Donnerstag, April 06, 2006

Worte sind Schall und Rauch

Seit einem Jahr suche ich nach Worten, die Lehm und Wasser sind, damit meine Kollegen in Deutschland und Amerika verstehen, wie kleine und grosse Daemme, Wasserpumpen und Weltwassertagsfeiern in Bolgatanga und Umgebung aussehen.

Jetzt hab ich’s endlich eingesehen (s.o. Rauch und so) und eine Bildergalerie ins Internet gesetzt, damit sie nachgucken koennen. Da ich als evainghana nicht ueber meine Arbeit schreibe, wisst Ihr auch nicht, wie Daemme usw. funktionnieren. Also seid Ihr herzlich eingeladen, auf http://wateringhana.blogspot.com einen Blick darauf zu werfen.

Auf dieser Seite hingegen werde ich weiterhin Sachen erzaehlen, die nichts mit meiner Arbeit zu tun haben. Zum Beispiel von der Waisenmaedchenschule, die von anglikanischen Ex-Nonnen geleitet wird und wo Aids-Waisen, die es in keiner Schule schaffen wuerden, naehen und kochen lernen. Damit sollen sie danach in der Lage sein, sich ein kleines eigenes Einkommen zu verschaffen.

Meine kanadische Mitbewohnerin hat da drei Monate als Naehlehrerin gearbeitet und dadurch ein ganz anderes Bild von Bolga bekommen, als ich mit meinen Beamten-Kollegen und Bauunternehmer-Freunden. Gestern erzaehlte sie von zwei Maedchen, mit denen sie sich angefreundet hat, die letztes Jahr da zur Schule gegangen sind. Nun haben die Ex-Nonnen sie gewarnt: Das sind schwierige Maedchen und ausserdem Diebe. Immer, wenn wir Kochunterricht hatten, haben sie danach alles aufgegessen, statt es auf der Strasse zu verkaufen, um einen kleinen Profit zu machen. Und einmal haben wir sie im Schrank sitzend gefunden. Da hatten sie Mehl geklaut, dass sie sich haendeweise in den Mund stopften.

Die meisten Maedchen in dieser Schule kommen vom Dorf. Nach dem Tod der Eltern an Aids werden sie aus dem Dorf gejagt, denn diesen 13, 14, 15jaehrigen Maedchen haengt nun der Ruf an, ihre eigenen Eltern verhext oder vergiftet zu haben. Viele von ihnen sind selbst infiziert. Einige haben kleine Kinder. Die Ghanaischen Lehrerinnen duerfen nicht wissen, dass sie Aids-Waisen sind, sonst wuerden sie sich weigern, weiter zu unterrichten. Die eine Mehldiebin hat noch Familie in Bolga, ihre Mutter und eine Schwester, beide sind geistig zurueckgeblieben und arbeiten auf dem Markt in Bolga als Huren.

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