Donnerstag, März 17, 2011

Ja wo simma denn hier, ja wo sind wir denn hier?

Gestern hab ich mit Bekannten zu Mittag gegessen, irgendwie driftete die Unterhaltung in Richtung Schulen, und ich fuehlte mich ploetzlich ganz Auslaender. Es ging um die ganzen Schwierigkeiten, den Aufwand und die Zeit, die darein fliessen, den besten Kindergartenplatz zu kriegen, damit die Kinder danach in die beste Grundschule kommen. Als eine Frau von der Freundin erzaehlte, die ihr Haus in einem bestimmten Stadtviertel gekauft hat, in der Hoffnung, dass ihre dreijaehrige Tochter dann in dem Kindergarten in diesem Viertel bessere Chancen hat, drehte sich nun die ganze Debatte darum, ob das nun tatsaechlich ihre Chancen erhoeht, oder ob dieser Kindergarten sich ganz auf das Lotterieverfahren verlaesst.

Waehrend ich da sass und dachte, wir sollten lieber darueber reden, ob wir nicht ein bisschen durchgeknallt sind...

Ich bin noch unentschlossen, ob ich nun denken soll, dass diese ueberehrgeizigen Eltern nen Schaden haben, wenn sie denken der richtige Kindergarten entscheidet, ob ihr Kind im Leben erfolgreich ist. Oder ob ich eher fuerchten muss, dass das System kaputt ist und die Kindergaerten und Grundschulen, die nicht in die engere Wahl meiner Freunde kommen, so grauenhaft schlecht sind, dass ich in einem Jahr ploetzlich auch bereit bin, nach Posemuckel zu ziehn, wenn der Kindergarten da gut ist.

In so Momenten muss ich mich dann immer zurueckhalten, nicht ganz grundsaetzlich zu werden und europaeische Glaubenssaetze zu predigen, wie z.B. Steuern sind gut (obwohl sie keiner zahlen will), weil sie dem Staat ermoeglichen, so Institutionen wie Kindergaerten und Grundschulen fuer alle gleichermassen zu finanzieren. Oder: Wenn jeder eine Waffe haben darf, ist es kein Wunder, wenn die Jungs sie mit zur Schule nehmen.

Montag, März 14, 2011

Der gerettete Igel rettet uns

Ist das nicht komisch, wenn mir jemand eine Geschichte zweimal erzaehlt, rolle ich (innerlich) die Augen und denke: "Das schon wieder!" Als Kind dagegen hatte ich Geschichten, die wollte ich immer wieder hoeren, und die mussten immer wieder genau gleich erzaehlt werden. Ich kriegte einfach nie genug von der Geschichte, wie mein Papa sich mit seinem Taschenmesser aus dem Sack von Knecht Ruprecht befreite (ehrlich gesagt, ich wuerde sie auch jetzt gerne nochmal hoeren, aber das ist eine andere Geschichte...) oder wie meine Mama einen Klassenkameraden am Stuhl festgeklebt hat.

Sarah faengt langsam an, eine Vorliebe fuer bestimmte Geschichten zu entwickeln und ihre momentane Lieblingsgeschichte ist "Wie Mama den Igel rettete". Das ist eine sehr kurze Geschichte, in der nicht viel mehr vorkommt, als dass ich dicke Handschuhe anziehe und einen Igel aus dem Garten einer Freundin meiner Mutter in den Park trage. Aber wenn es Sarah nicht gut geht, zum Beispiel letzte Nacht, als sie ohne offensichtlichen Grund schreiend aufwachte und nicht mehr einschlafen konnte, da nehm ich sie auf den Schoss, zeige auf den Igel auf ihrer Bettdecke, frage sie: "Soll ich Dir nochmal erzaehlen, wie ich den Igel aus Lollos Garten gerettet hab." Und sie sagt mit einer kleinen vertrauensvollen Stimme "Ja." und dann ist fuer ein paar Minuten alles gut, und das Einzige was zaehlt, ist wie man einen Igel hochhebt, ohne gestochen zu werden und wie schnell sein kleines Herzchen schlaegt.