Dienstag, Mai 24, 2005

Viel Weiber

Eva in Ghana
Mein Assistent sagt, bei der Organisation der Vielweiberei kommt es darauf an, woran der Mann glaubt. Muslime koennen bis zu vier Frauen haben, aber fuer die Frauenhaltung gibt es feste Regeln. Die drei wichtigsten:
- Eine neue Frau kommt nur ins Haus, wenn die alte zustimmt.
- Nur der darf sich eine weitere Frau nehmen, der sie sich auch leisten kann
- Der Mann muss all seinen Frauen das Gleiche geben, gleiche Liebe, gleiche Geschenke

Selbst wenn er meint, dass nicht alle diese Regeln einhalten, ist die Position der Frauen mit Regeln staerker als im traditionellen setting also bei Leuten, die traditionellen afrikanischen Religionen anhaengen. Hier duerfen die Maenner duerfen so viele Frauen haben, wie sie Brautpreise zahlen koennen. Und vor der Regenzeit hoert man Maenner traeumen: Wenn die Ernte gut wird, leiste ich mir entweder ein Motorad oder noch ne Frau (dann hat’s schlecht geregnet und es gab nicht mal ein Fahrrad...). Die alten Frauen duerfen nicht mitbestimmen, ob sie noch eine wollen und es gibt keine Regeln darueber, allen gleich zu geben. Dann gibt es noch die Christen. Wenn die mehr als eine Frau heiraten gehen sie von da an meist nicht mehr in die Kirche. Oder nur noch in eine Kirche, die weit genug von zu Hause weg ist oder in der grossen Stadt, so dass keiner von ihrer Suende weiss. Dass Gott, der da doch eigentlich die Hauptrolle spielt, auch in der grossen Stadt jedes seiner Schafe gezaehlt hat und keines uebersieht, ist anscheinend nicht so wichtig...

Das Verhaeltnis zwischen erster und zweiter Frau haengt natuerlich stark davon ab, was das fuer Leute sind und wie der Mann, der Macht verteilen kann, sich verhaelt. In der traditionellen Beziehung gibt es einmal die Norm, dass die alte Frau bei Entscheidungen fuer den Haushalt das letzte Wort und die groessere Autoritaet hat. Aber es ist auch haeufig, dass die kleine Frau beim Mann mehr Einfluss hat. „Wenn Du was erreichen willst, musst Du ueber die kleine Frau gehn“. Sie ist schliesslich das neue Spielzeug und bekommt deshalb mehr Aufmerksamkeit, Liebe, Geschenke. Eine Ausnahme ist, wenn der Mann gar keine zweite Frau haben wollte, aber die Familie ihn nochmal verheiratet hat, weil er zum Beispiel ein lokaler Wuerdentraeger ist und deshalb mehr als eine Frau von ihm erwartet wird. Es kommt durchaus vor, dass der Mann gleichzeitig mit allen seinen Frauen Kinder macht, in anderen Beziehungen kommen die Frauen eher nacheinander, man sucht sich eine Frische, nachdem man die Alte aufgebraucht hat. Dass es gleichzeitige Kinder gibt, sei vor allem bei Muslimen ueblich, denn: Jede Frau bekommt das Gleiche.

Wenn ein Mann von seiner ersten Frau die Nase voll hat und sie nicht mit der naechsten Heirat einverstanden ist, kann er fuer die zweite Frau ein Apartment mieten (das gilt wohl eher fuer die staedtische Lebensform) und wird dann meistens dort zu finden sein und nicht in seinem alten Haus. Wenn er aber die alte Frau aus dem Haus schmeisst, bekommt er Aerger, das ist gesellschaftlich nicht angesehn. Wenn eine Frau aus dem Haus gejagt wird, weil sie sich nicht ordentlich benommen hat, oder auch wenn sie selbst weglaeuft, dann gibt es zwei Alternativen: Zurueck zu den Eltern (wenn die noch leben) oder in die grosse Stadt, in ein ungewisses Schicksal ohne familiaere Unterstuetzung.

Eine weitere Art, unerwartet an eine weitere Frau zu kommen, ist das Frauengeschenk: Eine Familie schenkt dem Mann einer anderen Familie eine der Toechter. Das passiert zum Beispiel zwischen Schwiegerfamilien. Der Mann hat schon einer Frau (=Arbeitskraft) aus der anderen Familie weggeheiratet. Deshalb ist seine eigene Familie verpflichtet, der Familie der Frau immer viel Unterstuetzung zu geben. Vor allem bei Beerdigungen wird von den Schwiegerfamilien erwartet, dass sie den Hauptteil der Kosten tragen. Und wenn sich einer dabei besonders gut und grosszuegig zeigt, dann moechte man die Bande mit dieser Familie staerken und bietet dem Mann eine weitere Tochter an. Heutzutage wird die Frau dann meist aus Hoeflichkeit, und um das Geschenk formal anzunehmen, fuer ein paar Tage aufgenommen und dann unberuehrt wieder nach Hause geschickt. Aber Kollegin M hat einen ueber 70jaehrigen Nachbarn im Dorf, der die 22jaehrige, die ihm vor kurzem geschenkt wurde, dankend angenommen und flugs zwei Kinder gezeugt hat.

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