Freitag, April 26, 2013

Mama, wir sind faule Pilze

Ja, die Reise nach Afrika hat mir das Herz schwer gemacht, denn ich weiss, dass ich im Moment vor allem hier hin gehoere, und jede Reise, selbst fuer ein paar Tage, eine grosse logistische Leistung aller Beteiliger ist. Selbst Baby David lernt schon, wie man auf dem Smartphone Videos anguckt. Aber alles Hadern bleibt aussen vor, wenn Sarah an einem Schultag ne halbe Stunde frueher aufsteht, in mein Bett kriecht, wir kuscheln und sie mir irgendwann genuesslich ins Ohr fluestert: "Mama, wir sind faule Pilze." (Faulpelze?)

Dienstag, April 16, 2013

Schreibt was Ihr wollt

Was mich zum Fruehstueck erstaunt: Die Zeitung, die es hier im Hotel zu lesen gibt, ist voller Regimekritik, Journalisten schreiben offen von Diktatur, Waehlereinschuechterung, Opposition ins Gefaengnis werfen und Dorfbevoelkerung dumm halten. Ich haette weniger Medienfreiheit erwartet... Die naechste Wahl (wahrscheinlich noch dieses Jahr) kann sich das Land finanziell nicht leisten, muss deshalb mit externen Finanziers auch externe Kontrollen zulassen. Ich bin gespannt...

Nix fuer Nasen


Kann mir mal einer erklaeren, warum es im suedlichen Afrika so viel aufdringlichere unangenehme Koerpergerueche gibt, als in Westafrika???

Chinafrika


In ganz Afrika sind Chinesen eine wachsende Kraft, bauen Grossprojekte und sichern sich Zugang zu Rohstoffen. Aber in einer Diktatur, mit der die westliche Welt nur zoegerlich zusammenarbeitet, ist ihre Praesenz noch viel deutlicher zu spueren. Im Flugzeug von Aetiopien waren sie die zweitgroesste Gruppe (nach den Afrikanern). Und wenn ich hier durch die Hauptgeschaeftsstrassen geh, seh ich keine Weissen, ein paar indische alteingesessene Ladenbesitzer und Gruppen junger Chinesen.

Montag, April 15, 2013

Koloniale Gefuehle

Krieg ich immer, wenn ich irgendwo bin, wo ich nie im Leben mit dem Kellner die Rolle tauschen koennte. Und wo alle schockiert waeren, wenn sie wuessten, dass ich waehrend des Studiums jahrelang gekellnert hab...

Und hier in Harare, Simbabwe, wo ich im feinsten Haus am Platze wohne, ist das sicher der Fall. Habe grade allein diniert (Abendessen kann man das nicht nennen), von schwarzen livrierten Kellnern umscharwenzelt, Stuhl zurechtruecken, Stoffserviette auf den Schoss platzieren, ueber alle meine Scherze lachen, das ganze in einem plueschigen Raum mit Klavierspieler und dieser Atmosphaere, die versucht, englischer als die Englaender zu sein. In so einem Moment kann ich mir so gut vorstellen, wie das hier vor 50 oder 80 Jahren war. Und versuche mir dann auch vorzustellen, wie diese dienstfertigen Maenner aussehn und sich benehmen, wenn sie Feierabend haben, mit Schlabberhemd und Hose auf nem Plastikstuhl an der Strasse sitzen, ein Bierchen trinken, den Frauen hinterherpfeifen und ueber den Job laestern.

Wenn man mit der Weltbank reist, ist das als haette man seinen eigenen massgeschneiderten goldenen Kaefig mit dabei. Also werde ich in meiner kurzen Woche hier auf keinem Plastikstuhl sitzen und wenig davon mitkriegen, wie dieses Land wirklich aussieht. Was kann ich tun? Taxifahrer ausfragen. Augen auf im Strassenverkehr. Tief einatmen. Aber erstmal die 20 Stunden Anreise (ueber Aetiopien) aus dem Koerper schlafen... Ach ja, und trotz allem, mich freuen, dass ich nach 3 Jahren endlich nochmal in Afrika bin...