Mit Kind lernt man, wenn man dann also langsam die heimische Hoehle verlaesst, ganz andere Bereiche der Gesellschaft kennen, in denen man sich als arbeitender Single kaum rumtreibt. Zum Beispiel der Kinderarzt. Ich hatte mir das ja ganz einfach vorgestellt, suchst Dir halt einen aus, der verkehrsguenstig gelegen ist, bist ja nicht allzu waehlerisch, solang Du halbwegs mit dem klarkommst ist das schon ok. Ich gehoere doch nicht zu den obsessiven Muettern, die wochenlange wissenschaftliche Recherche betreiben, bevor sie die einfachsten Entscheidungen treffen.
Dann ging das so. Die erste Aerztin gefiel mir sehr, war aber verdammt verkehrsunguenstig gelegen. In der gleichen Gegend wie das Krankenhaus, da hat mein Mann in den Tagen um die Geburt rum 350 Dollar fuer Knoellchen gelassen. Also, suchen wir uns frohgemut jemanden bei uns nebenan. Zur "3 Tage nach der Entlassung" Untersuchung sind wir dann zum Obdachlosenzentrum gefahren. Im gleichen Haus (und direkt Tuer and Tuer mit einem Spezialisten fuer ansteckende Krankheiten) war die verstaubte Praxis von Doktor Teufel. Der hiess nicht wirklich so, sah aber genau so aus, wie der Teufel in einem Film, den wir vor kurzem gesehen haben, wo einer dem Teufel die Seele verkauft, um im Austausch perfekt Gitarre spielen zu koennen. Doktor Teufel ist schwarz und mager und fortgeschrittenen Alters, ein wenig verlangsamt und hat die fiesesten Haende, die Du Dir vorstellen kannst. Jeder Fingernagel in einem anderen blau-schwarz-braun-Ton angefault - damit fasst der unser kleines Juweel an? Das muss doch besser gehn.
Also, 2-Wochen-Check-Up anderswo. Die naechste Praxis ist viel schoener gelegen, in einer bluehenden Seitenstrasse, kein Sozialarbeiter weit und breit. Im Wartezimmer rote Plastikstuehle in Sitzreihen, kein Spielzeug, nichts zu lesen, ausser 100 Zettel an den Waenden, was man hier darf und soll und nicht darf. Eine dicke dunkelbraune Mama mit 6 Kindern freundet sich gleich mit meinem Mann an und faengt an, ihm nutzlose Ratschlaege zur Kinderaufzucht zu geben (z.B. "Gib dem Baby Wasser, das haelt den Darm sauber"). Ich weiss ja nicht warum, aber er hat irgendwas in seinem Gesicht, das anscheinend schreit: "Gib mir bloede Ratschlaege!" Ein Glueck, dass das nicht in meinem Gesicht steht. Mich gruesst die Mama nur, gratuliert und hat sonst nix zu sagen. Nach zweieinhalb Stunden Wartezeit und einer freundlichen Beschwerde meinerseits, werden wir endlich aufgerufen, erfahren, dass unser Baby in eineinhalb Wochen ein Kilo zugenommen hat und treffen einen weiteren unmoeglichen Arzt.
Ihr wisst, ich finde Westafrikaner super... es sei denn, sie werden Aerzte. Ich bin sicher, ich werde auch noch mal nen westafrikanischen Arzt finden, den ich toll finde, dieser war es aber nicht: Er verbrachte mehr Zeit mit dem Ausfuellen von Formularen als mit dem Untersuchen unseres Babys, auf jede Frage, die mein Mann stellte, gab er mir die Antwort (schliesslich ist er ja nur der Vater, was weiss der schon) und das Kind behandelte er wie einen widerspenstigen Kartoffelsack.
Bei beiden Aerzten fuehlten wir uns so unglaublich wie arme Leute - und waren im Wartezimmer umgeben von armen Leuten. Eigenartig, weil ja alle drei von unserer Versicherung das gleich Geld bekommen wuerden.
Also, schon weil wir nicht die Energie haben, weiter von einem Arzt zum anderen zu wandern: Lieber Parkplatz suchen, Knoellchen zahlen, Metro nehmen, was auch immer noetig ist, um zu der Aerztin zu gehn, die so tollen Silberschmuck anhatte (komisch, woran man Leute der eigenen Art erkennt...), bei der ich jedes Wort verstand und deren Sprechstundenhilfe ungefragt laechelte...
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