tanke ich Heimat. Das bedeutet zum Beispiel, faul auf dem Sofa der Eltern liegen und schlechte Romane lesen oder Tatort gucken. Schlechte Romane? Romane fuer die es sich nicht lohnt, mit Uebergepaeck nach Ghana zu fliegen. Oder nach dem Mittagsschlaefchen des Vaters den ritualisierten Nescafe trinke. Als haette ich in Ghana nicht wirklich genug von Nescafe und Sehnsucht nach echtem Kaffee.
Oder: an einem useligen windigen Neujahrstag mit den Eltern „feinbuergerlich“ (so nennt man das wohl) aber mit Gutscheinheft in der Eifel zu Mittag essen, danach durch den Hagel zur Ordensburg Vogelsang fahren, uns in eine Fuehrung ueber die Nazi-Elitenschmiede einschmuggeln und schliesslich bis auf die Knochen durchgefroren Tante und Onkel ueberfallen und denen den Stollen wegfressen. Durch die Eifel fahren und die Wirklichkeit mit den Beschreibungen der Eifelkrimis vergleichen, die mir in Ghana durch arge Tage helfen.
Oder in Koeln bis zur Erschoepfung durch H&M taumeln und alles alles ist nicht bunt genug fuer Ghana. Und schliesslich eine Fuehrung durch das Stammhaus von 4711 machen, bei der die belgische Fuehrerin fast in Traenen ausbricht, als sie uns von der Erleichterung darueber erzaehlt, dass Procter & Gamble diesen Unternehmensteil wieder abgestossen und eine Deutsche Firma 4711 gekauft hat. Haette ich eins von Ommas Spitzentaschentuechlein dabei, koennte ich es im Parfoemm-Springbrunnen mit lieblichem Duft traenken. Das ist Exotik! Das ist Abenteuer! Das ist Heimattourismus!
P.s.: Heimatraetsel:„Da wor dann wirklisch Matthaeus am Letzten“ und „De sees uss we’n Jeess vuerm Knee“! Ich weiss zwar, wie das wortwoertlich uebersetzt wird („Da war dann wirklich Matthaeus am Letzten“ und „Du siehst aus wie eine Geisse vor dem Knie“) und was das bedeutet („Das war echt knapp, die letzte Moeglichkeit“ und „Du siehst verdammt schlecht aus“), aber warum?
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