Donnerstag, Januar 27, 2005

Sex

Wenn ich dazu komme, werde ich heute ueber Sex in Amerika schreiben.

Hahahahaha. Sehr interessant, wer alles nachgefragt hat, wann denn endlich Sex in Amerika kommt (viele Leute hier fragen sich das glaub ich auch....). Uebers Wochenende waren wir in New York und als wir gestern Nacht zurueckkamen, stand das Gaeste-WC unter Wasser, weil irgendwas... naja eben weil irgendwo Wasser rauskam, wo es nicht rauskommen sollte. Bin ich ein Klemptner? Nein, gestern abend habe ich diesen Verdacht endgueltig ausraeumen koennen. Jedenfalls, weil grade der Klemptner da ist und ich deshalb noch nicht im Buero, habe ich einen Moment Zeit ueber keinen Sex in Amerika zu schreiben.

Aus mehreren Gruenden ist das die einzig angemessene Moeglichkeit fuer mich, mit diesem Thema umzugehen. Zuersteinmal und am wichtigsten: Ich bin eine ehrenhafte Frau (ha!) und keine Hure, also rede ich nicht ueber Sex und denke nicht an Sex und wasche mir meinen Mund dreimal taeglich mit Kernseife. Das wichtigste, was eine Frau egal welchen Alters beachten muss um sowohl respektabel als auch attraktiv zu sein: Sex kommt in ihrem Leben offiziell nicht vor. Der andere Grund, warum ich nur ueber keinen Sex schreiben kann, ist dass Sex auch ansonsten offiziell nicht vorkommt oder zumindest eine schlimme Suende ist, die ausgerottet gehoert.

Einiges zu diesem Thema lerne ich von meinen nicht-amerikanischen Kollegen, die auf Partnersuche sind. Anderes von den Erziehungsplakaten in U-Bahn und Bus. Die Kollegen erzaehlen von den unglaublich buerokratischen Dating-Zeremonien, deren zentrales Ziel es ist, Heiratskandidaten zu sortieren, die guten ins Toepfchen, die schlechten ins Kroepfchen. Man geht nicht einfach mit Leuten aus und amuesiert sich und ueberlaesst es Amor , nach Gutduenken ab und an seine Pfeile zu verschiessen. Sondern man hat ein Date mit einem potentiellen Kandidaten und statt seinen Spass zu haben veranstaltet man eine Art Vorstellungsgespraech, bei dem er die ganze Zeit zeigen muss, wie reich und erfolgreich er ist und sie, was fuer ein unschuldiges Haeschen sie ist.

Plakate im Bus: Schwarzweiss-Foto einer sehr ernst schauenden jungen Schwarzen. Slogan: Just because you did, doesn't mean I have to (Dass Ihr es getan habt heisst noch lange nicht, dass ich es auch tun muss). Dann ein langer anklagender Text, dessen Quintessenz ist, dass ihre Eltern in den wilden Sechzigern Sex hatten und sie jetzt quasi unter Druck setzen, ihrem Vorbild zu folgen, wo sie doch viel lieber Jungfrau bliebe, statt ihr Leben zu ruinieren (Aha.). Fuer Maenner gibt es den ebenfalls ernsten schwarzen jungen Mann. Slogan: Give me hope. Not a condom. (Gebt mir Hoffnung. Nicht ein Kondom). Und einen Text in aehnlichem Tonfall.

Regina erzaehlt von einer Talkshow, bei der diskutiert wurde, ob man denn nach Oral-Sex noch Jungfrau ist und ob das schlechte Vorbild Clintons diese schreckliche Entwicklung zu mehr Oral-Sex unter Jugendlichen verstaerkt hat. Prostitution ist verboten. Menschen, die im oeffentlichen Leben stehen (und das tut in Washington fast jeder) koennen ihre Karriere vergessen, wenn sie sich scheiden lassen. Das hat zur Folge, dass die Lokalzeitung voll ist von Anzeigen, in denen MWM (married white man - verheirateter weisser Mann) nach geheimer LTR (long term relationship - Langzeitbeziehung) sucht. Oder Frauen, die nach mutually benefitial relationship (wechselseitig lohnender Beziehung, also: Du kriegst Sex, ich krieg Geld) mit MWM suchen. Es ist wunderbar, zu beobachten, wie Verbote Menschen moralisch bessern.

Keine Kommentare: