollen Radiomann hier raus haben und das ganze professionell fuehren.“

Wow. Ich weiss ja, dass er alle belogen und betrogen und ausgenutzt hat, um die Station ans Laufen zu kriegen. Trotzdem, was fuer eine tragisch traurige Geschichte, wenn Du Deine Seele verkaufst um eine Radiostation aufzumachen, nur damit Deine ehemalig besten Freunde dich da raus draengen. Und am Ende hast du weder Seele, noch Freunde, noch Radiostation...

Freitag, Juli 27, 2007

Schlechte Fotos machen


kann ich besonders gut. Aber denen von Euch, die einfach wissen wollen, wie es Mary so geht, macht's vielleicht weniger aus, dass das ein verdammt doofes und falsch belichtetes Foto mit einer haesslichen Mauer im Hintergrund ist. Ihr aergert Euch nur, dass man ihr Gesicht nicht wirklich erkennen kann. Aber, ungelogen, das ist die wirkliche echte Mary, kein Double mit Kissen unterm Kleid...
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Mary nimmt ab

Gestern machte ich eine Bemerkung ueber ihren immer dickeren Bauch und sie sagte: "Komisch, dass Du das sagst, die Krankenschwestern schimpfen mit mir, weil ich abnehme statt zuzunehmen."

Der Grund dafuer ist vermutlich ganz einfach: Sie hat keine rechte Lust mehr zu essen. Ausser Suessigkeiten, was komisch ist, denn normalerweise kann sie mit Suessem nichts anfangen und musste immer lachen, wenn meine Mutter in die Kueche kam und sagte: "Sweets Mary, sweets, lecker!"

Nun, vielleicht gibt das Baby nun schon den Ton an und hat seinen sweet tooth (suessen Zahn) von seiner Adoptiv-Grossmutter geerbt... Ich jedenfalls koche nun quasi aus Versehen zu viel, damit ich sie bitten kann, mir doch beim Reste-Essen zur Seite zu stehn.

Donnerstag, Juli 26, 2007

Ha! Siehste! Sag ich doch!


Diese Chinesen! Da musste echt aufpassen! Schwester P. ist grade in China und stellt Euch vor, sie kann meinen blog von da aus nicht lesen. Zensiert!

Ok, in Wirklichkeit kann man von China aus gar keinen einzigen Blog lesen und die sind alle zensiert. Aber fuer eine kleine kosmische Sekunde moechte ich mir vorstellen, dass ich wichtig genug bin, dass sie genau mich und extra mich zensieren, weil ich oeffentlich daran zweifle, dass ihre Babys in die Luft springen und fuenf Leute platt-treten koennen, bevor sie landen...

Mittwoch, Juli 25, 2007

Vom verborgenen Nutzen schlechter Nachbarn


Also unsere Gegenuebernachbarin ist ja so eine Bloetschkuh, das ist kaum zu fassen. Und in dieser Eigenheit ist sie fuer die Nachbarschaft von unschaetzbarem Wert. Sie ist die Dorfmatratze, die im weiten Umkreis Ehemaenner klaut, frisst sich selber rund und gesund, waehrend ihre Kinder immer duenner werden, will Puffmutter spielen und bietet Mary an, ihr einen wohlhabenden alten Geliebten zu suchen, hetzt beste Freunde gegeneinander auf, bis die Faeuste fliegen und schlaegt ihre Kinder gradezu nebensaechlich und gelangweilt. Sie ist die personifizierte banale Bosheit mit dem laechelnden Gesicht, eine 1 A Pissflitsche, wie sie im Buche steht.

Was so eine Frau fuer das Gemeinschaftsgefuehl ihrer Umgebung tut, ist unglaublich, ist besser als Helmut Kohl, der Kanzler der Einheit. Wo diese Frau lebt, gibt es keine Mauer mehr in den Koepfen, ihre ganze Nachbarschaft ist wiedervereinigt – was uns verbindet ist die Gewissheit, dass sie unmoeglich ist (im Gegensatz zu uns selbst natuerlich).

Mary erzaehlte mir voller Genugtuung, wie bei ihrem letzten Skandal die gesamte Nachbarschaft vor den Haeusern stand und zusah und zuhoerte. Sie hatte ihre letzte beste Freundin so geaergert, dass die ausrastete und alle schmutzigen Geheimnisse laut krakeelend vor der Nachbarschaft ausbreitete, bis besagte Nachbarin sich nur noch in ihrem Zimmerchen versteckte und nicht mehr rauskommen wollte.

Ja, klar, aus der Distanz betrachtet ist das natuerlich gemein von uns und was maßen wir uns das Recht an, sie als Tratschtante zu verurteilen, waehrend wir uns ueber sie das Maul zerreissen. Aber aus der Naehe kenne ich einige der Geruechte, die sie ueber mich in die Welt gesetzt hat, und das daempft doch das Mitleid gewaltig. Und stellt Euch vor, jetzt verbietet sie ihren Kindern, ihr Klo zu benutzen, denn da koennte sie sich ja bei den Kindern mit irgendwelchen fiesen Krankheiten anstecken. Statt dessen muessen sich die Maedchen hinter unsere Gartenmauer hocken, waehrend sie schoen einsam und allein auf der sauberen wunderbaren Porzelanschuessel hockt (traaatschtraaatschtraaatsch, Kinners nee, is dat schoen...).

Montag, Juli 23, 2007

Verrechnet?

Samstag hab ich mich mit Mary und dem Medizinbuch hingesetzt und versucht, zu rechnen. Das Ergebnis gefaellt mir ueberhaupt nicht. Wie's aussieht ist ihr Baby etwa in dem Zeitraum faellig, in dem mein Umzug aus Bolga ansteht. Meine Guete, denk ich, sie hatte doch sonst nichts zu tun, haette sie nicht schoen 'nen Monat eher schwanger werden koennen?

Herz rausreissen - aber mit Wuerde

Heute hab ich Aaron, meinem ghanaischen Buerokollegen, genauer auseinandergelegt, wann ich meine Haeuser aufloesen und das Land verlassen werde. Er wurde ganz grau im Gesicht und mir wurde klar, dass er sich seit Wochen geweigert hatte, mir zuzuhoeren, wenn ich von den naechsten Plaenen sprach. Nichts kann ihm den Tag nun noch retten und ich bin ihm Herzen beruehrt, denn schliesslich hoer ich mir selbst am liebsten auch nicht zu, wenn ich davon rede, dass ich Anfang September hier die Zelte abbrechen werde…

Irgendwann vor langer Zeit hatte ich festgestellt, dass in Ghana Maenner und Frauen keine Freunde sein koennen, dass das Konzept einfach nicht besteht und deshalb jegliche Freundschaftlichkeit zwischen Maennern und Frauen irgendwann zu einer Beziehung oder keiner Beziehung fuehrt.

Wie fast immer habe ich mich in meiner Instant-Kulturanalyse geirrt. Freundschaften zwischen Maennern und Frauen gedeihen in Ghana vor allem dann gut, wenn sie einen Rahmen haben, der begruendet, warum die beiden so viel Zeit miteinander verbringen. Zum Beispiel weil sie Kollegen sind. Und so sind – von mir fast unbemerkt – mit Aaron und Douglas ganz wunderbare Freundschaften gewachsen, die mitten ins Herz treffen, ohne jemals die Grenze dessen zu ueberschreiten, was in einem Buero angemessen ist. Wir alle wissen, dass es zu dieser Art Freundschaft nicht gehoert, Freizeit miteinander verbringen. Und werden uns bemuehen, den Abschied nicht mit oeffentlichen Traenen zu dekorieren. Aber Laecheln, laecheln werden wir nicht.

Freitag, Juli 20, 2007

Gefaehrliche Greise


Ok, das ist ne Laotin und keine Chinesin, aber ich wette mit Euch, wenn ich die nur ordentlich geaergert haette, waere die auch wie ein Bumerang durch die Luft gesaust, haette dabei wilde Schreie ausgestossen und alles umgetreten, was nicht niet- und nagelfest ist... (s.u.)
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Rapp-Zapp Ching Chong


„Babys, Erwachsene, Opas, Omas, die koennen das alle, das sieht man doch in den Filmen, springen in die Luft und bevor sie landen haben sie zackbummpaf mindestens fuenf Leute schachmatt getreten. Vor denen musst Du Dich vorsehn - don't joke with them!“ Douglas schaut zu den Chinesen rueber, die sich in die andere Ecke des Restaurants gesetzt haben. Natuerlich lacht er, waehrend er das erzaehlt. Aber er spricht auch ganz ganz leise, so dass sie ihn nicht hoeren koennen. Zwar glaubt er nicht wirklich, dass sogar Babys fuenf Leute in einem Sprung ausser Gefecht setzen koennen. Aber irgendwie, die beiden sind ja keine Babys und in China kann das halt doch irgendwie jeder. Und ehrlich gesagt bin ich genau so wenig in China gewesen wie er, wie kann ich da so sicher sein, dass das Quatsch ist, der nur in bescheuerten Kung-Fu Filmen vorkommt. Wenn ich in Washington bin, werde ich unsere chinesische Forschungsassistentin ein wenig trietzen und dann kann ich ja sehn, wie sie mit einem Sprung fuenf Computer tot-tritt. Fotos demnaechst in diesem Blog.

Accra zeigt dem Meer den Hintern

Das ist wirklich unglaublich. Ich war noch nie in einer Kuestenstadt, die das Meer so ignoriert. In Lome zum Beispiel, im benachbarten Togo, versammelt sich die halbe Stadt Sonntags morgens zum Strandlauf und Wellenhuepfen und flanniert die Promenade auf und ab. Accra dagegen wendet sich vom Meer ab, weite Teile des Strandes sind durch erbaermliche Huettensiedlungen vom Rest der Stadt abgeschnitten, dann gibt es eine Gegend, wo das Meer hinter riesigen Paradeplaetzen und offiziellen Gebaeuden ab und an aufblitzt, in der Innenstadt riecht man kein Meer und zu Fuss kann man es kaum finden. Davon abgesehn, zeigen die Accraer auch individuell dem Meer ihren Hintern zu regelmaessig, so dass das bisschen Strand, das theoretisch bespielbar waere, praktisch ein grosses Sand-Klo ist.

Die Di und der Dodi – das dötliche Drama

Mal wieder Heimatgefuehle (fuer anderleuts Heimat, aber was heisst das schon) mit meiner Irischen Freundin in Bolga. Auf ihrem Computer gucken wir in heisser Nacht „The Queen“, einen Film der uns damit fesselt, dass in erlesenem Interieur und vor atemberaubender Landschaft nichts passiert, ausser dass am Anfang die Di und der Dodi sterben und sich dann die Uebrigen nach Schottland zurueckziehn und nach einer Woche kommt die Queen dann doch wieder nach London und spricht zu ihren Untergebenen als Koenigin und Grossmutter.

Wir sind begeistert, bewundern ihre Kleider und trinken zu Ehren der Koenigin Mutter Gin mit Brombeersaft. „Up the Queen!“ (so, das erzaehlte man mir in Namibia, prostet man sich in royalistischen Ex-Kolonialkreisen zu, bevor man sich das Zeug – bestimmt nichts mit Brombeersaft – in einem Schluck hinter die Binde kippt. Fuer mich hoert das sich aber eher so an wie „Up your ass!“, was keine Trink-Aufforderung ist, sondern der maessig freundliche Hinweis, sich etwas dahin zu stecken, wo die Gurke schon steckt... Da sag ich doch lieber: „Zum Wohl! Auf uns Lissbeth!“)

P.s.: Preisfrage: Von welchen mittelmaessigen deutschen Hip-Hoppern stammt der Titel dieses Blogs...?

Wundermaschinchen


Vorgestern wurde am Flughafen in Kampala, Uganda, ein Priester verhaftet, der ein Wundermaschinchen ins Land einfuehren wollte. Der Wunderheiler traegt that Geraet unter dem Hemd oder im Schuh und auf Knopfdruck laed er sich selbst mit 12 Volt elektrisch auf. Sobald er einen Kranken anfasst, entlaed er sich und Zzzzzzisch! spuert der Leidende die goettlicher Energie durch sich durch fliessen und ist – vielleicht – geheilt. Behoerden und Kirchenvaeter fanden das gar nicht lustig, obwohl der Priester doch steif und fest behauptete, das sei ein Spielzeug, mit dem sich in Europa die Kinder amuesierten und er haette doch nie und nimmer vorgehabt, irgendwen betruegerisch zu heilen. Ich hab die Nachrichten von meinem liebsten Radio Sender und frage mich, ob das nun als Warnhinweis oder als Geschaeftsidee fuer Ghanaer ist.

Dienstag, Juli 17, 2007

Wie man Mary was Gutes tut

weiss ich noch immer nicht. Heute zum Beispiel hab ich ihr angeboten, sie koennte doch zu Hause bleiben und sich ausruhn, statt sich mit ihrem schweren Bauch zur Arbeit zu schleppen. Wir koennten ja dann irgendwas mit ihrer Putzhilfe (s.u.) arrangieren.

Habt Ihr irgendwann mal beobachtet, was Taubenjunge mit ihren Eltern tun, wenn diese ankommen um sie zu fuettern, wie diese haesslichen nackten Viehcher ihre riesigen Schnaebel in den Schnabel der Mutter reinstossen und hacken und krakeelen, dass das alles nicht reicht? So in etwa muss man sich Marys Situation zu Hause vorstellen, mit den 5 schulpflichtigen Kindern der kranken Schwiegermutter, die alle gefuettert, deren Kleider gewaschen und deren Hintern hinterhergetragen werden muessen. Und ich biete Mary an, sie koenne ja gerne zu Hause bleiben, als zu mir zu kommen, wo das Haus den ganzen Tag ueber leer steht und Mary ihre eigene Matratze, die Bibel und das fette Gesundheitsbuch hat, um den Tag zu verdoesen...

Mr Wichtig und Begleitschutz

(Archivbild von der Beerdigung des Bawku Chiefs, bei der die gleiche politische Mischpoke auf die Pauke gehauen hat)
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Dicke Maxe


Samstag mittag ging ich mit Freunden essen. Vor dem Lokal parkten fette Autos so kreuz und quer, dass fuer niemanden sonst Platz war und das alle sehen konnten: Die in diesen Autos angekarrt wurden, sind einfach zu wichtig, um fuer andere Platz zu machen. Naja, das konnte man nicht nur an der Dicke der Autos und dem bescheuerten Parkverhalten sehn, sondern auch an den Partei-Fahnen, die die Autos schmueckten. Als wir uns hinsetzten, konnten wir auch gleich sehn bzw hoeren, wo der Hammer hing. Da hinten in der Ecke sassen drei feiste Kerle, die nach einigen Mittagsbier die Bedienungen anbruellten. Mein Ghanaischer Begleiter erklaerte, dass sie so bruellen muessen, damit auch jeder sieht, dass sie grosse Maenner sind. Als ich sagte, dass in Deutschland die kleinsten Hunde am lautesten klaeffen, laechelte er peinlich beruehrt – und ich merkte, dass die umsitzenden Ghanaer dieses laute Verhalten weder unangemessen noch billig finden und dass sie tatsaechlich am Gebruell merken, wer der Leithammel ist. Der Wahlkampf ist eroeffnet.

Freitag, Juli 13, 2007

Schuettelreim des Tages - aus aktuellem Anlass

Mein Heimaturlaub war Kiel zu Furz

Auf zu neuen Abenteuern?

Auf Schlau heisst das Autosuggestion – in Dueren nennen wir es “sich was schoen reden“ (frei nach dem Motto der Mutter: Das glaub ich fuer Dich mit!), und das ist eine wichtige Faehigkeit, denn ob ich mir irgendwas nun irgendwie rede oder nicht, es bleibt dabei: Im September muss ich von meinen Haeusern und Leuten und Ziegenkitzen in Ghana Abschied nehmen und meinen Pruell (inkl. mich selbst)nach Washington verfrachten. Also hab ich bei diesem Heimaturlaub von der Zickenbrille bis zu den Anzugschuhen lauter Sachen gekauft, die in ein amerikanisches Buero passen sollen (keine Knallfarben mehr...) oder auf die amerikanische Strasse (anscheinend traegt man wieder kurzen Rock – ausserhalb Ghanas). Jetzt ist kurz vor sieben, ich bin quasi auf dem Weg zum Duesseldorfer Flughafen und hab ein ganz komisches Gefuehl im Bauch: „Jetzt nochmal schnell zum Zwischenstopp nach Ghana, alles abwickeln, Marys Kind auf die Welt bringen, Douglas versorgen, tausend Haende schuetteln und Traenen weinen und los gehts, auf zu neuen Abenteuern.“ Gluecklicherweise hab ich aber im Hinterkopf den ein oder anderen Plan, der mich noch haeufiger nach Ghana bringen soll. Mal sehn, welcher klappt...
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Hinter verschlossenen Tueren


Marys Bauch stippt jetzt ganz spitz gegen das weite Kleid. Aus gegebenem Anlass hab ich sie heute gefragt, wie das nach der Geburt ist, ich hatte irgendwas davon gehoert, dass das Kind die ersten drei Monate das Haus nicht verlassen darf. Ja, sagt Mary, Mutter und Kind duerfen drei Monate nicht raus, duerfen im Zimmer noch nichtmal den Ventilator anschalten und die Mutter darf nur heisses Essen und heisses Wasser zu sich nehmen. Sonst kriegt sie diese Krankheit, von der wir beide wissen, dass sie auf Eiweissmangel zurueckzufuehren ist. Wie man von der Luft, die der Ventilator in einen reinweht Eiweissmangel kriegt, wissen wir auch nicht. Ach ja und waehrend der Schwangerschaft darf man keinen Kakao trinken, sonst wird das Baby fett, nicht kehren, sonst stechen die Besenreiser dem Kind die Augen aus und muss immer ganz grade und aufrecht sitzen. Bei dem Gedanken, dass der Kindsvater bei der Geburt dabei sein koennte, reisst Mary die Augen unglaeubig auf. Hier im Krankenhaus darf niemand die Gebaehrende begleiten, nicht mal die eigene Mutter. Und sie ist erstaunt, dass die meissten weissen Frauen ihre Kinder auf dem gleichen schmerzhaften Weg gebaehren wie Ghanaerinnen.

Montag, Juli 09, 2007

Alle Probleme geloest

Letztes Jahr hatte Ghana grossartige Drogenskandale, Unmengen Kokain wurden unter ausfuehrlichem Medieninteresse entdeckt und beschlagnahmt. Aber dann wurde es irgendwie sehr still um die Tatsache, dass nicht viel passierte und die Strafverfolgung nach oben hin versickerte. Natuerlich wird spekuliert, dass irgendwer von ganz oben (aus dem Ashante Koenigshaus? Von der Polizei? Aus der Regierung?) in die Geschichte verwickelt ist und genug Einfluss hat, fuer Ruhe zu sorgen. Wird (oder ist?) Ghana einer DER Umschlagplaetze fuer harte Drogen, die aus Suedamerika nach Europa fliessen?

Aber das alles ist gar nicht schlimm, denn jetzt hat Ghana einen Weg gefunden, das Drogenproblem ein fuer alle Mal zu loesen. Die Drogenhaendler werden einander nun an den Haenden halten und singen und freundlich zu kleinen Kindern sein und sich eine ehrliche Arbeit suchen (z.B. Tulpenzuechter?). Schliesslich wissen sie jetzt endlich, dass das gar nicht gut ist, Drogen zu handeln. Rund um den Flughafen wurden naemlich jetzt Plakate aufgestellt, die warnen „If you transport drugs, you will end up in prison.“ (Wenn Du Drogen transportierst, wirst Du im Gefaengnis landen) Das musste dochmal klargestellt werden. Die armen Drogenhaendler machen das doch nur, weil sie gar nicht wissen, dass sie dafuer in den Knast kommen werden.

Ich freu mich schon auf die Plakate am Strassenrand, mit denen die Ghanaische Regierung das Problem der Raubueberfaelle loesen wird: „Wenn Du Raubueberfaelle machst, wirst Du im Gefaengnis landen (falls Du dem Lynchmob entgehst)“

Oder die Konflikte um die Herrschaftsfolge im Norden. Wenn man in den entsprechenden Doerfern doch einfach Schilder aufstellen koennte „Koenigsmord ist Pfui!“ Dann wuessten die das endlich und wuerden damit aufhoeren.

Wieviel Geld fuer Polizei und Armee man einsparen koennte, wenn man nur genug Schilder aufstellt, wo man die Boesen informiert, dass es echt besser waere, aufzuehoeren mit ihren Missetaten und anzufangen, gute Menschen zu werden...

Wir sehen: Von Ghana lernen heisst siegen lernen. Also, lieber Herr Bush, pfeiffen Sie Ihre Armeen zurueck und schulen Sie sie um zu Schildermalern: „Terrorist sein ist boese“ und „Selbstmordattentaeter sind danach tot“

Dienstag, Juli 03, 2007

Lukrative Geldspiele

Ok, Taxifahrer, die nie zur Schule gegangen sind, haben jedes Recht, verwirrt zu sein, wenn man ihrer Waehrung vier Nullen abschneidet (s.u.). Aber im Forex Buero, der offiziellen Wechselstube? Ich haette grade mit Leichtigkeit meinen Einsatz verzehnfachen koennen. Weil die Maedels in ihrer Verwirrung gerne mal 5 und 50 Cedis verwechselten. Und ich frage mich, ob ich ueberhaupt in Deutschland war, als der Euro kam, denn ich kann mich an gar keine verwirrenden Umtauschaktionen erinnern...

Montag, Juli 02, 2007

Nie mehr Millionaer


Seit gestern gibt es den neuen Ghana Cedi, zumindest theoretisch. Praktisch hat noch niemand, den ich treffe, die neuen Geldscheine in der Hand gehabt, auf denen vier Nullen gestrichen wurden, so dass ein Cedi quasi einem Euro entspricht. Durch diese Waehrungsreform spielt ploetzlich der Peswa (das ist der Pfennig des Cedis) wieder eine Rolle. Und es ist ploetzlich verdammt schwierig, Cedi-Millionaerin zu sein...

Im Radio singen sie uns schon seit Monaten auf Englisch und allen erdenklichen Lokalsprachen vor, wie man den alten in den neuen Cedi umrechnet und der Slogan „New Ghana Cedi - The value stays the same“ („Neuer Ghana Cedi – der Wert bleibt der gleiche“) hat schon Einzug in den allgemeinen Sprachgebrauch gefunden. Aber erst auf meiner heutigen Taxi-Fahrt zur Arbeit wurde mir klar, was fuer ein riesiger Akt diese Umstellung ist, in einem Land, in dem so viele Leute nie oder sehr wenig zur Schule gegangen sind. Vielleicht sollte ich eine berufsbegleitende Taxifahrer-Mathe-Schule eroeffnen? Meinen ersten Schueler habe ich schon unterrichtet.

Mein heutiger Fahrer fuhr gut Auto, sprach akzeptabel Englisch und schickt seine drei Kinder zur Schule. Aber wie er aus den alten Cedis neue errechnet, war ihm kaum zugaenglich. Wir fingen an mit Rateversuchen, wie: 400 Cedis sind 1 Peswa. Und bewegten uns langsam zu dem Verstaendnis, dass immer (immer!) nur Nullen weggestrichen werden. Im Laufe der Fahrt wurde mir klar, dass es fuer ihn schwer verstaendlich ist, dass Peswa nicht einfach nur ein anderer Name fuer den neuen Cedi ist, denn schliesslich hatte er noch nie mit zwei verschiedenen Geldeinheiten zu tun.

Schliesslich hab ich ihm eine Umrechnungstabelle geschrieben,

10 000 alte Cedis = 1 neuer Cedi

15 000 alte Cedis = 1 neuer Cedi und 50 Peswas

Usw.

Am Ende der Fahrt bat ich ihn, mir das alles vorlesen und sah, wie schwierig es ist, zu verstehn, dass Sachen, die in einer Zeile stehn, zusammengehoeren. Und dass „10 000 entspricht 1“ ueberhaupt keinen Hinweis darauf gibt, wieviel 20 000 sein koennte. Nun, mein Fahrer hat den Schmierzettel dankend angenommen und versprochen, die ganzen Zahlen zu Hause auswendig zu lernen, bevor er sich wieder in sein Auto setzt. Ich hoffe, dass ich alle typischen Taxi-Preise aufgeschrieben hab, denn das Prinzip (4 Nullen streichen) hatte er bis zum Schluss nicht verstanden.

Meine Sehnsucht: Diese starken Maenner wiedersehn...

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Aus der Versenkung live auf unsere Showbuehne!

Ich kann es selbst gar nicht glauben, denn ich hatte kaum eine Minute, darueber nachzudenken oder mich darauf zu freuen. Aber es ist wahr. Morgen steig ich in den Flieger nach Deutschland und werde eine viel zu kurze Woche Heimat schnueffeln, auf dem Sofa sitzen, mit der Seilbahn ueber den Rhein schweben, hundert Kilometer durch deutsche Grossstadtstrassen laufen usw. Ich komme uebermorgen beruflich in Muenchen an (Hallo, ist irgendwer in Sueddeutschland???) und fahre von da weiter nach Hause. Abflug Richtung Ghana von Duesseldorf am elften.