"Wanderlust" ist genauso wie "Blitzkrieg" und "German Angst" ein relativ neues deutsches Wort das seinen Weg in den amerikanischen Sprachgebrauch gefunden hat. Deutsche Woerter, die sich hier einschleichen, bezeichnen normalerweise etwas, was dem Amerikaner an sich so fremd ist, dass er in der eigenen Sprache kein Wort dafuer kennt.
In Washington faellt das nicht so auf, weil da sowieso alles anders ist und ich mit Leuten aus der ganzen Welt zu tun hab. Aber wenn ich die Schwiegereltern in North Carolina auf dem Land besuche, merke ich ploetzlich, wie absolut German mein Spaziergehdrang ist. In Deutschland sind wir fest davon ueberzeugt, dass Babies jeden Tag an die frische Luft muessen und dass das auch fuer Erwachsene eine hervorragende Sache ist. Wenn ich hier vom deutschen Wandern und Spazierengehn erzaehle, sagen die: "Jaja, wir haben auch Leute, die hiking machen." Aber hiking ist wenn (relativ) junge Leute in Goretex Ausruestung in den Nationalpark fahren und sich da durch die Wildnis schlagen. Hiking ist deren spezielles Hobby, so wie andere Leute Ski fahren oder Kegeln.
Die Tatsache, dass ich jeden Tag mal fuer ein halbes Stuendchen an die frische Luft will, in den Park, an den Fluss oder nur die Strasse runter und dass ich das Gefuehl hab, irgendwas stimmt nicht, wenn ich das nicht kriege... das ist Deutsch. Und so schnapp ich mir (nach einer langen Diskussion: "Die werden ihr Auto anhalten und Dich fragen, ob alles ok ist!") Sarah und den Kinderwagen und laufe die Landstrasse entlang. Keiner haelt an. Aber all gucken und winken. Und haben zu Hause was zu erzaehlen...
(In Ghana fanden mich auch alle komisch: In einem Land, wo die Armen nen halben Tag zu Fuss zum Markt gehn, um ihre zehn Tomaten zu verkaufen und dann wieder nen halben Tag zurueck gehn, ist der Gedanke, dass eine reiche Frau mit Auto freiwillig und ohne Ziel zu Fuss im Kreis rumgeht, einfach nur abstrus.)
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen