Samstag, Mai 07, 2005

Expats

Dies Wort hab ich erst gelernt, seit ich mehr mit Leuten zu tun hab, die in Afrika arbeiten. Kurzform von Expatriate und das ist einer, der nicht in seiner Heimat lebt. Wenn man in Afrika ist, ist das aber nicht der Gastarbeiter aus dem Nachbarland und auch nicht der Fluechtling aus der Krisenregion. Der Expat tritt normalerweise gruppenweise auf, bildet eine sogenannte Expat Community, am staerksten ausgepraegt in der jeweiligen Hauptstadt und am wohlsten fuehlt er sich in seinem angestammten Habitat... also in der coolen Sushi-Bar und dem englischen Pub, wo Fussballflaggen von der Decke haengen und man sich Donnerstags zum Pub Quizz trifft. Hier isst und trinkt und feiert man wie zu Hause und (leider oder gluecklicherweise?) ist das Bier so teuer, dass kaum ein Local so bescheuert waere, hier trinken zu wollen. Der Expat kann sich das locker leisten, da er als Experte im Entwicklungsbusiness oder als Manager von Shering Westafrika genug verdient, um wie ein Koenig zu leben und trotzdem noch zu sparen.

Ihr habt es vermutlich erkannt. Ich bin ein Expat.

Und kann dagegen so wenig unternehmen, wie der Rucksacktourist, der auf die boesen Touristen schimpft und sich fuer was besseres haelt, weil der weniger Geld im Land laesst. Also esse ich den Parmesan mit Genuss und Dankbarkeit und ich geb’s zu, ich hab mich bei der Quizznight sogar ein wenig amuesiert. Aber nur ein wenig, etwa so viel, wie ich mich bei der gleichen Beschaeftigung in England amuesiert haette... Aber gleichzeitig bin ich froh, dass ich jetzt wieder zu Hause in Bolga bin, wo ich Afrika nicht entkommen kann, denn das passiert einem in der Hauptstadt so leicht und unbemerkt, dass man sich von einer europaeischen Insel zur naechsten hangelt. Andererseits, und da seht Ihr, wie schwach ich bin, moechte ich auch nicht mit Kollegin M tauschen und bei einer Familie auf dem Dorf leben. Da kann man nun Afrika so wenig entkommen, dass es mich auf die Dauer wohl doch nervoes machen wuerde

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