Am Morgen der Beerdigung rief mich Debbie an: „Nix da Beerdigung, die haben die Leiche geklaut. Irgendwer ist ins Leichenschauhaus eingebrochen, hat dem Leichenwaechter ein Bein gebrochen und den Chief mitgenommen.“ Ein Stuendchen spaeter: „Die Leute sagen, sie haben ihn gefunden, jetzt koennen sie ihn doch beerdigen.“ Also sind wir schliesslich doch nach Sandema gefahren. So richtig haben wir nicht verstanden, wieso jemand eine mehrere Wochen (plus ueber hundert Jahre) alte Leiche stehlen will, aber anscheinend hat der Familienteil, der den alten Mann begraebt, einen Vorsprung, wenn der Nachfolger gewaehlt wird.
Wir waren quasi die einzigen Weissen auf der Feier und unser Ghanaischer Freund ist ein Sohn des Protokollbeauftragten des Regionalministers. Das bedeutet, dass er alle Polizisten und Militaers kennt, so dass er uns einen Ehrenplatz mit Plastikstuhl im Schatten organisieren konnte. Als Debbie im Scherz erwaehnte, sie sei eine Repraesentantin der Koenigin von England, waeren wir fast zu offiziellen Ehrengaesten geworden und mussten viel Ueberzeugungskraft aufwenden, um nicht in die Totenreden eingebaut zu werden...
Die Beerdigung war eher eine Familien-Affaire als ein Staatsakt. Das heisst, dass hunderte und hunderte lokale Gaeste anwesend waren, kaum Politiker - aber dafuer Kaempfer mit gehoernten Helmen die dem alten Mann zu Ehren tanzten, abgemagerte Pferde die von ihren Reitern ordentlich verhauen wurden, eine Abordnung des Ashante Chiefs die mit viel Getrommel und Sonnenschirmwirbeln erschien... Die Trauernden hatten sich fuer die Gelegenheit geschmueckt – sie trugen eine Kalebase auf dem Kopf oder ein Kissen unter dem Hemd, eine knallrote Kolonialuniform oder bunt bestickte Cowboystiefel. Der Sarg stand pompoes geschmueckt und von Pferden eingerahmt in der Mitte des grossen staubigen Palastvorplatzes. Leer. Den alten Mann hatten sie morgens schnell begraben – den wollten sie sich nicht nochmal klauen lassen.
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