Dies ist nicht der Titel eines neuen Hollywood Films. Sondern ein Weihnachtserlebnisbericht. Beim familiaeren Feiern habe ich einem meiner Onkel gestanden, dass ich dieses Jahr viel ueber ihn geredet und an ihn gedacht habe. Er war gelinde gesagt verwundert, denn sicherlich hatte er weder an mich gedacht noch ueber mich geredet.
Wenn ich mich mit Ghanaern ueber die Verpflichtungen innerhalb der Familie unterhalte, versuche ich immer, ihnen den Schock meines Onkels zu beschreiben, wenn ich jemals zu ihm kommen wuerde und sagen: „Lieber Onkel, ich habe kein Geld und keinen Job, bitte, hilf mir.“ Und wie ueberrascht waere er erst, wenn ich dann in sein Haus einziehen und an seinem Tisch essen und auf meinen Job warten wuerde. Dabei wuerde ich dafuer ja durchaus regelmaessig seinen Hof kehren und seine Grosszuegigkeit lobpreisen.
Meine Ghanaer schauen mich mit grossen Augen an und fragen: „Aber wofuer hat man denn eine Familie, wenn man sich nicht gegenseitig hilft?!“
Eigentlich haben sie ja recht, und ich hab keine Ahnung, was ich mache, wenn dieser Job vorbei ist. Deshalb hab ich meinen Onkel auf der Weihnachtsfeier beiseite genommen und ihm von meiner kulturellen Anpassung an Ghanaische Sitten berichtet, um ihn schonmal darauf vorzubereiten, dass ich in einem Jahr vor seiner Tuer stehen werde mit einem sehr ghanaischen Gruss: „Lieber Onkel usw s.o.“ Ach ja, viele meiner ghanaischen Freunde haben mir geholfen, als gehoerten sie zur Familie. Also werden sie neben mir stehn, sich freuen, die weiteren Familienkreise kennenzulernen und sagen: „Dear Uncle, etc. see above...“
Wird mein Onkel sich nun einen scharfen Dobermann und eine Geheimnummer fuers Telefon zulegen?
Freitag, Dezember 29, 2006
Donnerstag, Dezember 21, 2006
Herz: Ungebrochen - Bilanz: Positiv
Auf dem Flughafen in Washington setzte sich ein Mann neben mich, fing an, mir absurde Komplimente zu machen (Sollte ich jemals einen Kurs zum Thema "Erfolgreich flirten fuer Deppen" anbieten, wird die erste Lektion sein: Wenn Du eine Frau unbedingt mit einer Schauspielerin vergleichen musst, waehle eine, die die gleiche Haar- und Augenfarbe hat und zumindest minimale Aehnlichkeit. Aber natuerlich werde ich den Kurs nicht anbieten, denn wie sollten wir dann die Deppen von den Netten unterscheiden?). Ich beschloss, dass auch absurde Komplimente spannender sind als CNN gucken und fing an, mich mit ihm zu unterhalten: Irisch-staemmiger katholischer liberaler (also gegen Bush) Jurist mit fuenf Toechtern in Virginia und offensichtlichem Frauenproblem.
Er fragte mich tausend Fragen zu meiner Arbeit in Ghana - konnte die Antworten aber nicht wirklich verstehen, da er sie immer mit einer neuen Frage unterbrach, bevor ich ueberhaupt angefangen hatte, meinen ersten Satz zu beenden... Als wir im Flugzeug nicht nebeneinander sassen, brach mir nicht das Herz.
Beim Umsteigen in Detroit ging ich auf dem Laufband an ihm vorbei, er stand neben einer blonden jungen Frau und ich hoerte: "Du siehst ja aus wie..." Als ich vorbei gegangen war, drehte ich mich um und grinste im Weitergehn. "Hey! Girl! Stop! Hey!" rief er mir hinterher und fing an zu laufen. Die Neugier ist immer staerker. Als fast alles. Also wartete ich. Als er wieder zu Atem gekommen war, keuchte er: "Ich will Geld fuer Afrika geben (Hechel hechel...). Du musst mir sagen, wohin. Dann sammel ich bei meinen Juristen-Freunden und wir schicken das Geld dahin, wo Du sagst." (Ok, denk ich, hier ist meine Konto-Nummer, ich werde die Ghanaische (Gast-)Wirtschaft schon ankurbeln! Harharhar...) Gesagt hab ich: Super. Gib mir Deine Adresse, ich ueberleg mir was.
Mein Freund John, der in Ghana Öko-Tourismus zur Bereicherung der armen Landbevoelkerung organisiert, war baff. Und hatte gleich ein paar Vorschlaege, wie wir unserem neuen irischen Freund helfen koennten, den Druck in seinem Portmonaie zu entspannen. Ob der tatsaechlich was gibt? Wir werden sehn und ich werde berichten.
Er fragte mich tausend Fragen zu meiner Arbeit in Ghana - konnte die Antworten aber nicht wirklich verstehen, da er sie immer mit einer neuen Frage unterbrach, bevor ich ueberhaupt angefangen hatte, meinen ersten Satz zu beenden... Als wir im Flugzeug nicht nebeneinander sassen, brach mir nicht das Herz.
Beim Umsteigen in Detroit ging ich auf dem Laufband an ihm vorbei, er stand neben einer blonden jungen Frau und ich hoerte: "Du siehst ja aus wie..." Als ich vorbei gegangen war, drehte ich mich um und grinste im Weitergehn. "Hey! Girl! Stop! Hey!" rief er mir hinterher und fing an zu laufen. Die Neugier ist immer staerker. Als fast alles. Also wartete ich. Als er wieder zu Atem gekommen war, keuchte er: "Ich will Geld fuer Afrika geben (Hechel hechel...). Du musst mir sagen, wohin. Dann sammel ich bei meinen Juristen-Freunden und wir schicken das Geld dahin, wo Du sagst." (Ok, denk ich, hier ist meine Konto-Nummer, ich werde die Ghanaische (Gast-)Wirtschaft schon ankurbeln! Harharhar...) Gesagt hab ich: Super. Gib mir Deine Adresse, ich ueberleg mir was.
Mein Freund John, der in Ghana Öko-Tourismus zur Bereicherung der armen Landbevoelkerung organisiert, war baff. Und hatte gleich ein paar Vorschlaege, wie wir unserem neuen irischen Freund helfen koennten, den Druck in seinem Portmonaie zu entspannen. Ob der tatsaechlich was gibt? Wir werden sehn und ich werde berichten.
Samstag, Dezember 16, 2006
Man ist so alt wie man sich anfuehlt
... sagte mein schwuler Bankberater in Bochum mal.
Gestern bin ich mit einem Kollegen aus Florenz essen gegangen (Nein, ich habe nicht rausgefunden, wie alt der sich anfuehlt, hier geht es nur um das gefuehlte Alter von Gebaeuden, danke der Nachfrage). Auf dem Weg hab ich ihm diese und jene Sehenswuerdigkeit gezeigt. Schliesslich kamen wir an dem aeltesten Haus Washingtons vorbei. Er guckte beeindruckt auf die kleine steinerne Huette. Dann auf das Schild daneben. Dann konnte er sich vor Lachen kaum noch halten: Erbaut 1765. Erklaer mal einem Italiener, warum so ein Neubau ueberhaupt ein Schild braucht. Aber man soll ja nicht ueber Behinderte lachen – auch nicht ueber Geschichtsamputierte.
Gestern bin ich mit einem Kollegen aus Florenz essen gegangen (Nein, ich habe nicht rausgefunden, wie alt der sich anfuehlt, hier geht es nur um das gefuehlte Alter von Gebaeuden, danke der Nachfrage). Auf dem Weg hab ich ihm diese und jene Sehenswuerdigkeit gezeigt. Schliesslich kamen wir an dem aeltesten Haus Washingtons vorbei. Er guckte beeindruckt auf die kleine steinerne Huette. Dann auf das Schild daneben. Dann konnte er sich vor Lachen kaum noch halten: Erbaut 1765. Erklaer mal einem Italiener, warum so ein Neubau ueberhaupt ein Schild braucht. Aber man soll ja nicht ueber Behinderte lachen – auch nicht ueber Geschichtsamputierte.
Dienstag, Dezember 12, 2006
Auf vielfachen Wunsch
Montag, Dezember 11, 2006
Gesichtslegastheniker
Was ich mit meiner Mutter gemein habe, ist dass wir so gerne Geschichten erzaehlen, bei denen alle ueber uns lachen koennen (und danach denken wir: „Mist! Hab ich das jetzt laut gesagt?“). Ein weiteres Leiden, das meine Mutter zu ihrem grossen Glueck nicht hat, ist Gesichtslegasthenie. Es gibt da einen richtigen wissenschaftlichen Namen fuer, den ich mir aber nicht merken kann, letztendlich ist es ganz einfach: Leute wie ich koennen Gesichter nicht auseinanderhalten. Statt dessen merken wir uns Pullover oder Frisuren oder Stimmen oder die Ausstrahlung von Personen, damit die’s nicht merken und beleidigt sind. Wir gruessen jeden freundlich, der in unsere Richtung schaut und wenn jemand darauf reagiert, wissen wir: Wir kennen uns... vermutlich... Deshalb arbeite ich so gerne in Afrika, die Armen haben meistens nur ein T-Shirt, das ist ein einfaches Erkennungssystem. Ausserdem kann ich mir einen Assistenten leisten, der mir die Gespraechspartner dezent immer wieder vorstellt. Heute morgen kam ich nun zu unserer Jahreshauptversammlung und am Eingang stand ein Mann, dessen Gesicht mir irgendwie bekannt vorkam. Ich gruesste, er gruesste und ich dachte: Ok, wir kennen uns also... Nach ein paar Minuten fiel mir auch ein, woher: Er ist der Direktor meiner Organisation (und sobald ich diesen Blog ins Internet gestellt habe, werde ich natuerlich denken: Ups, hab ich das jetzt laut gesagt?).
Montag, Dezember 04, 2006
Afrika im Kino
Gestern hab ich mir ganz oft die Augen zugehalten – und dabei meistens doch zwischen den Fingern durch gespinst. Es dauert wahrscheinlich noch, bis er in die Deutschen Kinos kommt. Aber wenn es Euch nichts ausmacht, dass Ihr danach Albtraeume habt, ist „The last King of Scotland“ ein toller Film. Es geht um Idi Amin, den aeusserst unangenehmen Diktator aus Uganda (oder wuerdet Ihr das nicht fuer unangenehm halten, wenn jemand um die 300 000 seiner Landsleute umbringen laesst?) und seinen naiven jungen Schottischen Arzt, der sich in den fiesen Tentakeln der Macht verfaengt. Mit "jenseits von Afrika"-Romantik hat der Film nichts gemein... Passend dazu sah ich gestern im Buchladen einen Bildband zum Thema: „Inneneinrichtungen grosser Diktatoren“ und war mir nicht sicher, ob das nun ein sehr interessantes und politisches Buch ist oder eine ausnehmende Geschmacklosigkeit.
Freitag, Dezember 01, 2006
Arbeit, Essen, Schlafen interkulturell
In Laos hab ich mich mit einem Englaender unterhalten, der in China Fabriken fuer IKEA aufbaut. Er meinte: „Die Chinesen sind schon ein komisches Volk. Das ganze Leben in der Grossstadt besteht nur aus Arbeiten, Essen, Schlafen. Es gibt keine Freizeit- oder Kulturangebote, weil dafuer sowieso keiner Zeit hat.“ Das hab ich gestern meiner Chinesischen Kollegin Yan erzaehlt. Die schaute mich ein wenig verwirrt an und meinte: „Du beschreibst das Leben der Amerikaner. Hier arbeiten, essen, schlafen wir und es gibt keine Freizeitangebote. Zu Hause haben wir vielleicht einen ungesunden Lebensstil aber so viel Spass. Ausgehn heisst doch bei den Amerikanern, dass man sich nach der Arbeit zur Happy Hour trifft, da trinkt man ein Glas Wein und redet. Die muessen ja immer reden reden reden. Wenn der Wein ausgetrunken ist, geht man nach Hause und hat noch nicht mal was gegessen und um neun Uhr liegt man im Bett, damit man am naechsten Morgen frisch zur Arbeit gehen kann. In China dagegen, wenn wir ausgehn, meinen wir das auch so. Zuerst gehen wir in ein Restaurant, wo wir zu Abend essen und trinken. Dann gehen wir tanzen, dann in die Karaoke Bar. So gegen Mitternacht essen wir in den Nachtrestaurants, die auf der Strasse wunderbares Essen verkaufen und um drei Uhr morgens fallen wir erschoepft ins Bett – um am naechsten Tag verkatert zur Arbeit zu erscheinen. Dein englischer Freund sieht das alles nicht, weil er Auslaender ist.“
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