Donnerstag, Dezember 31, 2009

Also, niemand kotzt so ungern wie ich...

Klar, ich hab noch selten jemanden getroffen, der sich gerne uebergibt, aber glaubt mir, so ungern wie ich, kotzt niemand. Dieser ganze Quatsch von wegen: "Dann hat man's wenigstens hinter sich und ist es los..." bleibt mir damit vom Leib, da ist mir lieber tagelang uebel. Ich hab einmal im Leben so viel getrunken, dass ich kotzen musste, da war ich 16 und wollte rausfinden, wieviel reingeht, danach wusste ich, wieviel reingeht und dass ich selbst im betrunkenen Kopf kotzen fies finde. In der Schwangerschaft hab ich mich einmal uebergeben, das hat mir nicht gefallen, hab ich nicht wiederholt.

Gestern abend sass ich deshalb mit Sarah auf dem Arm im Flugzeug und hab ganz langsam im Kopf gezaehlt, alphabetische Listen gemacht und mich darauf konzentriert, meine Fluguebelkeit zu ignorieren. Denn ausser dass ich, sagte ich das schon, kotzen echt nicht leiden kann, konnte ich mir das auch logistisch irgendwie schwierig vorstellen, wie ich Kind und Kotz koordiniere, ohne dass beide sich miteinander mischen. Vorsorglich hatte ich die Brechtuete in der kinderlosen Hand, aber ich wusste, das einzige, was Zukunft hat, ist feine Zurueckhaltung und Minuten zaehlen.

Sarah dagegen sieht das ganz anders. Seit vier Uhr morgens (was sich ja, wegen Zeitverschiebung, bei ihr wie mitten am Tag anfuehlt), hat sie schon viermal in hohem Bogen alles ausgespuckt, was in ihr drin war (ich wusste gar nicht, dass da so viel rein passt), und dann mit gutem Appetit gleich weitergetrunken, nur um ein paar Minuten spaeter das gleiche Schauspiel von vorne zu beginnen.

Das gab mir die Gelegenheit, Heidi auszuprobieren, die Kinderkrankenschwester, die Hausbesuche macht. Wie viel toller, als mit Kotzkind durch die halbe Stadt fahren, dann mit 10 anderen kranken Kindern zwei Stunden im Wartezimmer zu sitzen etc. pp.. Heidi war in ner halben Stunde da, hat abgehoert und -gestastet und ueberall mal reingeguckt und gesagt: Weiter kotzen lassen (vielleicht noch nen Tag), rehydrieren, Windeln zaehlen und hoffen, dass wir von ein oder zwei Wochen Durchfall (die da auch typisch drauf folgen koennen) verschont bleiben.

Und zu mir und meiner Brechweigerung: "Da hat man's wenigstens hinter sich und ist es los..."

Montag, Dezember 28, 2009

Reisen fuer Fortgeschrittene

So, im Lernprozess, den man Eltern sein nennt, ist ja das Reisen ein extra Kapitel. Zum Beispiel: Bestelle im Flugzeug vegetarisch, damit Du Dein Essen vor allen anderen bekommst und nicht der Babyfuss in anderleuts Tellerchen landet, waehrend Du Kind und Kuchen zu baendigen versuchst. Oder: Reise ohne Reissverschluss - denn das erleichtert die einhaendige Toilettenbenutzung mit schreiendem Kind im anderen Arm ungemein. Und nun, neu im Programm: Verschicke alles mit der Post, was Du nicht sofort brauchst, statt Dich mit Gepaeck abzuschleppen. Und, ein alter Klassiker neu belebt: Wenn Du mal wieder so deppert warst, einen Vormittagsflug zu buchen und dann ploetzlich ein vereitelter Anschlag dazu fuehrt, dass Du schon drei Stunden vor Abflug am Flughafen sein musst: Nimm Dir ein Zimmer im Flughafenhotel, statt morgens um vier aufzustehn.

Und dann: Ruhe bewahren, laecheln, Augen auf und durch. Uebermorgen fliegen wir...

Mittwoch, Dezember 23, 2009

Wir sind die Zukunft der 80er

Manchmal komme ich mir vor wie in nem Sience Fiction Film der 80er. Zum Beispiel heute morgen: Sarah, ihr Papa und ich haben zusammen gefruehstueckt. Er sass dabei in Washington in seinem Keller vorm Computer, wir hatten das Laptop auf den Fruehstueckstisch gestellt, und ueber Kamera und Skype hat er sich angeguckt, wie Sarah gegen den Loeffel und mit dem Eigelb kaempfte, wenn er Fratzen schnitt, hat sie gelacht, besonders bei solchen, in denen seine weissen Zaehne im schwarzen Gesicht zu sehen waren und wir haben davon profitiert, dass er, so kurz nach der Rueckkehr, noch immer zwischen den Zeitzonen ist und deshalb um vier Uhr aufwacht, waehrend wir uns nen schoen langsamen Schludermorgen gegoennt haben.

Montag, Dezember 21, 2009

Wenn's so nicht geht, geht's anders

Oder: Vom verborgenen Wert des Hexenschusses.
Diese Geschichte ist lang - aber kurz erzaehlt. Sie besteht aus sehr vielen Naechten mit sehr wenig Schlaf. Seit neun Monaten schlaeft Sarah gerne an der Brust und ungern anderswo ein. Unsere Versuche, ihr anderes beizubringen, waren teilweise halbherzig, oft voll von schlechtem Gewissen gegenueber den Nachbarn und nie von Erfolg gekroent. Vorgestern war klar: Mit diesem Hexenschuss kann ich nicht mit ihr rumhantieren, wie ich das normalerweise machen wuerde. Also, schweren Herzens und ueberzeugt, dass das nicht funktionniert, hab ich der Mutter erlaubt, sie in ihr Bettchen zu legen, und wir haben uns dann beide (Mutter und ich) im Wohnzimmer verschanzt. Sicher, dass nun wieder eine Stunde Geschrei anstuende. Natuerlich gab es Proteste und sie drohte damit Amnesty International anzurufen. Aber in ner Viertelstunde war sie eingeschlafen. Heute, Tag drei der neuen Zeitrechnung, war sie schneller eingeschlafen, als ich den Computer hochfahren konnte, um diese Geschichte aufzuschreiben.

Sonntag, Dezember 20, 2009

Vorsicht, Ausbruch! "Du hast ja sonst nix zu tun" und "Was machst Du denn den ganzen Tag"

Ich gebe zu, ich konnte mir das vorher auch nicht vorstellen. Deshalb kann ich das meinen kinderlosen Freunden und Verwandten gar nicht uebelnehmen.

Und darum hier eine kleine Erklaerung: Baby haben heisst 24 Stunden Bereitschaft. Und davon die meiste Zeit, Tag und Nacht, auch Einsatz. Ja, das ist anstrengend und manchmal auch schrecklich langweilig. Das heisst zum Beispiel (fangen wir mit dem Unwichtigsten an), dass man sich nicht einfach mal betrinken kann - selbst wenn man fuer die Zeit des Ausgehens einen Babysitter hat - denn sobald man nach Hause kommt, ist man wieder im Einsatz. Oder dass man sich nicht einfach einen Hexenschuss leisten kann (wie mein Koerper grade versucht), denn die Tatsache, dass jede Armbewegung wehtut, ist dem Kind doch egal, will trotzdem hin und her getragen und gestillt werden (ein anderes Hindernis fuers Betrinken...). Nein, man kann nicht (wie eine Freundin vermutete) von zu Hause arbeiten, waehrend das Kind schlaeft. Waehrend das Kind schlaeft? Also nachts von 22 bis 24 von 1 bis 4 und von 4:30 bis 6 Uhr? Aeh... nein, da will man ja selber schlafen. Und: Ja, wir geben zu, ins Buero gehn wir zur Entspannung. Das nennt man Arbeiten. Haha. Wenn wir verreisen, packen wir nicht mehr einfach nur die Badehose ein und das kleine Schwesterlein und los geht's. Nein, wir verpassen regelmaessig beinah den Flug, weil alle Vorbereitung einhaendig doppelt so lange und dann noch ne Stunde dauert. Wenn man durch die Sicherheitskontrolle geht, muss man nicht nur Schuhe ausziehn und Computer aus der Tasche holen, sondern auch einhaendig (im anderen Arm ein schreiendes schlagendes Kind) den Kinderwagen auseinandernehmen und auf's Fliessband wuchten, waehrend hinter einem die Geschaeftsleute ungeduldig mit dem Fuss wippen, statt zu helfen. Die gleichen Geschaeftsleute (zu denen ich vor nem Jahr ja auch noch gehoerte), die einen Horror kriegen, wenn sie sehen, dass man mit dem Knatschpott auf dem gleichen Flug ist und wegen derer man die ganze Nacht mit Kinderbespielung verbringt, damit Knatschpott seinem Namen nicht alle Ehre macht. Und wo wir einmal dabei sind: Sein Kind drei Tage die Woche acht Stunden zu einer liebevollen Kinderfrau zu geben, bedeutet nicht, dass man in die Kategorie "Warum kriegt man denn Kinder, wenn man sie dann nie sieht?" faellt. 24 - 8 = 16. Denn selbst an diesen Tagen bin ich 16 Stunden in Bereitschaft und davon mindestens 8 im Einsatz. Entfremdung zwischen Mutter und Kind eher unwahrscheinlich.

Ich beklag mich ja nicht (also, ausser grade in diesem Hexenschussbericht) und liebe meinen Knatschpott abgoettisch, vielen Dank. Aber falls irgendein kinderloser Freund das hier liest und nicht glaubt, ich freu mich immer ueber Angebote zum Babysitten und koennte fuer meine Rueckreise noch einen Reisebegleiter gebrauchen. Zu aller sonstigen Freude muss ich in Atlanta beim Umsteigen auch noch alles eingecheckte Gepaeck entgegennehmen und neu einchecken, sicherheitshalber, damit ich keine Bombe in die USA mitnehme. Da koennte ich eine oder zwei extra Haende gut gebrauchen. So. Jetzt reg ich mich wieder ab und mache gugugu und Sarah grinst breit und zeigt zwei kleine Mausezaehnchen.

Donnerstag, Dezember 17, 2009

Im Westen nix Neues (geschrieben)

Gestern schaute ich meiner Mutter ueber die Schulter, als sie auf diesen blog klickte, und mal wieder nichts Neues las, immer noch "Jetzt geht's los". Dabei haben wir in der Zwischenzeit eine halsbrecherische Jagdt zum Flughafen hingelegt, um unseren Flug zu kriegen, in einer irren Woche in Deutschland Hochzeit und Taufe organisiert (inclusive neuem Lokal, Anzug fuer ihn, Schuhe, Tasche, Haarschmuck fuer mich etc. pp.) und durchgefuehrt und inzwischen ist er wieder zurueck in den USA, wo er sich gestern unser Auto hat klauen lassen und ich fange langsam wieder an, normal zu atmen...

Meine Guete, denke ich, wie viel Zeit ich uebrig hatte, bevor ich ein Kind hatte, da hab ich oft wenig erlebt und viel geschrieben. Inzwischen ist das eher umgekehrt...

Donnerstag, Dezember 03, 2009

Jetzt geht's lohoos!

Den Kuehlschrank leergegessen, 6 Outfits zum Wechseln ins Handgepaeck gestopft (wer moechte schon mitten im Flug mit einem beschissenen Baby rumsitzen und nichts mehr zum Anziehen haben?), das Haus verwuestet und wieder aufgeraeumt, das Hochzeitskleid halbwegs knittersicher verpackt, einen ganzen Koffer mit Geschenkchen fuer die Hochzeitsgaeste vollgepackt, noch schnell den Vermieter ins Haus gelassen, der in unserer Abwesenheit Gitter vor die Fenster montieren lassen will und jetzt geht's tatsaechlich los. Bis gleich in Deutschland.

Mittwoch, Dezember 02, 2009

Pack die Badehose ein...

Naja, die Badehose ist so etwa das Einzige, was wir ohne Probleme zu Hause lassen koennen, wenn wir morgen mit Kind und Kegel nach Deutschland aufbrechen. Vom Hochzeitskleid ueber die Windelwundcreme bis zur Geburtsurkunde muss alles dabei sein, damit wir naechste Woche (NAECHSTE WOCHE????!!!!! AAAAAAHHHHHH!!!!) im heimatlichen Dueren heiraten und Sarah taufen lassen koennen.

In der Vorbereitung sind wir unter anderem folgender Frage begegnet: Wie kann man beweisen, dass man etwas nicht getan hat? Also, wie kann mein Mann beweisen, dass er noch nie kirchlich getraut war? Denn das muss er, damit unser katholischer Pastor ihn traut... Die Antwort ist so altmodisch, dass sie fast aus dem vorvorherigen Jahrhundert sein koennte. Sein Vater muss eine eidesstattliche Erklaerung abgeben... klar, das koennte ja niemals vorkommen, dass ein Sohn heiratet, ohne seinem Vater Bescheid zu sagen, oder?

Dienstag, Dezember 01, 2009

Wer es hat zuerst gerochen...

Einer meiner Freunde fragt immer: Und, was ist Sarah's neuster Trick?

Dieser hier macht mich besonders stolz: Wenn sie (oder jemand anders) lautstark pupst, guckt sie, wo das Geraeusch herkam und macht es dann mit dem Mund nach. Leider kein Trick, den man unbedingt in der Oeffentlichkeit vorfuehren wuerde...