Donnerstag, Oktober 29, 2009

Ploetzlicher Allesfresser

Wenn man erst kuerzlich geboren wurde und seitdem nur Muttermilch getrunken hat, muss das unglaublich komisch sein, zum ersten (und zweiten, dritten, vierten) Mal einen Loeffel voll Kuerbispampe oder Reisbrei in den Mund geschoben zu kriegen. WAS SOLL ICH DENN DAMIT??? Also haben wir jetzt ueber einen Monat lang mit relativ wenig Elan mit Essen gespielt, Sarah und ich. Denn das Tollste kommt ja immer noch warm und lecker direkt von Mama. Das ist nicht ungewoehnlich, sogar die Reisbreipackung warnt: Manchmal muss man bis zu zehnmal versuchen, bevor das Baby einen neuen Geschmack akzeptiert.

Gestern abend wurde mir dann ganz ploetzlich klar, dass wir die wichtigste Huerde ueberwunden haben, dass Sarah sich wohl gesagt hat: "Ok, jetzt ess ich auch andere Sachen als Muttermilch." Und so hatten wir gestern ein gemischtes Abendessen, wobei Sarah immer nur mit beiden Armen nach vorne wedelte: "Mehr! Mehr! Mehr verdammt!"

Es gab Brot, Suesskartoffelbrei, Banane und Blaubeeren. Bis sie pappsatt war. Pappsatt? Na, da ist immer noch ein bisschen Platz fuer Muttermilch...

Dienstag, Oktober 27, 2009

Treats for the Troops (Schokolaten fuer die Soldaten...)

Das ist gleich eine Kombination zweier grosser amerikanischer Traditionen: Halloween und Truppenverehrung. Ich werde dieses Jahr zum ersten Mal auf der gebenden Seite von Halloween sein, mich also gruslig verkleidet hinter der Haustuer verstecken, meinen Plastikdaemonen auf die Veranda stellen und kleinen Kindern Schoklaedschen geben. Und da hab ich dann grade gesehn, dass ich damit auch noch gleich die Truppen in Uebersee unterstuetzen. Also erst sammeln die verkleideten Kinder den Suesskram an unseren Haustueren ein, und dann versuchen wir, sie dazu zu ueberreden, den ganzen Kram zu spenden, damit ehrenamtlich gesinnte Soldatenfrauen damit Struempfe fuellen, die dann als Weihnachtsueberraschung an unsere Jungs (also, deren Jungs) nach Irak und Afghanistan gehn.

Ja, wir sind in dem Land, in dem Fremde auf einen Soldaten in Uniform zugehn, ihm kraeftig die Hand schuetteln, "Danke Jungs!" sagen und dann weitergehn...

Samstag, Oktober 24, 2009

Oder vielleicht doch lieber ein Wachhund?

Beinahe ne Alarmanlage

Gestern hatten wir Besuch von der Alarmanlagen-Lady. Nachdem ich mich lange dagegen gestraeubt hab, mein Haus zum Hochsicherheitstrakt zu machen, hab ich schliesslich eingesehn, dass mir die Alarmanlage von allen moeglichen Optionen (Pit-Bull Terrier, Pistole, Gitter vor den Fenstern) am besten gefaellt. Natuerlich geh ich davon aus, dass ich sie immer wieder selbst ausloesen werde, weil ich die Nummer vergessen hab oder einfach ganz vergessen, dass ich sie angestellt hatte. Aber was mir gefaellt, ist dass mein Haus dann nicht nach Hund stinken wird und dass ich weiss: Wenn etwas passiert, kommen sofort ein paar grosse starke Maenner und helfen mir. Das ist mir besonders deshalb wichtig, weil ich viel allein zu Hause bin - wer wuerde da nicht gern ab und zu von grossen starken Maennern Besuch kriegen...

Nun, nachdem sie sich das ganze Haus angeschaut hatte und mit Geschichten ueber ihre eigene Tochter und ihre eigene Alarmanlage ein typisch amerikanisches Gefuehl von "Ich bin ein Verkaeufer aber auch Euer Freund" aufgebaut hatte und wir bereit waren, ihre Alarmanlage anzuschaffen, machte unsere Lady einen entscheidenen Fehler: Sie legte uns den Vertrag hin und sagte: "Warum unterschreibt Ihr nicht gleich hier, das koennt Ihr ja noch drei Tage lang wiederrufen, falls Euer Vermieter Einwaende hat. Wenn Ihr jetzt gleich unterschreibt, muss ich nicht nochmal rauskommen, und wir koennen das alles schnell ueber die Buehne kriegen."

Das haben wir dann auch gleich gemacht. Und als sie weg war, sind wir aufgewacht. Und heute morgen waren wir dann beide so veraergert ueber dieses: "Bitte unterschreiben Sie sofort hier mit Ihrem Blut, danke jetzt gehoert mir Ihre Seele fuer immer." Verhalten, dass sie allein deshalb gleich einen Anruf kriegt: "Dankeschoen aber wir wollen unsere Seele doch lieber behalten." Und dann gehn wir zu ner anderen Firma und lassen uns weniger ueberrumpeln...

Dienstag, Oktober 20, 2009

Fortschritt in Ghana




Erinnert Ihr Euch noch an Francis, den Nachbarn meiner Freundin Debbie in Ghana? Er hat sich um ihr Haus gekuemmert und sie hat ihn quasi adoptiert... Bevor sie Ghana vor drei Jahren verliess, hat sie versucht, ihm dabei zu helfen, sich als Schweisser selbstaendig zu machen. In einer langen Geschichte ging es immer weiter hin und her, Land zu finden, auf dem man eine Werkstatt bauen kann, erwies sich als fast unmoeglich und immer wenn es so aussah, als wenn alle Probleme geloest seien, gab es ploetzlich (!) keinen Strommast oder das ganze Geld musste fuer ein Begraebnis ausgegeben werden... Als ich vor ein paar Tagen die Fotos von Francis bei der Arbeit im eigenen Betrieb bekam, hatte ich deshalb auch Traenen in den Augen und war begeistert. Debbie und ich haben in Bolga immer wieder gemerkt, dass man einen laengeren Atem haben muss, als die typische europaeische Lunge produzieren kann, wenn man in Afrika was erreichen will...

Samstag, Oktober 17, 2009

Umzug

Heute ist Sarah's Bett ins Kinderzimmer umgezogen. Da schlaeft sie nun seelenruhig und ich geh andauernd rein, um zu gucken, ob alles ok ist. Erst hatte mein Mann das Licht aus und die Tuer zu gemacht. Aber das ging gar nicht, da war ja die Nabelschnur in der Tuer eingeklemmt... Jetzt gibts ein Daemmerlicht und eine offene Tuer und trotzdem fuehlt's sich komisch an. Mal sehn, was sie sagt, wenn sie aufwacht. Und: Mal sehn, wann sie aufwacht...

Unser Team hat gewonnen!

So fuehlt es sich zumindest an. Alle regen sich ueber Obamas Nobelpreis auf, aber ich muss ganz ehrlich sagen, was mich viel mehr mitgerissen und begeistert hat, ist der diesjaehrige Oekonomie Nobelpreis. Jaja, ich weiss, das hoert sich ziemlich bescheuert und abgehoben an. Aber stellt Euch vor, ich kenn sogar Leute, die mit Elinor Ostrom zusammenarbeiten, also kenn ich fast eine Nobelpreistraegerin. Aber was mich noch mehr begeistert als meine eigene Naehe zum Ruhm (haha), ist dass dieser Preis an eine Frau geht, die seit Jahren darueber forscht, wie Gruppen (z.B. die Bewohner eines Afrikanischen Dorfes) natuerliche Resourcen gemeinsam schuetzen und nutzen koennen. Und das waehrend der ganze wissenschaftliche Mainstream ueberzeugt war, dass staatliche Verwaltung oder Privatisierung die einzigen Loesungen seien. Also, unser Team hat gewonnen!

Willkommen im 21. Jahrhundert

Ein Friedensrichter (also Standesbeamte) in Louisiana weigerte sich letzte Woche, ein gemischtrassiges (so heisst das hier) Paar zu trauen. Er sagte, dass er das vor allem zu Gunsten der Kinder machen wuerde, die dann nicht geboren wuerden und denen er das Unglueck ersparen wuerde, unter der scheiternden Beziehung ihrer Eltern zu leiden. Nein, ein Rassist sei er nicht, schliesslich habe er kein Problem damit, schwarze Paare zu trauen.

Ja, schon klar...

Nein, damit wird er so einfach nicht durchkommen und das war vermutlich seine letzte Amtshandlung.

Freitag, Oktober 16, 2009

Ohohooooma


Wir vermissen Dich!

Sonntag, Oktober 11, 2009

Und dann?

Ja und dann sind Oma und Kind in Washington jeden Morgen zu den Obamas gegangen (also die schoene schnurgrade Strasse von uns zum Capitol), mittags hab ich mich mit ihnen getroffen und wir haben zusammen was ausgeheckt. Zum Beispiel in die hinterletzte Ecke hinter dem Gefaengnis und dem Knackikrankenhaus gelaufen, wo man seinen Tuberkulosetest machen muss, wenn man die Greencard will. Oder mit dem Auto nach Vietnam fahren, ins Eden Center vor den Toren Washingtons, das ist eine Mall, die so asiatisch ist, dass es auch so stinkt, wie auf einem asiatischen Markt. Da kann man fieses Essen angucken, oder Friseusinnen dabei beobachten, wie sie Maennern mit Haekelnadeln die Ohren sauber machen. Oder schliesslich mit der Metro nach El Salvador fahren und von da zu Fuss nach Hause laufen, bis man nur noch Plattfuesse hat, vorbei an Strassenfesten mit Grillen und Huepfburgen und durch einen Park, in dem ein Zementmischer sich an Rom erinnerte als er den Wasserfall baute...

Jetzt ist das alles schon vorbei, die Mutter ist zurueck im Heimatland und Obamas muessen wieder allein klarkommen. Wir auch.