Montag, Januar 29, 2007

Evas schnabuloese Restekueche

Heute: Langer Tach auf Aahbeit und weichgekochte Linsen von vorgestern.
Erfindung des Tages: Butteriger Kartoffel-Linsen-Brei mit getrockneten Steinpilzen. Wow. Jetzt ist alles wieder gut. Und so gehts:
Soviel Kartoffel schaelen, kleinschneiden und kochen, wie weiche Linsen uebrig sind. Abschuetten. Dieweil die Steinpilze einweichen und kleinschneiden. Bisschen Zwiebel hacken und in grosszuegiger Butter glasig duensten (nicht braun). Milch dazukippen und mit Muskat, Pfeffer, Salz wuerzen. Steinpilze rein. Linsen in die heisse Milch und mitkochen. Kartoffeln in den Topf schmeissen und gruendlich durchstampfen. Je nachdem, wie hart der Tag war, noch nen Batzen Butter draufpacken. Irgendwas Knackiges dazu servieren, sonst wirst Du beim Essen komplett zum gluecklich grinsenden Baby.

Wogen

Heute war ein ghanaischer Mann sehr ehrlich zu mir: „Wenn ich eine Frau wie Dich heiraten wuerde, wuerden alle meine Freunde fragen: Warum quaelst Du Deine Frau so? Warum fuetterst Du sie nicht richtig. Weisst Du, wir lieben eine Frau, die beim Gehen hin und her wogt, eine richtige Frau!“

Wer hat die Leich???

Am Morgen der Beerdigung rief mich Debbie an: „Nix da Beerdigung, die haben die Leiche geklaut. Irgendwer ist ins Leichenschauhaus eingebrochen, hat dem Leichenwaechter ein Bein gebrochen und den Chief mitgenommen.“ Ein Stuendchen spaeter: „Die Leute sagen, sie haben ihn gefunden, jetzt koennen sie ihn doch beerdigen.“ Also sind wir schliesslich doch nach Sandema gefahren. So richtig haben wir nicht verstanden, wieso jemand eine mehrere Wochen (plus ueber hundert Jahre) alte Leiche stehlen will, aber anscheinend hat der Familienteil, der den alten Mann begraebt, einen Vorsprung, wenn der Nachfolger gewaehlt wird.

Wir waren quasi die einzigen Weissen auf der Feier und unser Ghanaischer Freund ist ein Sohn des Protokollbeauftragten des Regionalministers. Das bedeutet, dass er alle Polizisten und Militaers kennt, so dass er uns einen Ehrenplatz mit Plastikstuhl im Schatten organisieren konnte. Als Debbie im Scherz erwaehnte, sie sei eine Repraesentantin der Koenigin von England, waeren wir fast zu offiziellen Ehrengaesten geworden und mussten viel Ueberzeugungskraft aufwenden, um nicht in die Totenreden eingebaut zu werden...

Die Beerdigung war eher eine Familien-Affaire als ein Staatsakt. Das heisst, dass hunderte und hunderte lokale Gaeste anwesend waren, kaum Politiker - aber dafuer Kaempfer mit gehoernten Helmen die dem alten Mann zu Ehren tanzten, abgemagerte Pferde die von ihren Reitern ordentlich verhauen wurden, eine Abordnung des Ashante Chiefs die mit viel Getrommel und Sonnenschirmwirbeln erschien... Die Trauernden hatten sich fuer die Gelegenheit geschmueckt – sie trugen eine Kalebase auf dem Kopf oder ein Kissen unter dem Hemd, eine knallrote Kolonialuniform oder bunt bestickte Cowboystiefel. Der Sarg stand pompoes geschmueckt und von Pferden eingerahmt in der Mitte des grossen staubigen Palastvorplatzes. Leer. Den alten Mann hatten sie morgens schnell begraben – den wollten sie sich nicht nochmal klauen lassen.

Freitag, Januar 26, 2007

Audienz beim Koenig

 
Archivbild - offensichtlich haben wir da nicht den toten alten Mann hingesetzt zum Zwecke eines Fotos... Posted by Picasa

Der Koenig ist tot! Lang lebte der Koenig!

Der Chief von Sandema war dafuer beruehmt, der am laengsten regierende Koenig der Welt zu sein. Waehrend ich unterwegs war, hat der alte Herr sich nun ins Unvermeidliche gefuegt. Nach etwa 106 Jahren Lebenszeit und etwa 70 Jahren Regierungszeit ist er Ende letzten Jahres gestorben. Letzten Herbst war ich in seinem Lehmpalast auf einer Beerdigungsfeier fuer sieben Familienmitglieder. Da ich mit einer Freundin unterwegs war, die wiederum mit einem seiner unzaehligen Enkelsoehne befreundet ist, wurden wir behandelt wie ein Teil der Familie und erhielten schliesslich sogar eine Audienz. Auf diesem Foto seht ihr einen alten halbblinden Mann. Was man nicht sehn kann, ist die Praesenz, mit der er immer noch seinen staubigen Regierungsbezirk erfuellte und die Ehrfurcht, die er bei uns erweckte. Morgen ist die grosse Beerdigungsfeier und ich werde da hingehn – teils, weil ich dem alten Mann meinen Respekt bezeugen will, teils, weil es sich fuer die Gegend hier oben wie ein historisches Ereignis anfuehlt. Ausserdem moechte ich so gerne ein Foto haben von dem Auto, das die Koenigin von England ihm damals geschenkt hat. Eine kleine Aufmerksamkeit von Koenigin zu Koenig. War das zu ihrer eigenen Kroenung oder zur Unabhaengigkeit Ghanas for 50 Jahren? Es steht jedenfalls immer noch neben dem Palast, eine babyblaue Rostlimousine, die schon lange fahruntuechtig ist und von Huehnern bewohn wird, aber immer noch die grossartige Ausstrahlung der Autos jener Zeit hat.

Dienstag, Januar 23, 2007

Vorsicht! Sekundenentscheider!

Ich habe es schon wieder getan! In einer Sekunde entschieden. Und ein armes unschuldiges Maedchen geschockt. Gestern rief mich eine junge Kanadierin an, die hier fuer drei Monate Praktikum macht: Sie sei auf Wohnungssuche, ob ich irgendwas wuesste. Meine Telefonnummer hat ihr eine Bekannte gegeben, die ahnt, dass ich alle kenne. Ich hab sie in mein Buero bestellt (dafuer musste sie nur drei Treppen steigen, denn sie arbeitet im Erdgeschoss), zwei Minuten mit ihr geplaudert und ihr angeboten, dass sie fuer umsonst in mein Hinterhaus ziehen kann. Der erste Gedanke, den ich in ihrem Gesicht sah, war: „Frisst die blonde kleine Frau Kinder?“

Abends kam sie um die Spinnweben zu besichtigen, stellte tausend nervoese Fragen, ohne auf die Antworten zu hoeren und verabschiedete sich schliesslich, dass sie nochmal drueber schlafen muesste. Was lustig ist, denn das Angebot der ordentlichen dreizimmer Haeuser mit fliessend Wasser und Strom, in denen man fuer lau wohnen kann, ist in Bolga nicht wirklich sooo gross, dass sie viele Alternativen zu bedenken haette. Die Frage war wohl mehr: Frisst sie oder frisst sie nicht (kleine Kinder)? Vielleicht hat ihre Chefin ihr heute morgen erzaehlt, dass ich Vegetarierin bin. Jedenfalls kam sie eben in mein Buero, um zuzusagen. Und zu fragen, ob vielleicht fuer ihre Freundin auch noch Platz waere. Ich hatte zwar gestern nein gesagt, aber ach, warum eigentlich? Also sagte ich: „Ja. Geht klar. Ich hoffe sie ist keine bloede Kuh.“ Da war Jessica noch geschockter und draengte mir von sich aus einen Tag Bedenkzeit auf, dass ich sie doch bitte im Laufe des Tages anrufen sollte, falls ich es mir anders ueberlegt haette. Und ob sich an der Miete irgendwas aendern wuerde, wenn sie zu zweit einziehen? Ja, das kostet dann zweimal nichts. Ich bin gespannt und freu mich fuer Mary, wenn das Haus nicht so leer ist.

Oh Du heiliger Kaffeehee

 
...das singen die Moenche meinem Kaffee vor, der - so sagt die Packung - in Togo von Moenchen hergestellt wird. Wird mein Kaffeekonsum nun auf meinem himmlischen Konto dagegen aufgerechnet, dass ich Sonntags nicht zur Kirche geh? Posted by Picasa

Afrikanischer Antikant am Morgen

Eine alte Frau klopft morgens um sieben an meine Kuechentuer. In viel Frafra, noch mehr Gesten und ganz wenig Englisch bietet sie mir an, meinen Hof zu fegen, meine Waesche zu waschen und fuer mich zu kochen, damit sie die Kinder zur Schule schicken kann. Ohne Frafra, in schlichtem Englisch und mit ebensovielen Gesten versuche ich ihr zu erklaeren, dass ich ja Wachmann und Hausmaedchen habe und diese nicht wegschicken kann, um sie anzustellen.

Sie fuehrt Daumen, Zeige- und Mittelfinger zum Mund in der Geste fuer Essen und sagt children und school. Und: „I hear English but no talk.“ (Ich hoer Englisch, aber nix sprechen). Schliesslich geh ich ins Haus und finde zwei verknitterte 2000 Cedis Scheine fuer sie (40 Cents – das ist nichts. Aber das heilige Prinzip!). Sie freut sich und dankt und ich hab diesen ploetzlichen Gedanken: „Vergiss nicht, die tun zum Betteln nicht so, als seien sie arm. Sie sind arm. Punkt.“

Fuer einen Moment spricht mein Herz und mein grunddeutscher innerer Erzieher ist still, der aus Prinzip nichts geben wollte, um Betteln nicht zu ermutigen und klar zu machen, dass man an diese Tuer nicht klopfen muss. Es ist doch erstaunlich, wie stark Kant immer noch in uns Deutschen wuetet und selbst wenn wir aufs Klo gehn, wollen wir so kacken, dass unser kacken zur Maxime des allgemeinen Kackens werden koennte.

Ghanaer sind da generell viel flexibler. Statt nach allgemeingueltigen Prinzipien zu leben, entscheiden sie in der Situation, wohin das Herz sie zieht. Und alle reichen Ghanaer, die ich kenne, geben oft, wenn sie gebeten werden und werden oft gebeten. Selbst nach zwei Jahren kultureller Anpassung misstraue ich diesem Wankelmut noch. Andererseits spuere ich aber auch, wie es meinem Herzen gut tut, wenn ich mir ab und an erlaube, zu tun, was ich fuehle und flexibel zu bleiben. Dann sehe ich, wie absurd es ist, feste, unumstoessliche Regeln aufzustellen, fuer Dinge, die erst in der Zukunft passieren werden und die ich doch noch gar nicht erahnen kann.

Und wenn jetzt regelmaessig alte Frauen an meine Tuer klopfen und mein Herz ansprechen wollen? Nun, das wird mich vielleicht vier Euro im Monat aermer machen und meinen Ruf in der Nachbarschaft zum Strahlen bringen. Ich werde mit meinen Gaben nichts strukturell aendern. Aber ab und zu wird sich jemand auf meine Kosten den Magen vollschlagen koennen. Und das schmeckt gut.

Montag, Januar 22, 2007

Herzensort

Alle lieben Goa. Oder die Provence. Je nachdem, ob ihre bevorzugten Drogen von Designern oder von Winzern stammen. Wie in den alten Asterix Heften muss ich fragen: Alle? Nein, eine kleine Gruppe von Verrueckten, die keine Reisefuehrer schreibt und keine Straende vorzeigen kann hat ihr Herz im Staub verloren. Ich bin so froh, dass mir noch drei oder vier Freunde einfallen, die verstehen, wenn ich ihnen ne SMS schreibe: „Will any place, any people ever touch me like Bolga?“ („Wird mich irgendein Ort, irgendwelche Leute je so beruehren wie Bolga?“). Als ich nach fast drei Monaten in die Upper East Region einfuhr und sich das flache vertrocknete Land vor mir ausbreitete, suchte ich in meinem Herzen irgendeine Regung, aber das war alles eingestaubt. Schon dachte ich, der Zauber ist vergangen... Als ich aber Douglas die Hand schuettelte (die Hand hielt, trifft es eher) und er sagte: „If only I could swallow you (wenn ich Dich doch aufessen koennte)“, als uns Mary auf meiner Strasse entgegenkam, Brot zu einer Party liefernd, und ihr Gesicht ploetzlich in Strahlen aufbrach, musste ich nach Regungen nicht mehr suchen, weil ich so von der Liebe ueberwaeltigt war – meiner eigenen und der meiner Bolgaren. Meine fette Marktfrau schimpft mit mir, dass ich Weihnachten nicht zu Hause in Bolga verbracht hab, Mary fragt vorwurfsvoll: Schmeckts nicht? Weil ich kein ganzes Pfund Nudeln aufesse, sogar die Schnapsladenfrau, die kaum Englisch kann, umarmt mich zur Begruessung und plappert mich auf Twi voll.

Freitag, Januar 19, 2007

Ich hab so einen schrecklichen Ehemann!

Luegen funktionnieren am besten, wenn ich sie selber glaube. Und von meinem krass eifersuechtigen Ehemann, dem leicht einmal die Hand ausrutscht, hab ich in den letzten Tagen so oft erzaehlt, dass ich schon mit eingezogenem Kopf mein Haus betrete und auf seine Vorhaltungen warte (nein, das wiederum war auch eine Luege).

Aber ganz ehrlich, dieses Scheusal macht mein Leben so viel leichter. Seit ich (in meiner Einbildung) mit ihm verheiratet bin, ist es so leicht, keinem Taxifahrer oder Strassenrandsitzer meine Telefonnummer zu geben. Und dabei nicht unhoeflich zu sein. Ich sage einfach: „Mein Mann mag das nicht.“ Wenn der Anmacher dennoch besteht, mach ich ein kleines erschrecktes Gesichtchen und sage: „Wenn mein Mann das rausfindet, krieg ich ganz schoenen Aerger und Du auch. Er mag das gar nicht, wenn fremde Maenner seine Frau anrufen!“

Das ist eine schoene Ghanaische Loesung, bei der keiner das Gesicht verliert, denn schliesslich sag ich nicht: „Was stellst Du Dir vor, Du Schrekel! Ausserdem weiss ich noch nichtmal Deinen Namen! Wie kannst Du es wagen, mich zu fragen, ob ich Dich heiraten will?!“ Sondern: „Du bist echt n toller Kerl und tut mir ja auch leid, dass ich Dich Strassenkehrer nicht heiraten und mit nach Deutschland nehmen kann. Das wuerde ich viel lieber machen. Aber leider bist Du zu spaet.“ Eben bat mich ein Mann dann, wenigstens seine Telefonnummer anzunehmen und ihn anzurufen, falls ich eine andere ungebundene Europaerin fuer ihn finden koennte. „Ja, ich werde sehn, was ich fuer Dich tun kann!“ Bittesehr, hat irgendwer Interesse, Emanuel, Spitzname Star kennenzulernen?

Dienstag, Januar 16, 2007

Jaja Herr F., schoener Ratschlag

Sie koennen so anonym kommentieren, wie sie wollen, ich weiss doch genau, von wem ein solcher Ratschlag kommt. Und das hab ich nun davon. Meinen Kolleginnen, die selbst niemanden kennen, ja sogar hoffen, dass ich endlich Farbe in ihre knapp bemessene Freizeit bringe, hab ich feine Kuechlein dreierlei Geschmacksrichtungen gebacken und Broetchen und eine Ananas zerschnipfelt und dies und das und noch viel mehr und was machen die unverschaemten Gesellinnen? Saebeln faustgrosse Stuecke von meinem uralten Gauda Direktimport aus Holland und essen und essen und essen ihn auf, waehrend die Gurkenscheiben verwelken und mein Herz mit ihnen. Frage: Darf man Kolleginnen eine Gabel in den Handruecken rammen, wenn sie es wagen, sich unsittlich an dem Kaese zu vergehen, den man doch nur zum Angeben auf den Tisch gelegt hat? Oder muss man vielmehr laechelnd in die Kueche gehn, sich die Gabel in den Oberschenkel rammen, dabei fluestern "Selbst schuld!", die Wunde verbinden und mit frischgebruehtem Kaffee weiterhin perfekte Hausfrau aus den 50ern spielen?

Montag, Januar 15, 2007

“Ich werde diese Stadt mein eigen machen”

Dieser Satz kam mir ploetzlich in den Sinn, waehrend ich an einem langsamen Sonntag morgen allein in meinem Haus rumlief und so grade noch der Versuchung widerstand, mich einsam zu fuehlen. Waehrend sich Bolgatanga mir mit erwartungsvoll ausgestreckten Armen anbot, wuselt das riesige Accra vor sich hin, ohne mich zu bemerken. Das kann natuerlich nicht so bleiben. Dieses Wochenende habe ich damit begonnen, dass ich Kollegen in mein gastliches Haus einlade. Aber das sind alles einsame Menschen, die in Accra kaum jemanden kennen. Der naechste Schritt muss agressiver sein und strategischer: Ich werde die wenigen Bekannten, die nicht einsam sind und die sich in die Gesellschaft hier integriert haben, damit beauftragen, mich mitzunehmen, vorzustellen, auszufuehren. Und dann kann Accra ja gucken, ob es weiterhin so tun kann, als sei ich nicht da. Ha! Alles meins! Noch nicht, aber bald!

Waermeflasche!

Das ist so unglaublich, dass ich’s gleich nochmal sagen muss: Waermeflasche! In Afrika! Sonst gehts noch? Nein, das liegt nicht daran, dass es kalt ist. Obwohl Ghanaer das schon meinen, ist ja nur 25 Grad oder so, echt kuehl.

Die gute Nachricht: Ich habe jetzt endlich die Bekanntschaft einer tollen Masseurin gemacht. Die kommt aus Togo, hat ihr Handwerk auf einer sehr guten Massageschule in Benin gelernt, vier Jahre mit Chinesischen Aerzten gearbeitet und massiert in Accra fast nur Weisse. Massage gehoert hier nicht zur Kultur. Sie sagt, dass Ghanaer gleich schmutzige Gedanken haben, wenn sie Massage hoeren. Ich denke, dass die meissten auch einfach schon natuerlich so entspannt sind, dass viele der Europaeischen und Asiatischen Verspannungen einfach nicht vorkommen.

Die zweite gute Nachricht: Daniel bietet mir an, dass ich jetzt endlich einen traditionellen bonesetter (also Knochenzurechtruecker) bei der Arbeit erleben kann. Er ist begeistert. Bei meiner Malaria hatte er ja auch darauf bestanden, dass ich seinen Tee aus Limonen, Ingwer und Bambus zu meiner Heilung trinke. Ich traute mich an das Gebraeu aber erst ran, nachdem ich gesundet war, da ich dachte, dass ich mit Malaria einfach nicht stark genug bin fuer diese Medizin. Die Drohung mit dem Knochenbrecher hatte dann auch schon den guten Effekt, dass ich laechelte und meinte: Och, so schlimm ist das eigentlich gar nicht... (so wie der Vater damals beim Anblick der gegrillten Ratten sagte: Och, ich haette eigentlich gern nen Kaffee...)

Was ist die schlechte Nachricht, die zu diesen guten Nachrichten gehoert? Hexenschuss. Aber ihr koennt Daniel fragen, eigentlich gehts mir schon wieder ganz prima. Und so sitz ich aufrecht und laechelnd auf meinem Sofa mit meiner Voltic-Plastik-Waermeflasche im Ruecken und schreibe blog, damit ich gemeinsam mit Euch darueber lachen kann.

Kulturuebergreifende Vorlieben in Geich und Bolga

Samstag hab ich mit Douglas in Bolga telefoniert. Er ist jetzt aus dem Haus seiner Eltern ausgezogen (ins Nachbarhaus) und hat, wie besprochen, zwei meiner wunderschoenen Sofas entwendet. Wie haette Ommaausgeich das nur ertragen, dass die Schwatten und sie selbst die gleichen Sofas schoen finden? Wo sie ja schon mit den fiesen Schottlaendern so ihre Probleme hatte…

Er hat versprochen, dafuer zu sorgen, dass das mit den Staubstuermen ein Ende hat, bevor ich naechste Woche komme. “Ich habe schon mal ein Kommittee gegruendet”, sagt er. Ausserdem laed er mich in sein neues Haus ein und verspricht, etwas fuer mich zu kochen, was ich total lecker finde. Bin ich irgendwie zynisch, oder einfach nur verzogen, wenn ich die Abschaffung der Staubstuerme fuer wahrscheinlicher halte? (NEIN DANKE, DAS IST EINE REIN RETHORISCHE FRAGE, BITTE NICHT BEANTWORTEN, ICH WEISS DAS DOCH SELBST!)

Unser Rasenmaeher ist tot

Die Geschichte fing mal wieder ganz harmlos an. Daniel, mein Gaertner-und-so-weiter in Accra sagt: “Madam, soll ich nicht bald mal wieder den Rasenmaeher bestellen?”
Und ich sag: “Gute Idee, das sieht ja schon aus wie ein Dschungel hier!”
Er lacht und sagt: “Der alte Rasenmaeher, der sonst immer kam, ist ja jetzt tot.”
Ich: “Ach”
Er: “Ja”
Ich: “Ach so”
Er: “Ja, kurz vor Weihnachten hat sein Master ihn irgendwo hin gerufen, da war er also nachts auf der Landstrasse unterwegs, dann haben die Leute ihn fuer einen Strassenraeuber gehalten und totgeschlagen. Morgens fand man ihn im Strassengraben.”
Ich: “Tsss”
Er: “Der war naemlich aus dem Norden. Und jeder mochte ihn, weil er immer ueberall gearbeitet hat. Vier Kinder hatte er auch. Und dann grad so vor Weihnachten. Jetzt ist er tot. An dem Abend, bevor aus dem Haus ging, hat er noch gesagt: Ich geh jetzt zu Jesus. Und alle dachten, der geht beten.”

Freitag, Januar 12, 2007

Status allein bringt's nicht

 
Ist das nicht eigenartig, wie grade die Banken immer so werben wollen, als ging's bei ihnen gar nicht um's Geld. Und uns dadurch nebenbei tatsaechlich an wichtige Dinge erinnern. Posted by Picasa

Donnerstag, Januar 11, 2007

Auf der anderen Seite des Flusses

ist das Gras immer gruener, wie die Englaender in ihrer unschlagbaren Weisheit erkannt haben. Wenn ich im grauen regnerischen Deutschland sitze, schau ich mir auf Fotos an, wie die Sonne in den Blaettern meines Gartens funkelt und erinner mich an Momente des absolutens Gluecks, das einfach nur daraus bestand, auf der Veranda zu sitzen und den Tropen dabei zuzusehn, tropisch zu sein. Jaja.

Dann komm ich hier an und Hamatan! Das heisst zwar uebersetzt Staubsturm aber der Sturm ist so langsam wie unsere schoene Sekretaerin auf ihren Stoeckelschuehchen. Also: Irgendwann gabs in der Saharah nen Sturm, der hat ganz viel Staub mitgenommen und sich in Ghana zur Ruhe gesetzt. In absoluter Windstille ist die Luft gesaettigt mit feinstem Staub. Er legt sich auf die Blaetter (Pustekuchen zum Thema Funkeln), die Haare, die Lunge und das Gras hat schon lange aufgehoert, gruener zu sein. Jetzt bin ich also wieder in meinem Afrikanischen zu Hause und kann vom grueneren Gras des europaeischen Fruehlings traeumen...

Wie ein Handy in der Steckdose

tanke ich Heimat. Das bedeutet zum Beispiel, faul auf dem Sofa der Eltern liegen und schlechte Romane lesen oder Tatort gucken. Schlechte Romane? Romane fuer die es sich nicht lohnt, mit Uebergepaeck nach Ghana zu fliegen. Oder nach dem Mittagsschlaefchen des Vaters den ritualisierten Nescafe trinke. Als haette ich in Ghana nicht wirklich genug von Nescafe und Sehnsucht nach echtem Kaffee.

Oder: an einem useligen windigen Neujahrstag mit den Eltern „feinbuergerlich“ (so nennt man das wohl) aber mit Gutscheinheft in der Eifel zu Mittag essen, danach durch den Hagel zur Ordensburg Vogelsang fahren, uns in eine Fuehrung ueber die Nazi-Elitenschmiede einschmuggeln und schliesslich bis auf die Knochen durchgefroren Tante und Onkel ueberfallen und denen den Stollen wegfressen. Durch die Eifel fahren und die Wirklichkeit mit den Beschreibungen der Eifelkrimis vergleichen, die mir in Ghana durch arge Tage helfen.

Oder in Koeln bis zur Erschoepfung durch H&M taumeln und alles alles ist nicht bunt genug fuer Ghana. Und schliesslich eine Fuehrung durch das Stammhaus von 4711 machen, bei der die belgische Fuehrerin fast in Traenen ausbricht, als sie uns von der Erleichterung darueber erzaehlt, dass Procter & Gamble diesen Unternehmensteil wieder abgestossen und eine Deutsche Firma 4711 gekauft hat. Haette ich eins von Ommas Spitzentaschentuechlein dabei, koennte ich es im Parfoemm-Springbrunnen mit lieblichem Duft traenken. Das ist Exotik! Das ist Abenteuer! Das ist Heimattourismus!

P.s.: Heimatraetsel:„Da wor dann wirklisch Matthaeus am Letzten“ und „De sees uss we’n Jeess vuerm Knee“! Ich weiss zwar, wie das wortwoertlich uebersetzt wird („Da war dann wirklich Matthaeus am Letzten“ und „Du siehst aus wie eine Geisse vor dem Knie“) und was das bedeutet („Das war echt knapp, die letzte Moeglichkeit“ und „Du siehst verdammt schlecht aus“), aber warum?

Mittwoch, Januar 10, 2007

Vorsprung durch Technik

 
Dass die Amis uns technisch ueberlegen sind, liegt doch nur daran, dass sie sich anderswo Hilfe suchen: "Ausserirdische haben meinen Tofu mutiert!" Posted by Picasa